In den Filmmarkt kommt Bewegung. Noch vor dem für Herbst 2017 angekündigten Ektachrome E100 brachte Maco, Hamburg, nach dem Auslaufen des Rollei Chrome CR 200 (Agfa Luftbildfilm) den von Analoganhängern mit Spannung erwarteten Rollei Vario Chrome Diafilm heraus. Bevor Testaufnahmen gemacht wurden, fiel auf, dass der neue Diafilm von Maco, Hamburg, eine Besonderheit aufweist: Er soll ohne Veränderung des Entwicklungsprozesses wie ISO 200 bis ISO 400 belichtet werden können. Daher der Filmname Vario Chrome. Der DX-Code sei laut Angabe auf ISO 320 eingestellt. Also galt die Untersuchung zunächst der Filmempfindlichkeit beziehungsweise der Brauchbarkeit unterschiedlicher Belichtungen.
Nach dem DX-Code ISO 320 wäre Vario Chrome bei den hochempfindlichen Diafilmen einzustufen. Der DX-Code der Testfilme stellte aber ISO 200 ein – ein Fehler? Wenn man sich darauf verlässt, wird der Film zu reichlich belichtet. Wie Tests und Rückfragen mit dem Hersteller ergaben, ist der DX-Code auf der Patrone falsch und sollte ISO 400 ansteuern. Wenn man jedoch manuell die Kamera auf ISO 400 einstellt, sind die Dias richtig belichtet und die Farben erscheinen kräftiger. Auch ISO 320 – praktisch ja nur eine Drittel Stufe reichlicher als wie mit ISO 400 – ist für die meisten Motive noch brauchbar. Eine Belichtung wie ISO 200 ist nur bei sehr schlechtem Wetter oder in dunkleren Räumen ohne Blitzlicht zu empfehlen, weil eine reichlichere Belichtung da angebracht ist. Sie wird von Maco aber generell zum Reproduzieren der Dias empfohlen.
Vorsicht bei der Belichtung: Der DX-Code des Rollei Vario Chrom steuert ISO 200 an und ergibt unter normalen Lichtbedingungen überbelichtete Bilder (links). Im Vergleich dazu das korrekt belichtete Foto auf AgfaPhoto CTprecisa (der von Fujifilm produziert wird).
Die Farbwiedergabe
Insgesamt ist die Farbtendenz des Vario Chrome gelblich warm, was insbesondere bei grauen Flächen im Motiv und bei Porträts stört. Helle Hauttöne erscheinen weisslich-gelb. Ein Vergleich mit der Macbeth-Farbtafel auf dem Film und im Original zeigt Hellblau grünlich. Die hellen Farbtöne Lila und Grün sind verweisslicht und lassen kaum noch Farben erkennen. Purpur erscheint rosa. Den anderen auf der Tafel kräftigen Farben, also Blau, Grün, Rot und Gelb, fehlt es an Sättigung, wenngleich sie im Farbton richtig wiedergegeben werden. Die Belichtung hat auf die Farbwiedergabe starken Einfluss: Rote Blüten sind bei ISO 200 noch rosa und werden erst bei ISO 400 rot, Pflanzengrün ist bei ISO 200 gelbgrün und wird bei ISO 400 im Farbton richtiger. Ihnen fehlt jedoch auch dann die Farbsättigung. Das fällt im Vergleich mit dem mitgetesteten AgfaPhoto CTprecisa 100 Film (Fujichrome) auf.
Der Rollei Vario Chrom tendiert zu warmen, gelblichen Farbtönen (Foto: Anson Tang)
Körnigkeit und Schärfe
Vario Chrome ist erwartungsgemäss körniger als der niedriger empfindliche AgfaPhoto CTprecisa 100 Film. Die Körnigkeit gleicht älteren 400er Diafilmen. Mit der Bildschärfe hapert es auch. So sind feine Strukturen, zum Beispiel in Haaren, verwischt. Der hohe Kontrast (steile Gradation) des Films lässt helle Motivpartien ausfressen oder zumindest blasser erscheinen. Die schwache Maximaldichte (Grundschwärze) des Vario Chrome dürfte beim Pushen des Films – leider wegen Materialmangels nicht getestet – wohl zu dünneren vergrauten Dichten führen.
Porträtaufnahmen von Marcin Drozdz auf Rollei Vario Chrom
Herkunft des Films
Hier setzt sicher wieder Rätselraten ein. «Made in Germany» bedeutet ja nicht unbedingt, der Vario Chrome sei auch vom Filmbeguss her ein deutsches Erzeugnis. Wer soll ihn hier auch herstellen? Die Spur weist in die USA. Dort vertreibt ein Unternehmen namens FPP (Film Photography Project) aus New Jersey den RetroChrome 320 Diafilm und gibt an, dieser Film und der niedriger empfindliche Typ 160 seien von Eastman Kodak für die US-Regierung geliefert worden. Er hätte für wissenschaftliche oder für Überwachungs-Zwecke gedient. Nun arbeite man dort digital und brauche die Filme nicht mehr. Es handelt sich demnach bei RetroChrome und vermutlich auch bei Vario Chrome um «Surplus»-Material, die genauere Auskunft nennt dazu Eastman Ektachrome aus dem Tiefkühllager. Es könnte der Cine-Filmtyp 22537251 (ISO 400) sein, der von 1981 bis 2004 produziert wurde.
Spannend ist die Cross-Entwicklung, anstatt im E-6 Prozess im Negativprozess C-41. Das Resultat sind knalligere Farben, ein höherer Kontrast und ein gröberes Korn (Foto: shawn 8)
Fazit
Wenn man bedenkt, dass es keinen 400er Diafilm von Kodak und Fujifilm mehr gibt, ist Rollei Vario Chrome ein brauchbarer Ersatz, vorausgesetzt, er wird auch wie ISO 400 belichtet. Mit einer Empfindlichkeit und Belichtung wie ISO 200 war man mit dem Rollei Chrome CR 200 mit dessen Farbwiedergabe, Körnigkeit und Schärfe besser bedient. Die warme Farbtendenz des Vario Chrome ist Geschmacksfrage, sie kommt Motiven ohne Sonnenschein entgegen, kann aber oft auch stören, vor allem bei Porträts.
Gert Koshofer
Verfügbarkeit: Der Rollei Vario Chrome wird in der Schweiz von Ars-Imago als Kleinbildfilm mit 36 Aufnahmen angeboten und ist für die übliche Verarbeitung nach Prozess E-6 bestimmt.
Die Verpackung ist das einzig neue:
Es sind Restposten des Agfa-Gevaert-Lufbildfilms Aviphot Chrome 200 PE1 0.126mm
Grosser Belichtungsspielraum 200-400, darüber nur mit Verlusten.
Das Besondere: UV-Filterschicht eingebaut verhindert Blaustich und Unschärfe durch UV-Strahlung.
Dank Trennschicht optimale Farbtrennung und Farbsättigung.
Hier auf der entsprechenden Seite 4 ist er:
http://new.fotointern.ch/wp-uploads/2016/07/Koshofer_Der-Film-lebt-weiter_Tabelle.pdf
Tabelle Hausmarkenfilme Obige Fakten verstreut hier
http://new.fotointern.ch/wp-uploads/2016/03/Tabelle_Hausmarkenfilm_200316.pdf
seite 4
AGFA AVIPHOT CHROME 200-AGFACHROME RSXII 200
LOMOGRAPHY X-PRO 200 SLIDE
ROLLEI CHROME CR 200 PRO Mahn maco
Wittner Chrome 200D
Kodak hat angekündigt einen 70mm Colornegativfilm auf 17m-rolle anbieten zu wollen.
sorry hab mich geirrt: Da der Aviphot Chrome 200 bei 200 nominal sicher nicht überbelichtet wird kann es sicher nicht dieser sein. bei 400 asa: + 3 min. mehr entwickeln- Quelle: Datenblatt.
Bin kein Fachmann aber es könnte sein, dass bei langer lagerung durch strahlung eine vorbelichtung stattfindet welche immer zu einer Empfindlichkeitsteigerung führt. Der Kontrast wird dabei auch reduziert. Läuft auch unter Sensibilisierung.