Gastautor/-in, 28. November 2020, 10:00 Uhr

Erfahrungen mit dem Blitz, der weiss was er will …

Es ist schon fast drei Jahre her, dass Canon den ersten Blitz mit intelligenter Reflektorsteuerung (Fotointern berichtete) vorstellte. Im September vor einem Jahr kam ein vergleichbares Modell von Kenko auf den Markt, der AI Flash AB-600R, den es neben der Canon-Version auch für Nikon gibt. Christian H. Hildebrand und seine Künstler- und Lebenspartnerin Zaboo haben den intelligenten Blitz während einigen Wochen bei ihrer täglichen Arbeit eingesetzt. Hier sind ihre praktischen Erfahrungen.

 

Praxistest mit einem flotten Blitz: Wall-E is back!

Von der ersten Begegnung an war es so etwas wie Liebe auf den ersten Blick: Ein Blitzgerät, das in jeder Situation perfekt indirekt blitzt und dabei immer das optimale Licht liefert, hatten sich die beiden schon lange gewünscht. Schon das Canon Speedlight 470 EX AI hatte diesbezüglich Schlagzeilen gemacht, doch nun gab es von Kenko Vergleichbares, und dazu noch mit Nikon-Anschluss. Wie arbeitet das Gerät in der Praxis, und hält es, was es verspricht?

 

Innert Sekunden zwei perfekt ausgeleuchtete Bilder während der Kreation einer Torte – ideal für einwandfreie Bilderserien und bewegte Situationen, die nicht wiederholt werden können (aus der Reportage «Happynomie verwöhnt die Bevölkerung» während der Corona-Zeit)

Der Kenko AB600-R blitzt im Bouncing-Modus indirekt über eine potentiell vorhandene helle Fläche, zum Beispiel eine Wand oder die Raumdecke, die er selbständig sucht und die vorherrschenden Distanzverhältnisse ausmisst. Dabei reicht es, ihm vorab die gewünschte Richtung anzugeben. Während dieser Einstellung blitzt das Gerät ein bis zweimal kurz auf und lässt die Kamera das reflektierte Licht über TTL messen. Beim Anvisieren des Motivs dreht dann der Blitzkopf dank eingebautem Motor automatisch in die optimale Richtung und folgt den Bewegungen des Fotografen. Das funktioniert sehr gut und zuverlässig. Puristen mögen monieren, dass ein erfahrener Fotograf dies ebenso schnell von Hand bewerkstelligen könne – also gar nicht so ein weltbewegender Vorteil?

Die Praxis beweist anderes, denn das pfiffige an dieser neuartigen Funktion ist der Umstand, dass der Blitz augenblicklich merkt, wenn ich die Kamera plötzlich vom Quer- ins Hochformat drehe. Sofort wird der Reflektor nachjustiert und in dieselbe Stellung gebracht, wie vorher beim Querformat. Das ist sehr angenehm, denn so kann sich der Fotograf besser dem Motiv zuwenden ohne zuerst am Blitz «rumfummeln» zu müssen.

 

Das mit Zucker bestäuben der Torte ist das «Tüpfli auf dem i» des Confiseurs. Der Kenko AB600-R leuchtet die Szene blitzschnell und perfekt schattenlos aus

Das ist der sogenannte Wall-E Effekt, wie Zaboo ihn nennt, und dass der Kenko AB600-R es ihr dermassen angetan hat, hat einen guten Grund: Technik ist gut, aber wenn sie voll konzentriert eine spannende Situation verfolgt, schätzt sie eine Technik, die sie dabei unterstützt und entlastet, ohne dass sie auf die gewohnte Qualität verzichten muss.

 

Bequeme Shootings, bei denen man sich aufs Wesentliche konzentrieren kann. Sowohl die Szene im Vordergrund als auch die Raumumgebung sind perfekt ausgeleuchtet

Die Bildresultate sind überzeugend, es entstehen sehr natürlich ausgeleuchtete Bilder. Dem massiven Leistungsverlust beim Indirektblitzen stemmt der Kenko AB600-R Leitzahl 60 entgegen, was recht hoch und für die meisten Lichtsituationen mehr als genug ist.

 

Auch beim direkten Blitzen reicht die Leistung für die Ausleuchtung eines grösseren Raumes dank Leitzahl 60 bestens aus

Die hohe Blitzleistung ist insbesondere auch dann ein grosser Vorteil, wenn bei Sonnenlicht ein Gesicht aufgehellt werden muss. Ein Blitz, der gegen die Sonne antreten muss, braucht ziemlich Dampf!

 

Aufhellblitz bei Sonnenlicht (aus der Reportage «Buchvernissage» Beat Dittli im Freien während der Corona-Zeit)

Auch die Blitzladezeiten sind schnell, selbst bei hoher Leistungsabgabe. Zusammen mit guten NIMH Akkus sind so problemlos über 200 Blitze möglich. Somit ist der Blitz bestens reportagetauglich, was insbesondere bei Presseaufträgen, wo es meist schnell gehen muss, ein erheblicher Vorteil ist. Ausserdem ist die Ausleuchtung im Bounce-Modus angenehm weich, was Reportage-Bilder mit einer sehr natürlichen Stimmung ergibt.

 

Subtile Ausleuchtung im Bouncing-Modus. Dem Bild sieht man kaum an, dass ein Blitz im Einsatz stand. (aus der Reportage «Sonderausstellung Uhren- und Zeitmessungen», Zuger Depot für Technikgeschichte)

Die Verarbeitung des Gerätes ist hochwertig, der Blitzschuh arretierbar und gegen versehentliches Öffnen geschützt. Die ausziehbare Streuscheibe ermöglicht auch den Einsatz von sehr weitwinkligen Objektiven.

 

Aufnahme in einem unterirdischen, etwa 4 Kubikmeter grossen Technikraum und nach oben gegen den Himmel fotografiert. Das lichttechnisch schwierige Objekt ist perfekt ausgeleuchtet

Obwohl ein aufsteckbarer Diffusor mitgeliefert wird, vermisste ich etwas einen weissen ausziehbaren Minireflektor, welcher bei den meisten Systemblitzen standardmässig eingebaut ist und oft gute Dienste leistet – denn was bei Bedarf immer da ist, kann man nicht irgendwo liegen lassen.

 

Der legendäre «Pfadi-Hamburger» aus der Reportage «Pfadi Morgarten-Ägerital», reaktionsschnell und perfekt aufgeblitzt

Etwas Nachbesserungsbedarf gibt es, wenn der automatische Bounce-Modus deaktiviert ist. Dann muss ich ja wie gewohnt den Reflektor in eine gewünschte Position manövrieren, was zwar problemlos möglich ist, doch ist das Gelenk so leichtgängig, dass sich beim Schräghalten der Kamera der Blitzkopf langsam dem Boden zuzuneigen beginnt. Weiter hat sich gezeigt, dass die Beschriftung der erhöhten Tastenbezeichnungen nach kurzer Anwendungszeit schon etwas abgerieben war. Allerdings relativiert sich dieser Nachteil dank den fühl- und sichtbaren Erhöhungen.

 

Fazit

Das Blitzgerät hat sich in allen Praxissituation sehr gut bewährt, auch dann, wenn die Raum- und Lichtverhältnisse ausgesprochen schwierig waren. Es ist ein überdurchschnittlich leistungsstarker, intelligenter Begleiter für jede Fototasche zum attraktiven Preis von CHF 489.00, der einige der führenden Kamerahersteller der gleichen Leistungsklasse unter Druck setzen könnte.

Praxisaufnahmen und Text: Christian H. Hildebrand und Zaboo

Weitere Informationen über den Kenko AI  gibt es hier.

Kenko-Produkte werden in der Schweiz vertrieben durch
GMC Trading AG
CH-8305 Dietlikon
Tel. 044 855 40 00

Das Autorenpaar

Bild: Christian H. Hildebrand, Zuger Zeitung (2020)

Berufsfotograf Christian H. Hildebrand lebt und arbeitet mit Porträtistin Zaboo zusammen. Sie realisieren gemeinsam von Spontaneität geprägte Projekte und Ausstellungen. Im Alltag führen sie Aufträge mit Schwerpunkt Event, Porträt, Firmenporträt, Image, CI und Architektur aus. Auch A-La-Carte Events mit gemischten Aktionen und Performances Foto/Malerei und Teilnehmer-Animation gestalten sie für ihre Kundschaft. Christian H. Hildebrand ist für die lokale und internationale Presse tätig.

Webseite: fotozug.ch
Instagram: @fotozug.ch, @christianherberthildebrand, @artelier.ch

2 Kommentare zu “Erfahrungen mit dem Blitz, der weiss was er will …”

  1. Eigentlich eher kritisch gegenüber solchen Berichten, finde ich die Resultate überaschend gut. Besonders auch übers Gesamte & eher schwierige L.Situationen.

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