Das iPhone ist glitschig und liegt eigentlich zum Fotografieren ungünstig in der Hand. Jetzt schafft der Kameragriff «Pictar» (Fotointern berichtete) für Abhilfe. Dieser wird einfach an das iPhone angesteckt und ermöglicht die Bedienung über drei Einstellräder und einen ergonomischen Auslöser. Was bringt der Pictar in der Praxis? Wir haben den Kameragriff mit dem iPhone 7 Plus ausprobiert.
Die integrierten Kameras in den heutigen Smartphones sind technisch gut ausgestattet und liefern, vor allem bei guten Lichtverhältnissen, eine erstaunlich hohe Aufnahmequalität. Betrachtet man die kleine Linse auf der Rückseite des Smartphones, staunt man, was damit alles möglich ist. Dennoch ist ein Handy zum Fotografieren nicht gerade ergonomisch. Es ist glitschig, man kommt gerne mit einem Finger vor das Objektiv, und man braucht zum Auslösen die zweite Hand.
Der Pictar Kameragriff soll dem Handyfotografen insofern mehr Komfort bieten, als damit das Gerät wie eine herkömmliche digitale Kompaktkamera, sogar einhändig bedient werden kann. Der Griff gibt dem iPhone einen kameraähnlichen Auslöser zurück und ermöglicht über die kostenlose Pictar-App eine Reihe zusätzlicher Einstellungen und Funktionen.
Der Pictar Kameragriff bietet abgesehen von seiner ergonomischen Haltung fünf Funktionselemente:
• Den Zoomring auf der Vorderseite zur Veränderung des Bildausschnittes. Durch Drücken des Zoom-Rings wird für Selfie-Aufnahmen auf die Frontkamera umgeschaltet
• Das Belichtungskorrekturrad zur Plus-/Minus-Korrektur der Belichtung in 1/3-Stufen
• Das «Smart»-Einstellrad zur individuellen Programmierung
• Den Zubehörsschuh zum Aufstecken eines externen Kameralichts oder Mikrofons
• Den Auslöser mit seiner Halbweg-Funktion zur Speicherung von Belichtung und Fokussierung.
Das Smart-Einstellrad kann individuell programmiert werden und dient zur Einstellung von folgenden Funktionen:
A – Automatik-Programm für Einsteiger
Filter mode – zur Verwendung verschiedener Effektfilter
Selfie mode – um die rückseitige Kamera zu verwenden
Video mode – um Videos aufzunehmen
Macro mode – für Nahaufnahmen
Sports mode – für sich schnellbewegende Objekte
Landscape mode – für LandschaftsaufnahmenPortrait mode – für Porträts
M – Manuelle Einstellungen von Verschlusszeit und ISO für erfahrene Anwender
S – Verschlusszeitvorwahl (Blendenautomatik) für erfahrene Anwender
ISO – ISO-Vorwahl für erfahrene Anwender
Eine weitere Einstellung, das sogenannte «Virtual Wheel» befindet sich auf der rechten Bildschirmseite der App und wird mit dem Daumen auf- und abwärts bedient. Damit können verschiedene Funktionen verändert werden, wie die Blitzeinstellung, die Verschlusszeit oder die ISO-Empfindlichkeit.
Zur Technik: Der Pictar Kameragriff ergänzt nicht etwa die Optik der Kamera, diese bleibt unverändert das Herzstück zum Bildermachen. Der Vorteil des Pictar Kameragriffs liegt vor allem in der besseren Handhabung, am ergonomischen Auslöser und an der Nutzung zusätzlicher Features über die gratis Pictar-App.
Die Pictar-App wird normal über den Touchscreen des iPhone bedient
Auch verfügt der Pictar-Kameragriff über einen Zubehörsschuh («cold shoe» ohne elektronische Übertragung) für ein externes Kameralicht oder Mikrofon und an der Unterseite ist ein Stativgewinde vorhanden.
Was die Pictar-App mehr kann …
Wer mit dem Pictar Kameragriff arbeiten möchte, installiert als erstes die Pictar Gratis-App und fotografiert über dieses Programm. Die Kommunikation zwischen dem batteriebetriebenen Kameragriff und dem iPhone erfolgt mit Ultraschall in einer unhörbaren Frequenz.
Wie bei einer herkömmlichen Digitalkamera können an der App die Aufnahmemodi Automatik, Manuell und Blendenwahl angesteuert werden. Weiter bietet die App die oben erwähnte Reihe von Motivprogrammen, wie sie an Digitalkameras ebenfalls zu finden sind, bis auf Nachtmodus und Nachtporträt, die manchmal recht nützlich wären.
Das gesamte Filterpaket ist nicht im App-Preis enthalten sondern kann zusätzlich für rund CHF 10.– erworben werden
Bei den Filtereffekten bleibt die Pictar-App eher sparsam. Wer gerne mehr als Kontrast und Farbsättigung verändern möchte, muss weitere Filtereffekte zusätzlich gegen Aufpreis erwerben. Ob sich dies wirklich lohnt, ist die Frage, denn es gibt genügend Gratis-Apps mit Filter-und Bearbeitungseffekten, die man nachträglich auf das Bild anwenden kann. Ansonsten ist die Kamera-App mit ihrer Filterpalette einfach in der Bedienung und einige können bereits vor der Aufnahme aktiviert werden, so dass man das gewünschte Sujet bereits mit dem Filtereffekt aufnehmen kann.
Selfies dürften die häufigsten Motive sein, die mit dem Pictar-Kameragriff aufgenommen werden
Die Zoomeinstellung erfolgt komfortabel mit dem Frontrad
Die Sport-, Selfie- und Videofunktion funktionieren über die Pictar-App alle problemlos und komfortabel. Allerdings unterscheidet sich deren Qualität nicht von der Standard-Kamera-App des iPhones. Ein Unterschied ist jedoch bei der Benutzung der Makrofunktion festzustellen: Mit der Makrofunktion der Pictar-App lässt sich nur im Nahbereich zu fotografieren, während die Standard-App von Unendlich in den Nahbereich fokussiert. Die Abbildungsqualität ist mit beiden Apps identisch.
Die Farbsättigung lässt sich beliebig von schwarzweiss über normal bis höchste Sättigung einstellen
Auch HDR-Aufnahmen sind mit der Pictar-App möglich
Bei schnellen Bewegungen hat man das iPhone mit dem Pictar auslösesicherer im Griff …
… ebenso bei Nahaufnahmen
Was für die Pictar-App spricht, ist eine Reihe weiterer Einstellungen, die wir zwar von digitalen Kompaktkameras her kennen, die jedoch die Standard-App des iPhone nicht bietet. Dazu gehören die digitale Wasserwage, eine einfache Histogramm-Anzeige, den Selbstauslöser, den Gesichtserkennungsmodus, verschiedene Blitzeinstellungen und ein zehnfaches über das Frontrad bedienbares Digitalzoom.
Ein weiterer Unterschied der Pictar-App zu einer Digitalkamera liegt im Wiedergabemodus. Möchte man nach dem Betrachten der Bilder in der Pictar-Galerie in den Aufnahmemodus wechseln, so muss die Galerie geschlossen und der Aufnahmemodus angewählt werden, während bei jeder Digitalkamera nur der Auslöser angetippt werden muss. Das Abrufen der Bildinformationen und alle weiteren Funktionen im Wiedergabemodus, wie z.B. Bildergalerie durchscrollen, erfordern alle den Touchscreen und sind nicht über die Knöpfe und Wahlräder des Pictar Kameragriffs möglich.
Ein letzter Punkt betrifft die Aussage, der Kameragriff sei zur Einhandbedienung des iPhones geeignet. Dies trifft für die Aufnahmefunktionen des Pictar-Griffs zu, zumal die drei Einstellräder und der Auslöser sehr ergonomisch angeordnet sind. Dennoch müssen viele Funktionen unverändert am Touchscreen des iPhone vorgenommen werden, was zwangsläufig die zweite Hand erfordert.
Fazit: Der Pictar-Kameragriff ist ein ebenso originelles wie nützliches Elektronik-Gadget, das seinen Pluspunkt fraglos in der besseren Handhabung, insbesondere bei Selfie-Aufnahmen, des iPhones hat. Die bessere Haltung des iPhones mit dem Pictar-Griff dürfte schärfere, bzw. weniger verwackelte Bilder zur Folge haben. Allerdings ist der Griff dabei zwangsläufig fast so gross wie eine Kompaktkamera, ein Volumen, das durch die mitgelieferte, gepolsterte Neoprenhülle auch nicht kleiner wird. Die Pictar-App bietet eine Reihe von Funktionen, Motivprogrammen, und Filtereffekte, welche über das Leistungsangebot der iPhone-Kamera hinausgehen. Ob man diese schon bei der Aufnahme oder im Nachhinein mit Gratis-Apps bewerkstelligen will, liegt in der persönlichen Entscheidung. Das hauptsächlich aus Plastik bestehende Gehäuse ist zwar relativ preisgünstig, macht jedoch keinen sehr soliden Eindruck. Die Bildergebnisse sind qualitativ überzeugend, was allerdings nur bedingt das Verdienst des Kameragriffs und seiner Software ist, sondern in erster Linie der Qualität der iPhone Kamera zuzuschreiben ist.
Linda Pollari / Tm
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite mymiggo.com
Der Pictar-Kameragriff Plus kostet für iPhone 6 Plus, iPhone 6s Plus, iPhone 7 Plus CHF 139.00
und der Pictar-Kameragriff für die iPhone Modelle 4s, 5, 5s, 6, 6s, 6SE, 7 kostet CHF 129.00
Erhältlich sind die beiden Modelle im Fotohandel oder im Shop von GMC-Trading AG, Wallisellen.