Die Sektion «Kunst, Markt und Recht» der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) führt am 24. Juni 2017 in der Berlinischen Galerie eine Tagung mit dem Titel «Vintage – Ein Begriff macht Fotografie-Geschichte» durch. Durch Neuvergrösserungen und digitale Bearbeitung werden originale Bilder verändert – verbessert oder verschlechtert? Inwieweit ist dies zulässig? Dies ist das Thema dieser Tagung.
Das Wort «Vintage» wird im Diskurs über das Medium Fotografie sowie im darauf spezialisierten Kunsthandel häufig und wie selbstverständlich verwendet. Es bezeichnet ein fotografisches Positiv, das zeitnah zur Entstehung des Negativs sowie möglichst unter Mitwirkung der Bildautoren entwickelt wurde und das bereits seit einem längeren Zeitraum existiert. Ursprünglich auf klassische Schwarzweiss-Fotografie beschränkt, wird der Begriff zunehmend auch im Kontext der Farbfotografie verwendet und selbst die Adaption auf digitale Fotografie ist erwartbar.
Der Terminus «Vintage» impliziert Unmittelbarkeit des künstlerischen Ausdrucks, Individualität des Abzugs und Seltenheit auf dem Markt. Durch die Identifizierung als Vintage wird ein fotografisches Objekt aufgewertet, dem aufgrund seiner Entstehung durch technische Reproduktion ein Mangel an Aura des Unikats eingeschrieben ist. Die Verwendung dieses Begriffs hat also Folgen für den ästhetischen, historischen und merkantilen Wert einer Fotografie. Dabei manifestieren sich unterschiedliche, häufig divergierende Erwartungen von Kunsthandel, Sammlungswesen und Forschung.
Trotz des weit verbreiteten Gebrauchs des Wortes und seiner gravierenden Konsequenzen für das Objekt existiert jedoch keine eindeutige und verbindliche Definition dieses Begriffes. Vielmehr verwenden ihn unterschiedliche Interessensgruppen jeweils mit spezifischer Konnotation und konstruieren so Fotografie-Geschichte(n). Die Tagung soll die jeweiligen Nutzer miteinander ins Gespräch bringen und eine Begriffsklärung — auch für die digitale Fotografie — anregen.
Als Referenten werden Forscher aus Kunst- und Bildwissenschaft, Experten von Museen, Archiven und Privatsammlungen sowie Akteuren aus Kunsthandel und Kunstrecht vertreten sein. Statements von zeitgenössischen Künstler, die mit dem Medium Fotografie arbeiten, werden Einblicke in die Perspektive der Produzenten ermöglichen.
Die Tagung richtet sich an ein vielfältiges Publikum aus Kunstproduktion, Kunsthandel, Fotografieforschung und Sammlungswesen. Auch Kunstversicherungen und Anwaltspraxen mit Kunstrechtschwerpunkt gehören zu den Zielgruppen der Veranstaltung.
Inhaltlich schliesst sich das Projekt an vorangehende Tagungen der DGPh an, die ausgewählte Aspekte fotografischer Reproduktion behandelten, z. B. «Unikat, Index, Quelle. Erkundungen zum Negativ in Fotografie und Film» (München 2013) und «Reproduktion in der Photokunst – Erhalt des Originals, Neuproduktion oder Interpretation» (Frankfurt 2014).
Hinweis: Am Vorabend der Veranstaltung (23. Juni) wird die feierliche Verleihung des Dr.-Erich-Salomon-Preises 2017 der DGPh an den litauischen Fotografen Antanas Sutkus am selben Ort stattfinden.
Das detaillierte Programm finden Sie unter www.dgph.de
Die Tagungsgebühren betragen für einen Tag EUR 30 für Gäste, EUR 20 für DGPh-Mitglieder und EUR 10 für Studierende, Doktoranden, Volontären, Praktikanten.
Anmeldungen bitte bis Freitag, den 10. Juni 2017 online unter www.dgph.de
Weitere Informationen zur Tagung erteilt die Geschäftsstelle der Deutschen Gesellschaft für Fotografie (DGPh) unter Telefon +49 221 92 32 069 oder Email dgph [at] dgph.de.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen der Deutschen Gesellschaft für Fotografie und der Berlinischen Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur.
Veranstaltungsort:
Berlinische Galerie
Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur
Alte Jakobstrasse 124–128
DE-10969 Berlin