«Wenn der Wind richtig ist, kommt da hinten die Wolke, die wird in zehn Minuten hier an dieser Stelle sein. Dann können wir das Foto machen» … hatte August Sander einmal seinem Enkel Gerd (*1940) erklärt. Ein Jugenderlebnis, dass ihm unvergessen bleibt. Auf solche Details kommt es also an, damit ein Foto wirklich ein Foto ist – eines, das nicht nur nach allen Regeln der Gestaltungskunst stimmt, sondern eines, das dem menschlichen Auge gefällig ist.
Um August Sander (1876-1964), einer der berühmtesten Fotografen des 20. Jahrhunderts, der mit seinen Porträts einen richtungsweisenden Stil geprägt hat, geht es in diesem Buch. Gerd Sander erinnert sich an viele Begebenheiten und Erlebnisse mit seinem Grossvater, der für ihn Vorbild und Mentor war. Aber nicht nur er, sondern auch die Person und das Schaffen seines Vaters Gunther Sander (1907-1987) hat viel zu seiner beruflichen Ausrichtung als Fotograf und späterer Galerist in New York beigetragen.
Die Erlebnisse von Gerd Sander gehen in die Fünfziger-, Sechziger- und Siebziger-Jahre zurück, in eine Zeit also, in der die Fotografie einen enormen technischen aber auch stilistischen Wandel vollzog. Diese Zeit hat Gerd Sander in seiner Karriere als Fotograf miterlebt, geprägt von seinem Grossvater und seinem Vater als menschliche und berufliche Vorbilder. Er hat viel zu erzählen, was Christian Scholz nun in diesem Buch für die Nachwelt festgehalten hat. Schilderungen, die nicht nur die Geschichte der Sander-Dynastie betreffen, sondern die eine interessante und seltene Darstellung der Arbeitsweise und des damaligen Bildverständnisses zum Thema haben – und vieles in Frage und zur Diskussion stellen.
Für wen ist dieses Buch? Einmal für all jene, die ein besonderes Interesse am Werk und der Persönlichkeit von August Sander haben, denn es gibt bisher kaum eine auch nur annähernd so authentische Erzählung zu spannenden Episoden aus dessen Leben. Dann aber auch für Leser, die ein fotohistorisches Interesse haben und die Schilderungen der damaligen Zeit besonders schätzen.
Das Buch betrachte ich als sehr wertvoll, mit dem Bedauern, dass es nur als broschiertes Textbuch – zwar mit einem Bildteil mit Fotos von Gerd Sander – nicht ganz diesem Wert gerecht wird. Auf der Basis dieses Textes hätte man mit einem grosszügig illustrierten Bildband, mit Werken der drei Fotografen August, Gunther und Gerd Sander, wahrscheinlich eine breitere Interessentengruppe erreicht.
Urs Tillmanns
Buchbeschreibung des Verlages
Die Gespräche mit Gerd Sander über Fotografie sind das Ergebnis eines jahrzehntelangen Dialogs zwischen dem Zürcher Fotografen Christian Scholz und Gerd Sander.
Diese Zeugnisse und eine biografische Skizze von Gerd Sander werden nun erstmals publiziert, gleichzeitig wurden eigene Bildwerke exklusiv für die Publikation ausgewählt. Sie stammen aus den 50er, 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, als Gerd Sander in Köln Fotograf war. Schon sein Vater übte diesen Beruf aus und auch sein berühmter Grossvater August Sander (1876–1964). Um ihn geht es vor allem. Er ist längst überall dort präsent, wo es um Porträtkunst in Schwarzweiss geht.
Christian Scholz hat seine Gesprächsnotizen zu einem Destillat geformt, das verschiedenste Fragen der Fotokunst erörtert. Gleichsam als Subtext wird eine fotografische Tradition erkennbar, die mit Handwerk und Menschlichkeit, mit Präzision und Zuverlässigkeit, mit Qualität und Formkraft verbunden ist. Dialogteil und Bildwerke im Buch verdeutlichen, dass Aufmerksamkeit in Zeiten der digitalen Selbstdarstellung und Bilderflut ein immer kostbareres Gut ist.
Der Inhalt
Gerd Sander, der Unermüdliche. Vorwort von Christian Scholz
«Das ist Kunst» Gespräche mit Gerd Sander mit Fotografien von Christian Scholz
«Es hat sich so ergeben». Eine biografische Skizze von Gerd Sander
Gerd Sander – Fotografien
Danksagung
Der Autor
Christian Scholz, Fotograf, 1951 in Stockholm geboren, lebt und arbeitet in Zürich. Seit 1989 arbeitet er kontinuierlich am künstlerischen Programm «Porträtwerk Schweiz». Vier Werkgruppen entfalten einen Kontext, in dem Porträtkunst völlig neu gesehen werden soll. Editionen erstmals dazu 2018. Parallel verfolgte er u.a. Projekte zur Körperfiguration bei Mensch, Tier, Flugzeug und Violine. Und zu Lichtphänomen in Rom, Marseille, Nizza, Barcelona und an anderen Orten. Sein jüngstes 5-Jahres-Projekt beschäftigte sich mit der Entfaltung einer imposanten Architektur des Baslers Roger Diener (Swiss Re Next, Zürich). Sein fotografisches Werk in Farbe und Schwarzweiss befindet sich in nationalen und internationalen Sammlungen.
Bibliografie
Christian Scholz
«Das ist die Kunst – Gespräche mit Gerd Sander über Photographie»
104 Seiten, Format: 16×22 cm, mit Schwarzweiss-Abbildungen
geleimt, broschiert
Edition Schwarzweiss, Aesch BL
ISBN 978-3-9524404-5-2
Preis: CHF 27.00 / EUR 25,00
Vorzugsausgabe CHF 300, signiert, mit eingelegtem Sander-Porträt und Werkzertifikat
Das Buch kann im Buchhandel bezogen oder beim Verlag bestellt werden.
Klingt sehr interessant, vielversprechend.
Danke für den Tipp (wie überhaupt für viele Bücher die hier vorgestelt werden).
Wunderbar. Mich stört einzig, dass sich Christian Scholz zu sehr in den Vordergrund schiebt.