Urs Tillmanns, 26. April 2020, 10:00 Uhr

Die halbwilden Pferde der Camargue

Es gibt viele gute Gründe die Camargue zu besuchen … Lavendelfelder, Flamingos, Strände oder die weissen Camargue-Pferde. Für mich waren es die Pferde, warum ich schon bereits vor 40 Jahren in die Camargue fuhr. Kleine starke Pferdchen mit einem guten und genügsamen Charakter. Diejenigen, welche in Halbfreiheit leben, haben es gut. In Herden leben sie im Sumpfgebiet und grasen die Algen. Ihre verschliessbaren Nüstern sind einmalig unter den Pferden und ermöglicht es ihnen unter Wasser zu fressen. Die Fohlen sind bei der Geburt noch dunkel und werden erst mit zehn Jahren vollkommen weiss.

Die Camargue-Pferde wurden früher von den «Gardians» (französische Rinderhirten) zum Arbeiten mit den Kampfstieren eingesetzt. Heute dient es als gutmütiges Reit- und Freizeitpferd. Ich konnte selbst ausprobieren, wie trittsicher und spontan sich die Tiere über das schwierige Gelände bewegen.

 

Wenn ich heute die Pferde besuche, dann vornehmlich um sie zu fotografieren. Ich durfte die Herden in den Sümpfen der Camargue besuchen und konnte sie stundenlang in ihrem Herdenverhalten beobachten. Die spielerischen Kämpfe der Junghengste, das Dominanzverhalten untereinander … aber eigentlich fressen oder dösen sie am liebsten den ganzen Tag – was nicht unbedingt die fotografischen Highlights sind. Darum haben mir auch schon die Gardians geholfen etwas Bewegung in die Szene zu bringen, denn die Pferde bewegen sich eigentlich nur, wenn sie Nahrung finden müssen oder wenn es Rangeleien gibt.

 

Es ist einfach herrlich, wenn man die Bewegungen mit der Kamera einfangen kann. Ich vergass vor lauter Begeisterung auch schon mal den Auslöser zu drücken. Als Ausrüstung benutze ich eine Vollformat-Kamera mit Teleobjektiven von 70-200 oder 100-400 mm. Auch ein Weitwinkel kann vereinzelt interessant sein.

 

Mit der heutigen Technik der Kameras ist vieles möglich, was vor wenigen Jahren noch undenkbar war. Früher musste ich jeweils die Pferde in den Schärfebereich reinlaufen lassen, was ohne Autofokus ein ziemlich mühsames Unterfangen war. Heute ist das alles einfacher.

 

Was mir aus der analogen Zeit der Dunkelkammer geblieben ist, ist die Liebe zur Schwarzweiss-Fotografie. Ich mag den ästhetischen, zeitlosen Ausdruck, die Stille des Abends. Das schönste Kompliment machte mir mal ein Ausstellungsbesucher als er sagte, das Bild habe schöne Farben.

 

Ich sehe heute noch wie das Bild im Entwickler entstand, doch bereue ich es nicht auf digital umgestiegen zu sein. Sicher, der Weg ist ein Bestandteil der Fotografie. Aber ich sehe den Weg eher dort wo das Bild entstanden ist. Also bei den Pferden oder bei anderen Begegnungen. Diese Begegnungen sind auch die Motivation und die Freude, die mich antreibt den Aufwand auf mich zu nehmen, da ich eigentlich nicht gerne reise und auch nicht sehr sprachgewandt bin.

Zum Fotografieren kam ich übers Zeichnen. Ich dachte mir, das geht viel schneller und die Proportionen und Perspektiven stimmen zudem noch. Doch da habe ich mit getäuscht. So schnell, schnell geht gar nichts in der Fotografie.

Text und Bilder: Markus Saxer

Biografie

Markus Saxer, 1956 geboren und aufgewachsen in Villmergen, ist gelernter Elektriker, Energie-Techniker und diplomierter EDV-Techniker. Er war als Test-Ingenieur und EDV-Fachmann bei Credit Suisse und beim Bund (BIT) tätig. Heute ist er als Autodidakt freischaffender Fotograf und Naturfreund unterwegs. Beginnend mit der analogen Technik der Filmentwicklung in den 80er Jahren, hat er die Arbeitsweise sinngemäss auch im digitalen Labor beibehalten. Schwerpunkt ist die Schwarzweiss-Fotografie in ihrem ursprünglichen Sinne.

Freie Arbeiten und eigene Projekte im Bereich Menschen, Pferde und Landschaften sind die Schwerpunkte des Schaffens. Es sind ehrliche, unverfälschte Arbeiten von feiner, schlichter Ausdrucksweise. Die Auseinandersetzung mit dem Motiv und der Technik, die Freude am Bild spiegelt sich in den Kompositionen, welche immer auch Raum offen lassen für eigene Gedanken und Gefühle. Die Suche nach Motiven führen ihn zu den freilebenden Pferden in den Naturreservaten von Spanien, Bosnien, Namibia oder Frankreich.

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