Markus Zitt, 31. Dezember 2018, 10:00 Uhr

Kamera- und Objektivneuheiten sowie Trends des Jahres 2018

Hier bringen wir eine Bestandsaufnahme der Trends und Kameraneuheiten des vergangenen Jahres, das mit neuen Kamerasystemen und der letzten Photokina im Herbst nicht nur interessante Neuheiten brachte, sondern Weichen für die Zukunft stellte.

Rückblickend war 2018 das Jahr der spiegellosen Systemkameras und der grossen Bildsensoren. Dies dürfte jedoch kaum jemanden überraschen, der die Entwicklung des Fotomarktes und der Kameratechnik verfolgt und regelmässig Berichte und Diskussionen in entsprechenden Medien und auf Plattformen rezipiert. 2018 stellte zugleich das 10 Jährige Jubiläum der Spiegellosen als Kamerakategorie dar (siehe ausführlichen Bericht).

Die Erwartungen für 2018 hinsichtlich neuer Kameras und interessanten Ankündigungen der Fotobranche waren zum Jahresbeginn ausgesprochen hoch, denn in einem Jahr mit einer Photokina, der (bis dato bzw. noch immer) weltgrössten und bedeutendsten Imaging-Messe, sind bahnbrechende Neuheiten und Innovationen angesagt. Mit der Messe Ende September war jeweils ein Kulminationszeitpunkt der Ankündigungswellen vorgegeben. (Künftig findet die Messe anfangs Mai statt.)

Insbesondere standen 2018 aber mit Canon und Nikon zwei der führenden Kamerahersteller unter enormem Druck, spätestens zur Photokina endlich spiegellose kompakte Systemkameras (CSC, Compact System Camera) zu präsentieren, die mit Vollformatsensoren, einem fortschrittlichen Funktionsumfang und hoher Leistungsfähigkeit ambitionierte oder gar professionelle Fotografen zufrieden stellen können. Denn die bisherigen spiegellosen Produkte beider Firmen sowie von Ricoh Pentax konnten anspruchsvolle Nutzen bislang kaum befriedigen. Es schien, als ob diese DSLR-Anbieter ihre DSLRs offenbar nicht mit ähnlich leistungsfähigen CSCs konkurrieren wollten, denn sie konzentrierten sich auf einfachere CSC-Modelle für Einsteiger und Kompaktkamera-Aufsteiger – brachten vielleicht mal ein anspruchsvolleres Modell für Hobbyfotografen. Das Nicht-Wollen oder das Unvermögen dieser Marken führte in den letzten Jahren zu einem Reputationsverlust und zum Abwandern vieler ihrer DSLR-Fans zu anderen Marken mit einem richtigen CSC-Sortiment, insbesondere Sony mit der Alpha-7-Reihe, aber auch zu Fujifilm mit ihrem X-System profitierten davon.

 

Dieses Jahr hat auch Nikon endlich ein spiegelloses Kleinbild-Vollformatkameras eingeführt. Das neue Z-System wurde vor der Photokina vorgestellt und konnte an der Messe erstmals von der Öffentlichkeit in Augenschein genommen werden. (Personenbild Koelnmesse)

 

Doch nun – etwas über zehn Jahre nach Einführung dieser Kamerakategorie durch Panasonic und Olympus sowie fünf Jahre nach Sonys Start ihrer KB-Vollformatkameras (Alpha 7/9) – haben beide Firmen wenige Wochen vor der Messe neue spiegellose Vollformatsysteme lanciert und dazu erste Kameras und Objektive vorgestellt. Doch Canon und Nikon blieben nicht die einzigen, die ein neues CSC-Vollformatsystem lancierten.

 

Photokina als Neuheitenmesse

Übrigens nicht nur die spiegellos «rückständigen» Canon und Nikon waren 2018 an einem Wendepunkt angelangt, sondern ebenso die 1950 initiierte und ab 1966 alle zwei Jahre im Herbst durchgeführte Photokina, die erneut einen dramatischen Ausstellerrückgang zu verzeichnen hatte. Wie bei vielen Messen schwindet auch die Bedeutung der Photokina als Neuheiten- und Präsentationsplattform stetig.

Darauf hat die Messeveranstalterin 2017 mit stetigen thematischen Erweiterungen (Videofilmen, Augmented Reality, Drohnenfotografie etc.) sowie einem neuen Veranstaltungskonzept reagiert (siehe Meldung). So findet die Photokina künftig jährlich und jeweils im Mai statt. Zudem wurde bereits mit der 2018er Ausgabe die Dauer um zwei Tage auf vier verkürzt (Mittwoch bis Samstag). Ursprünglich war geplant die nächste Photokina bereits im Mai 2019 (8. Mai bis 11. Mai 2019), also rund sieben Monate nach der 2018er Ausgabe durch zuführen, doch haben die Veranstalterinnen kürzlich die 2019er Messe abgesagt (Meldung). Die nächste Photokina ist nun für 2020 geplant (Mittwoch, 27.05.2020 bis Samstag, 30.05.2020).

Was Kameraneuheiten anbelangt, bot diese Photokina selbst nur wenige, wurden doch die meisten Neuheiten in den vorausgegangenen Wochen angekündigt und waren dann erstmals an der Messe zu sehen. Waren es in diesem Vorfeld die Ankündigung der spiegellosen Systeme von Canon und Nikon sowie die der X-T3 von Fuji, die für Furore sorgten, so erregten während der Messe die Produktankündigungen von Fujifilm (spiegellose Mittelformatkameras und Objektive), Panasonic (neues spiegelloses Vollformatsystem) und Zeiss (Edelkompaktkamera mit Lightroom) das grösste Aufsehen.

An der Photokina kündigten Sigma, Leica und Panasonic ihre L-Alliance um den gemeinsamen L-Mount an. Fototermin nach der Pressekonferenz mit Kazuto Yamaki (Sigma), Andreas Kaufmann (Leica) und rechts Junichiro Kagawa (Panasonic). (Bild: Koelnmesse)

 

Die vielversprechendste Ankündigung an der Messe war aber jene von Leica, Panasonic und Sigma zur «L-Mount Alliance». Die drei Firmen einigten sich darauf, gemeinsam das L-Bajonett zu nutzen. Dieses war 2014 mit der Leica T (heute TL) – einer Spiegellosen mit APS-C-Sensor – eingeführt worden und ist seither nicht nur in den TL-/CL-Modellen, sondern ebenfalls in der 2015 vorgestellten vollformatigen Leica SL zu finden. Alle drei Firmen werden Kameras und Objektive mit diesem Anschluss anbieten. Der L-Mount steht zudem weiteren Firmen offen. Im Rahmen der PK hat Leica informiert, die derzeit fünf Objektive zur SL, in 2019 um zwei und in 2010 um drei weitere zu ergänzen.

 

Trends: Technik und Ausstattung

Im Wesentlichen setzten sich 2018 die Trends der letzten Jahre fort, während Innovationen und neue Rekorde (Auflösung, Empfindlichkeit und Serienbildtempo) weitgehend ausblieben. Lediglich bei den Wechselobjektiven zu den Spiegellosen waren punkto Lichtstärke rekordverdächtige Ankündigungen zu verzeichnen. Dazu gehören die Canon RF 24-105mm f/2.0 (für KB-Sensor), Fujinon XF 33mm F1 R WR (für APS-C), Nikkor Z Noct 58mm f/0.95 (für KB) und Panasonic-Leica 10-25mm F1,7 (für FT).

Die alles beherrschenden Themen des Jahres und der Messe waren einerseits «spiegellose Systemkameras» und andererseits die «grossen Sensoren». Am besten wird beides kombiniert. Kaum eine Kameraherstellerin kommt um das Thema «grosse Sensoren» herum. Diese werden als Garant für beste Qualität und wohl auch als Mittel gegen die immer stärkeren Smartphones gehandelt. Insbesondere bei den Systemkameras verzichtet kaum ein Kamerahersteller auf Bildsensoren im klassischen Kleinbildformat (KB) von ca. 36 x 24 mm, das heute bei digitalen Fotoapparaten – völlig ungenau – als Vollformatsensor bezeichnet wird.

 

Canon EOS R-System startete, wie es üblich ist, mit einer kleinen Objektivpalette und Adaptern (gleich deren drei!) für DSLR-Objektive.

 

So haben nach Sony 2013 und Leica 2015 dieses Jahr Canon und Nikon kurz vor sowie Panasonic an der Messe je ein neues System mit spiegellosen KB-Vollformatkameras angekündigt. Angesichts dieser kleinen Vollformat-Flut kommen Marken wie Olympus, die übrigens auf Neuheiten zur Messe gänzlich «verzichtete», in Erklärungsnot. Sie betonten einmal mehr die berechtigten Vorteile ihres Micro-FourThirds-System (MFT) mit kleinem FourThirds-Sensor (FT) von 17,3 x 13,0mm. Der FT-Sensor lässt nicht nur kompakte Kameras, sondern eben auch kleine, lichtstarke Objektive zu. Zwar schafft Sony ebenfalls ähnlich kompakte KB-Kameras, doch bei den Objektiven lässt sich die Physik nicht überlisten, was besonders bei den Lichtriesen sprichwörtlich ins Gewicht fällt. Auch Fuji setzt bewusst und erfolgreich auf den kleineren Sensor im APS-C-Format (23.6 × 15.6 mm), hat aber mit ihrem Mittelformatsystem ebenfalls grosse Sensoren im Angebot. Amüsiert vom Hype um das «Vollformat» hat Fujifilm während der Vorstellung von zwei weiteren GFX-Kameras deren 1,7x grösseren Mittelformatsensor (43,8 x 32,9 mm) augenzwinkernd als Super-Vollformat bezeichnet.

Was die Auflösung anbelangt, so blieb diese in bekannten Grössen. Es gab zwar einzelne Modelle mit gegen ihren Vorgängerinnen erhöhter Auflösung, doch auf massive Erhöhungen wurde weitgehend verzichtet. Einzig Phase One hat in ihren Digitalrückteilen der neuen IQ4-Reihe (z.B. IQ4 150MP) die maximale Auflösung massiv von 101 Mpx auf 151 Mpx hochgeschraubt.

Digitales Rückteil Phase One IQ4 150MP mit 150 Mpx an der modernen Kamera Phase One XF.

 

Immer mehr Systemkameras (DSLRs/CSCs) bieten mit Pixelshift per Multishot einen Modus für höhere Auflösung. Dabei werden für ein Bild mindestens vier Aufnahmen (Shots) gemacht, wobei der Sensor im Uhrzeiger jeweils um ein Pixel verschoben wird. So hat Hasselblad ihre etablierte H6D-DSLR-Kamera um die Multishot-Variante H6D-400c MS erweitert, deren integriertes Rückteil aus dem 100Mpx-CMOS-Sensor per Pixelshift ein 400Mpx-Bild liefert.

Ansonsten stecken die Neuerungen vieler Neuheiten in Details. Generell wurde der AF in neuen CSCs genauer und schneller. In fast allen neuen Kameras (alle Typen und Klassen) gehört 4K-UHD-Video bis 30p, die generelle Integration von Bluetooth sowie modernes USB 3.0/3.1 (z.T. mit Ladefunktion) und die USB-C-Buchse dazu. Während neue leistungsstarke Systemkameras in der Regel mit interner Bildstabilisation per beweglichem Sensor (nur CSCs), einem Dual-Speicherkartenslot für simultane Speicherung (für doppelte Sicherung oder dualen Workflow), ein beweglicher Monitor und Touchscreen-Bedienung auf den Markt kommen.

 

Kameratrends in Kürze:

Grosse Bildsensoren

  • Immer mehr Kameras kommen mit grösseren Bildsensoren: Der Kleinbild-Vollformatsensor oder das kleine Mittelformat boomen bei DSLRs/CSCs.
  • Bei Kompaktkameras liegt der 1 Zoll-Typ im Trend, Edelkompakte trumpfen mit mindestens 1-Zoll aber auch grösser wie FourThirds, APS-C oder KB-Vollformat auf

Auflösung

  • Kompaktkameras und DSLRs/CSCs (seit Jahren) begnügen sich weiterhin mit 20 bis 24 Mpx als Standard, das Maximum (bei KB-DSLRs/CSCs) liegt weiterhin bei 42 bis 50 Mpx.
  • Spiegelloses Mittelformat hat 50 Mpx als Standard und ab 2019 100 Mpx als Maximum.
  • Bei DSLR-Mittelformatkameras sind 80 bis 100 Mpx Standard und neu 150 Mpx als Maximum ausgestattet.
  • Pixelshift-Multishot (ab Stativ) zur Auflösungssteigerung gibt es bei CSCs/DSLRs (Olympus, Pentax, Sony).

Videoauflösung/-bildraten

  • 4K oder genauer UHD (3840 x 2160) ist in höherwertigen Kameras üblich, aber noch immer nicht in allen Neuheiten zu finden. Professionellere Kameras beherrschen zusätzlich 4K DCI bzw. Cine-4K (4096 x 2160) im 17:9-Verhältnis.
  • Bildraten von 60 und 50 fps (frames per second) sind heute in Full HD eigentlich Standard neben 24, 25 und 30 fps sowie höheren Bildraten für Zeitlupen. Die einzelnen Videobilder (frames) werden dabei schon seit Jahren nicht als Halbbilder im Zeilensprungverfahren (interlaced, kurz «i»), sondern als Ganzbilder (progressiv, kurz «p») aufgezeichnet. Bei 4K-UHD und 4K DCI sind 24, 25 und 30 fps der Standard, doch erste Kameras trumpfen mit 60 fps (Panasonic Lumix GH5s, Fujifilm X-T3) auf.
  • 10 Bit für Videoaufnahmen ist bei einigen anspruchsvolleren Fotokameras extern, d.h. mittels HMDI-Ausgabe auf einen Recorder, möglich. Eine interne Aufzeichnung in 10 Bit beherrschen nur wenige (Panasonic GH5 und GH5s, Fujifilm X-T3).

Ausstattung

  • Die Bildstabilisierung per beweglichen Bildsensoren (IBIS) beherrschen viele höherwertige CSCs. Sie erlaubt aktuell bis 5 Stufen längere Verschlusszeiten.
  • Elektronische Sucher (EVF) sind schon länger üblich bei CSCs und Kompakten (schon immer bei Bridge-Kameras). Sie werden zunehmend besser (höhere Auflösung, schnellere Bildaufbauraten, neuerdings mit minimierter oder eliminierter Dunkelphase während der Auslösung), viele CSCs besitzen einen OLED-EVF mit 3,69 Millionen Bildpunkten.
  • Touchscreens sind bei besseren Kompaktkameras sowie CSCs heute üblich, aber nicht immer konsequent umgesetzt. Sie halten inzwischen auch Einzug bei DSLRs.

Schnittstellen

  • USB 3.0/3.1 etabliert sich. Zunehmend werden USB-C-Buchsen und Laden per USB in Kompaktkameras und in immer mehr CSCs integriert.
  • Bluetooth gehört heute in jede Kamera. Es ermöglicht die Zusammenarbeit mit dem Smartphone (um Bilder zu teilen, zur Fernsteuerung, fürs Geo-Tagging mittels Phone GPS). Bluetooth Low Energy erlaubt Dauerverbindung bei geringen Energiebedarf.
  • Dual-Kartenslots: Profi- und Prosumer-Systemkameras (DLRs und CSCs (verfügen üblicherweise über zwei Slots für gespiegelte Speicherung zur Sicherheit oder für einen optimierten Profi-Workflow

Speicherkarten

  • SD ist in den Varianten SDHC und SDXC weiterhin der Standard und preislich unschlagbar. Für die SD spricht: auch in vielen anderen Geräten ist ein Kartenleser vorhanden.
  • XQD wurde bei Fotoapparaten 2012 erstmals von Nikon in der D4 und fortan nur von Nikon (D4, D4s, D5, D500, D850 sowie neu in Z 6 und Z 7) sowie wenigen Sony Camcorden genutzt, wird nun aber auch von PhaseOne in ihren IQ4-Digibacks sowie von Panasonic in den kommenden Vollformat-Spiegellosen S1R und S1 verwendet.
  • CF und CFast: Die CompactFlash wird selbst in neuen Profi-DSLRs nicht mehr verwendet. Die gegenüber der XQD im Videobereich etabliertere CFast hat im Fotobereich keine Bedeutung (nur in Canon EOS 1D X Mark II und Hasselblad H6D).

Objektive

  • Grössere Zoomfaktoren sind bei den eingebauten Objektiven als anhaltender Trend zu beobachten. Es werden immer stärkere Zooms bzw. noch grössere Brennweitenbereiche in Traveler-Zoom- und neu auch in Edelkompakten sowie noch extremere in Bridge-Kameras verbaut.
  • Extrem lichtstarke Wechselobjektive: Nicht nur Festbrennweiten, sondern vermehrt auch Zooms trumpfen damit auf. Etliche neue Objektive mit rekordmässigen Lichtstärken wurden für 2018/2019 angekündigt (Canon RF 2.0/24-105mm, Fujinon XF 1.0/33mm R WR, Nikkor Z Noct 0.95/58mm, Panasonic-Leica 1,7/10-25mm).
  • Cinema-Objektive: Viele Herstellerinnen haben ihr Sortiment um Cine-Objektive erweitert. Vermehrt werden hochwertige Fotoobjektive Cine-tauglich dank De-Click-Modus für raster- und geräuschlose Blendenverstellung.

 

CSC-Neuheiten

Das Jubiläumsjahr der Spiegellosen brachte gleich zu Beginn einige attraktive Neuheiten. So lancierte CSC-Pionierin Panasonic mit der Lumix GH5s (FT 10Mpx) eine lichtempfindliche Variante der GH5, die als erste Fotokamera 4K/60p und einen Dual-Native-ISO-Sensor bietet. Sie richtet sich primär an versierte Videoschaffende.

Die Panasonic Lumix GH5s hier zusammen bzw. vor einer GH5 und einer Blackmagic Design Ursa richtet sich im Gegensatz zur GH5 eigentlich nur an Videoprofis. (Bild: Zitt)

 

Ihr folgten anfangs Jahr die kompakte Panasonic Lumix GX9 (FT 20 Mpx) für 999 Franken und die Olympus PEN E-PL9 (FT 16 Mpx) für 649 Franken mit intuitiver Bedienung für Einsteiger. Wenig später brillierte Sony mit ihrer Alpha 7III (KB 24 Mpx) für 2600 Franken, die als günstigste der dritten A7-Generation ältere CSCs von Sony und solche der Konkurrenz alt aussehen lässt. An ihr müssen sich in 2018 alle CSCs messen, denn sie offenbart den Vorsprung von Sony im Bau von KB-CSCs. Leistungsstark und extra robust bei moderatem Preis von 2199 Franken ist die ebenfalls im Frühling eingeführte Fujifilm X-H1 (APS-C 24 Mpx), die als erste X-Kamera sowohl Fotoprofis im Bereich Reportage/Action und Videofilmer adressiert.

Im Vorfeld der Photokina war dann der Zeitpunkt für den CSC-Neustart der DSLR-Giganten gekommen. Nikon und kurz darauf Canon präsentierten ihren späten Einsteig in die Welt der KB-Spiegellosen, die in einigen Jahren die DSLRs ablösen werden. Mit Bildsensoren im Kleinbildformat und einem neuen, extragrossen Bajonett ausgestattet kommen das Allroundmodell Nikon Z6 (KB 24,5 Mpx) 2599 Franken und die mit 45,7 Mpx hochauflösende Z7 für 3999 Franken. Weitere Unterschiede gibt es hinsichtlich Empfindlichkeit, Autofokus und Serientempo. Kurz nach Nikon hat dann auch Canon ihre spiegellose Vollformatsystem vorgestellt und sich auf eine Kamera, die EOS R (KB 30 Mpx) als Herz des neuen R-Systems konzentriert. Vier Objektive und drei Adapter (ein einfacher, einer mit ND-/Pol-Filterhalter, einer mit Steuerring) gibt es zum Start. Wie es üblich ist, starten die beiden neuen Systeme mit einer kleinen Objektivpalette, was manche Interessenten zur – eigentlich blauäugigen – Kritik an der begrenzten Objektivauswahl veranlasste. Die Kiritiker realisieren nicht, dass das Entwickeln neuer Objektive  zeit- und kostenintensiv ist und selbst grosse Konzerne nur beschränkte Ressourcen haben bzw. einsetzen können.

Die Nikon Z7 ist wie alle Spiegellosen ideal zum Adaptieren von «alten» und neueren Fremdobjektiven, weshalb Novoflex zu beiden neuen Nikon-Kameras– wie auch zur Canon EOS R – bereits zur Photokina mit entsprechenden Adaptern kam.

 

Sowohl bei «Canon R»-System als auch beim «Nikon Z»-System von Nikon ist wie bei anderen Starts spiegellosen Systemen die Objektivpalette zum Start noch minimalistisch und deckt gerade die Standardbrennweiten ab, was sich aber rasch ändern soll. Beide Marken – besonders aber die bislang durch ihr begrenzendes F-Bajonett eingeschränkte Nikon – setzen nun auf grosse Bajonettdurchmesser und niedrige Auflagemasse, um bestmögliche Objektive konstruieren zu können. Dies hat Sony an ihrer Pressekonferenz zur Bemerkung veranlasst, dass lichtstarke Objektive kein riesiges Bajonett erfordern.
Gleich nach Canons CSC wurde auch noch die Fuji X-T3 vorgestellt. Sie kommt mit neuem 26-Mpx-Sensor (APS-C) neuem Bildprozessor, bis 30 Serienfotos/Sekunde, Cine-4K-Video mit 60p in 10 bit, Sucher ohne Blackout und Phasendetektion über die ganze Sensorfläche. Die X-T3 war zwar erwartet worden, überraschte aber, weil sie in manchen Punkten sowohl die wenige Monate alte X-H1 als auch die kurz zuvor lancierten CSCs von Canon und Nikon übertrumpft – und dies zu einem Preis (UVP) von 1699 Franken für den Body.

Die Fujifilm X-T3 ist wegen ihren technischen Daten sowie der Bildqualität (Foto/Video) einer der stillen Stars unter den Spiegellosen. Sie übertrumpft in manchen Aspekten sogar das Profimodell Fuji X-H1 und das zu einem günstigen Preis.

 

Am Vortag der Photokina hatten dann Panasonic allein sowie mit Leica und Sigma als L-Alliance und Fujifilm ihre spannenden Auftritte, während Canon und Nikon sich auf ihren CSC-Ankündigungslorbeeren ausruhten und Olympus sowie Sony ohne Neuheiten über ihre Strategien und den Ausbau ihrer Objektivpalette informierten. So will Sony ihr E-Objektivsortiment von jetzt 48 auf 60 Modelle ausbauen, schlüsselte dabei aber nicht die Anteile zwischen APS-C- und KB-tauglichen Modellen auf.

Panasonic kündigte per 2019 zwei Vollformatkameras und damit ein neues bzw. zweites spiegelloses System an. Die Lumix S1R (47Mpx) und S1 (24 Mpx) sowie die Objektive nutzen das L-Bajonett. Drei S-Serie-Objektive wird es zum Start geben (1,4/50mm, 24-105mm, 70-200mm). Wohl gleich zu Beginn des Jahres – nämlich an der CES 2019 (8.  – 11. Januar 2019)– dürfte Panasonic Details zu den neuen Kameras und Objektiven veröffentlichen.
Panasonic hat bei der Vorstellung des neuen S-Systems betont, ihr auf Micro-FourThirds basierendes «Lumix G»-System weiter zu entwickeln und dazu auch gleich das derzeit lichtstärkste WW-Zoom Leica DG Vario-Summilux 1,7/10-25mm (KB 20-50mm) für 2019 versprochen.

Im Anschluss an diese Pressekonferenz hat dann Fujifilm ihre neue spiegellose Mittelformat GFX 50R (51,4 Mpx) im kompakten Design einer Sucherkamera vorgestellt. Sie ist dünner, leichter und mit 4780 Franken günstiger als die GFX 50S (51Mpx). Optimal zur 50R kommt 2019 das kompakte GF50mm F3.5. Zudem wurden zwei weitere GF-Zooms für 2019/2020 in Aussicht gestellt. Am meisten Aufsehen erregte aber die noch namenlose GFX mit 100 Mpx, sensorbasierter Bildstabilisation (IBIS) und 4K-Videoaufnahme. Noch mehr dürften sich viele Besitzer einer Fuji-Kamera über die Ankündigung gefreut haben, dass die Raw-Software Capture One endlich mit Fuji-Mittelformatkameras genutzt werden kann und die abgespeckte Express-Variante für Fuji-Besitzer gratis verfügbar ist.

Neue spiegellose Kameras und zugehörige Objektive:

  • Canon EOS M (APS-C): Canon EOS M50 Canon EF-M 1.4/32 mm STM
  • Canon EOS R (KB): Neues spiegelloses Vollformat-System (neues R-Bajonett, eine Kamera, drei Objektive und drei Adapter für DSLR-Objektive)
  • Fujifilm X-System: Anfangs Jahr das erste professionelle X-Modell X-H1, später das Einsteigermodell X-T100 und dann im Herbst die starke X-T3. Dazu gab es neue Objektive wie das XF 2,0/200mm oder das XF 2,8/8-16mm.
  • Fujifilm GFX-System: spiegellose Mittelformatkameras GFX 50R und per 2019 GFX 100 Mpx sowie neue Objektive eingeführt (GF 250mm) bzw. vorangekündigt (Meldung).
  • Hasselblad X-System: hat Objektivpalette ausgebaut
  • Leica, Panasonic und Sigma: kündigten L-Allianz an, um gemeinsam den bestehen L-Anschluss für Kamera und Objektive zu verwenden. Dieser Anschluss wird von Leica bereits für die T/TL- und CL-Modelle (APS-C) sowie Leica SL (KB-Vollformat) genutzt.
  • Leica M: Leica M10-D (ohne LCD, mit Smartphone-Link),
  • Nikon Z: Neues spiegelloses Vollformat-System (neues Z-Bajonett, zwei Kameras, drei Objektive, ein Adapter für DSLR-Objektive)
  • Olympus: PEN E-PL9
  • Panasonic G-System (Micro-FourThirds): Lumix GX9, Leica 1,7/10-25mm
  • Panasonic S-System: Neues spiegelloses Vollformat-System (L-Bajonett) mit zwei Kameras (Lumix S1R und S1) und drei Objektive zum Start per 2019
  • Sony Alpha E-System: Alpha 7 III und Ausbau der Objektivpalette angekündigt, Die E-Mount-Objektivneuheiten bestehen aus dem FE 2.8/400mm und dem FE 1,4,24mm.
  • Sigma: Art-DSLR-Objektive sind seit Februar auch mit Sony-E-Mount erhältlich, An der Photokina wurden das 4/56mm Contemporary (MFT, Sony E) sowie die Art-Objektive 1,4/28mm und 40mm Art (Canon EF, Nikon F, Sony E) per 2019 angekündigt.

 

DSLR-Neuheiten – es gibt sie noch

Auch wenn das Jahr 2018 ganz im Zeichen der Spiegellosen stand, so ist die DSLR längst nicht tot und wird nicht nur weiterhin angeboten, sondern wird auch weiter entwickelt. So stellten Canon und Nikon mehrere neue Objektive sowie neue Kameramodelle vor und auch Ricoh gab mit zwei Pentax-DSLR-Neuheiten ein kleines Lebenszeichen von sich.

Zum Jahresauftakt kamen von Canon mit der EOS 4000D und EOS 2000D zwei preisgünstige Einsteiger-DSLRs und kurz vor der Photokina zog Nikon mit ihrer D3500 in dieser Klasse nach. Rein von den typischen Neuheitenzyklen her hätte man von beiden aber auch Modelle der oberen Klassen erwarten dürfen (z.B. Canon 5DS II, Nikon D760 und D5s oder D6), doch dafür fehlten wohl die Ressourcen. Statt der beiden hat dafür Ricoh im Frühling mit der Pentax K-1 Mark II eine verbesserte Version ihres Vollformat-DSLR-Flaggschiffs mit etwas höheren ISO-Einstellmöglichkeiten und Handheld-PixelShift (Multishot zur Auflösungserhöhung, bisher nur ab Stativ möglich) heraus gebracht. Das war übrigens eines der raren Lebenszeichen dieser Marke.

Auch beim DSLR-Mittelformat tat sich etwas. So hatten Hasselblad und Phase One für ihre DSLRs neue Rückteile zum Jahresauftakt präsentiert. An der Messe stellte dann Leica ihre S3 (Sensor 35 x 45mm) für 2019 vor. Diese Ankündigung erfolgte genau 10 Jahre nach dem damals überraschenden Einstieg von Leica in das Mittelformat mit der DSLR Leica S2 (37,5 Mpx). Mit der S3 kommt nach zehn Jahren endlich ein Modell mit höherer, allerdings Mittelformat-untypischer Auflösung von 64 Mpx.

 

Kompakte Neuheiten

Kompaktkameras verschwinden zunehmend aus dem Markt, was vor allem für einfache, günstige Modelle gilt. Dementsprechend wurden nur wenige Neuheiten eingeführt und zur Photokina gab es lediglich mit der Zeiss ZX-1 eine erwähnenswerte Neuheitenankündigung.

Eine Existenzberechtigung im Smartphone-Zeitalter haben heutzutage lediglich die Reisezoom-Kompakten (Traveler Zooms) und die Edelkompakten.
Die Zigarettenschachtel-grossen Reisezoom-Kompaktkameras verfügen über ein Superzoom, das einen grossen Brennweitenbereich vom Weitwinkel (z.B. KB 24mm) bis zum sehr starken Tele (deutlich über KB 300 mm) abdeckt und bei ausgeschalteter Kamera eingezogen ist. Somit steht es kaum oder gar nicht hervor, wodurch die Kamera in einer Jackentasche Platz findet. Dieser Kameratyp ist mit Abmessungen und Superzoom für jedes erdenkliche Motiv geeignet und ideal für unbeschwertes Reisen sowie jedem Smartphone überlegen. Beispiele dieses Jahres sind die Canon PowerShot SX740 HS f (40x Zoom, 24-960mm) und die bis auf den Touchscreen identischen Schwestern Cyber-shot HX99 und HX95 (je 24–720 mm) von Sony. Die Leica C-Lux (15x Zoom, 24-360mm) und die baugleiche Panasonic Lumix TZ202 bieten weniger extreme Zooms, verfügen dafür über einen grossen 1-Zoll-Sensor und stellen eine Mischung aus Reisezoom- und Edelkompakter dar.

Panasonic Lumix TZ202: Das TZ steht für TravellerZoom. Mitte der 2000er Jahre startete Panasonic diese Reihe und ist damit der Vorreiter dieser Kameraklasse.

 

Die Edelkompakten sprechen ambitionierte Fotofans an, die eine richtige Kamera benutzen wollen. Typische Merkmale sind ein grosser Sensor (geringeres Bildrauschen), ein elektronischer Sucher, dedizierte Bedienelemente und ein lichtstarkes Objektiv (kleines Zoom oder Festbrennweite). Jüngste Beispiele sind Panasonic Lumix LX100 II (FT-Sensor), Zeiss ZX1 (KB-Sensor, 35mm), und die Sony RX100 VI (1-Zoll-Sensor, 24-200mm). Wie alle anderthalb Jahre hat Sony ihr Erfolgsmodell RX100 in der sechsten Generation lanciert. Die RX100 VI ist äusserlich nahezu unverändert, doch steckt in ihr nun ein kleines Superzoom mit 24-200mm anstelle des Standardzooms (28-105mm und 24-70mm). Damit wildert sie etwas im Revier der Traveler-Zoom-Kompaktkameras. Erstaunlich ist ihre unveränderte Gehäusegrösse, erschreckend der hohe Preis. Nachteilig ist auch die geringe Lichtstärke. Da noch alle Vorgängermodelle erhältlich sind, kann man sich je nach Budget und Gusto (Brennweite, Lichtstärke) die passende Variante kaufen.

Zeiss Z1 angekündigt – wann sie kommt ist immer noch ungewiss

 

Eine überraschende Ankündigung während der Photokina – aber nicht an der Messe selbst –kam von der Objektivdesignerin Zeiss, die ihre erste Digitalkamera vorstellte. In der ab 2019 erhältlichen Edelkompakten ZX-1 stecken ein zeitgemässer KB-Vollformatsensor mit 37,4Mpx, ein 2,0/35mm, ein Touchscreen, aktuelle Schnittstellen (Wi-Fi, BT, USB-C) und ein 512 GB Speicher anstelle eines Kartenslots. Innovativ ist die Integration von Lightroom Mobile.

In den letzten Jahren gehörten noch die robusten, wasserdichten Knipser (Tough-Modelle) dazu, doch angesichts wasserdichter Smartphones machen diese heute zunehmend weniger Sinn, weshalb Neuheiten rarer werden. Einzig Fujifilm (FinePix XP130), Panasonic (Lumix FT7) sowie zum Jahresausklang auch Ricoh (WG-60) stellten neue Modelle vor.

Ricoh WG-60

Kompaktkamera-Neuheiten:

 

Bridge-Kameras

Noch weniger Neuheiten gab es dagegen bei den Bridge-Kamera, die – schon zu Analog-Fotografie-Zeiten – zwischen Spiegelreflex- und Kompaktkamera positioniert sind. Mit den DSLR-ähnlichen Gehäusen und den massiven Superzooms stellt dieser Kameratyp ein All-in-One-Fotoapparat dar. Die Modelle verfügen über eher kleinere Bildsensoren (maximal 1-Zoll-Typ) und ermöglichen so ganz extreme Brennweitenbereiche in relativ kompakter Form. Mit der Coolpix P1000 und ihrem 24-300mm-Zoom hat Nikon dieses Jahr den Vogel abgeschossen.

Die Nikon Coolpix P1000 schlägt alles mit ihrem Superzoom, das einer Kleinbildbrennweite von 24-3000mm entspricht. Sie ist mit 12 x 15 x 18 cm und rund 1,4 Kg aber auch voluminös – um nicht zu sagen monströs – geraten.

 

Weniger extrem ist die Canon PowerShot SX70 HS mit «bescheidenem» 21-1365mm bzw. 65x-Zoom. Seit einigen Jahren wird die Bridge-Kamera durch die immer stärkeren Traveler-Zoom-Kompakten sehr stark konkurrenziert, aber auch die kleineren CSCs aus dem Micro-FourThirds-Lager sind mit einem Superzoom für manche Fotofans eine Alternative.

Neuheiten:

 

FaZitt

2018 war mit einigen sehr interessanten Kameraneuheiten gestartet und der Neuheitenreigen bei CSCs fand seine Fortsetzung vor und an der Photokina. Canon und Nikon sind buchstäblich in letztem Moment auf den abfahrenden Zug der KB-CSCs gesprungen, denn wer jetzt nicht mitmischt und sein Sortiment zu einem umfassenden System ausbauen und etablieren kann, wird in Zukunft beschränkt auf ein DSLR-Sortiment sein und irgendwann zum Nischenanbieter werden.
Enttäuschend ist, dass die DSLR-Giganten bei ihren Neuheiten einige Entwicklungen verpasst haben und lediglich in der oberen Mittelklasse mitspielen. So oder so: Fotofans, die noch nicht in ein CSC-System einstiegen wird, haben jetzt erst recht die Qual die Wahl.

Interessant dürfte werden, wie sich der Wechsel von DSLR zu CSCs bei Canon und Nikon entwickeln wird. Die beiden werden sicherlich nicht dem Negativbeispiel von Sony folgen, die ihr DSLR-System mit A-Mount veröden lässt. Zu gross ist einerseits die Benutzerbasis, die auch weiterhin auf DSLRs und passende Objektive setzt und andererseits weiterhin in die Entwicklung von Kameras und Objektiv fordert und braucht. Interessant dürfte es werden, wie sich Micro-FourThirds angesichts der KB-Vollformat-Übermacht weiter entwickeln und behaupten wird oder wie sich die L-Alliance im Markt positionieren wird.

Markus Zitt

 

 

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