Das Neeracherried zwischen Bülach und Dielsdorf ist eine unberührte Naturlandschaft – ideal für Beobachtungen und Naturfotografien aller Art. Noch bis im Oktober 2017 ist hier eine spannende Ausstellung über die «Geheimnisvolle Unterwasserwelt» dieses Reservats zu sehen, die Luca Rüedi für das BirdLife Naturzentrum Neeracherried fotografiert und gefilmt hat. Wir haben ihn dazu befragt.
Herr Rüedi, wie ist es dazu gekommen, dass Sie sozusagen «Hoffotograf des Neeracherrieds» geworden sind?
Luca Rüedi: Es ist gewissermassen, ein Heimvorteil. Ich wohne hier in der Nähe, und das Neeracherried hat mich schon als Kind immer begeistert. Ich bin oft und gerne hergekommen, um die Natur, Vögel und die Amphibien in diesem Moor zu beobachten. Es war ein Foto das ich im Neeracherried machte, welches mich zum Beginn meiner Lehre als Fotofachangestellter bewegte. Es war natürlich naheliegend, dass ich diese prächtige Naturwelt fotografieren wollte. Die Bilder gelangen immer besser, und ich hatte immer mehr Spass daran, meine Bilder verwendet zu sehen.
Luca Rüedi im BirdLife-Neeracherried. Dieses Naturparadies mit seiner faszinierenden Motivwelt begeistert ihn seit seiner Jugendzeit.
Nun ist es nicht gerade simpel, solche Kleinlebewesen zu fotografieren, zumal diese – so das Thema – ja unter Wasser leben. Haben Sie mit einem Unterwassergehäuse gearbeitet?
Nein, damit wäre man auch viel zu unbeweglich, und beim Tauchen würde man viel zu viel Boden aufwirbeln und die kleinen Tiere verscheuchen. Nein, der grösste Teil dieser Bilder entstanden in Aquarien mit einer normalen Spiegelreflexkamera, einer Canon 5D Mark III, insbesondere mit dem 65mm Makroobjektiv. Das Problem ist nicht die Aufnahmetechnik, sondern die Geduld, um diese Kleinlebewesen im richtigen Moment zu erwischen. Das heisst stundenlanges Beobachten und abwarten, um im richtigen Sekundenbruchteil abzudrücken. Zusammen mit dem Team des Neeracherried beschäftigten wir uns intensiv mit den Lebensweisen der Tiere.
Wahrscheinlich gehört auch etwas Glück dazu …
Das ist schon so, wobei Geduld ein Teil dieses Glücks ist. Auch dass die Tiere im Aquarium noch ebenso aktiv sind wie in ihrer natürlichen Umgebung, die ja viel grösser ist, ist ein Glücksfall.
Welches ist ein besonderer Schuss, der Ihnen gelungen ist?
Das Bild mit der Ruderwanze, das ja auch auf dem Plakat und riesengross beim Eingang zu sehen ist, ist sicher aussergewöhnlich. Ruderwanzen haben ein systematisches Verhalten, da sie zum Luftholen auf- und danach wieder abtauchen. Diese fast regelmässigen Bewegungen vereinfachen das Beobachten und Fotografieren. Dennoch ist das Bild ein Glücksfall, weil sich die Ruderwanze nahezu selbstbewusst präsentiert. Der enormen Schönheit dieses Tieres war ich mir bis zu dieser seltenen Aufnahme nicht bewusst. Die Ruderwanze auf diesem Bild ist nicht einmal einen Zentimeter lang.
Die Schönheit der Ruderwanze, die weniger als einen Zentimeter lang ist, kommt erst im Bild richtig zum Ausdruck (Foto: Luca Rüedi)
Ein besonderer Schuss ist auch das Bild der Köcherfliegenlarve. Sie ist nur ein paar Millimeter gross, und ich hatte Glück, dass sie ein Weilchen mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt war. Den Namen verdanken sie ihren kunstvoll gebauten köcherartigen Wohnröhren, welche sie stetig weiter Ausbauen. Das Bild ist auch deshalb gut gelungen, weil der winzige Kopf des Tieres so deutlich sichtbar ist.
Die Köcherfliegenlarve ist nur wenige Millimeter gross. Hier ist sie mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt, wobei ihr Kopf sehr gut zu sehen ist. (Foto: Luca Rüedi)
In der Ausstellung sind ja noch verschiedene Hochgeschwindigkeitsaufnahmen zu sehen. Wie haben Sie diese gemacht?
Das Neeracherried besitzt eine Fasttek Hochgeschwindigkeitskamera, um schnelle Bewegungsabläufe analysieren zu können. Die Kamera leistet bis zu 1000 Bilder pro Sekunde und wird vor allem eingesetzt, um Momente sichtbar zu machen welche für das menschliche Auge zu schnell ablaufen.
Der Rückenschwimmer überlistet seine Feinde und Opfer indem er sich auf der Wasseroberfläche totstellt. (Foto: Luca Rüedi)
Sie haben ja auch den Film «Kleine Wassertiere ganz gross» zum Thema produziert. Womit haben Sie diesen aufgenommen?
Der grösste Teil ist auch mit der Canon entstanden, dann sind einige wenige GoPro-Aufnahmen dabei, zum Beispiel jene Szene, in der die Kamera vom Ufer ins Wasser abtaucht, und dann hat es auch einige Fasttek-Sequenzen dabei.
Und die Nachbearbeitung haben Sie ebenfalls selbst gemacht?
Ja, die gesamte Produktion von Drehbuch bis zum fertigen Film dauerte ca drei Monate. Das hat grossen Spass gemacht, es war meine erste Produktion an der Ich bei jedem Schritt beteiligt war. Dank der Unterstützung verschiedener Fachexperten und dem Team des Neeracherried entstand ein hochwertiger und emotionaler Dokumentarfilm, welcher für interessierte Erwachsene ebenso wie für Kindergarten- und Schulkinder spannend ist. Ich habe eine Menge dabei gelernt, wozu man sonst als Fotograf kaum Gelegenheit hat, denn normalerweise steht hinter einer solchen Produktion ein grosser Zeit- und Kostendruck, der in meinem Fall entfiel.
Wie lange sind die Ausstellung und der Film noch zu sehen?
Die Ausstellung dauert bis Ende Oktober nächsten Jahres. Diese ist jeweils am Mittwoch Nachmittag, Samstag und Sonntag geöffnet. Sie bietet übrigens auch die Möglichkeit mit interaktiven Modellen einiges über raffinierte Anpassungen dieser Lebewesen zu erfahren und im Bestimmungslabor kann man mit dem Binokular die Lebewesen ganz genau beobachten. In über 18 Aquarien und auch im natürlichen Teich sind die verschiedensten Arten zu entdecken. Das ist vor allem auch für Schulklassen interessant, die einen solchen praktischen Naturkundeunterricht sehr schätzen.
Weitere Informationen finden Sie unter www.birdlife.ch/
Öffnungszeiten:
25. März – 30. Oktober 2016:
Mittwoch: 14-20 Uhr
Samstag: 10-18 Uhr
Sonntag und Feiertage: 8-18 Uhr
November 2016 bis Mitte März 2017:
2. Sonntag des Monats 9-16 Uhr