Das Fotofestival Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg, das vom 18. September bis 15. November 2015 stattfindet, dürfte das grösste Fotofestival Deutschlands sein und zeitgenössische Tendenzen der Fotografie aufzeigen. Dieses Jahr wurden unter den Titel «[7P] – [7] Orte [7] Prekäre Felder» insgesamt 44 internationale Ausstellungen in den drei Nachbarstädten von Urs Stahel kuratiert, dem früheren Leiter des Fotomuseums Winterthur.
Das Fotofestival Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg präsentiert sich unter der künstlerischen Leitung von Urs Stahel mit 44 internationalen Positionen.
Unter dem Titel [7P] – [7] Orte [7] Prekäre Felder greift das Fotofestival Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg brisante Themenkomplexe auf. Sie zeigen die Fragilität wesentlicher Lebensbereiche unserer Gegenwart. Noch weitgehend unbekannte wie bereits renommierte FotografInnen bis hin zu grossen Stars der Fotoszene setzen sich mit kontroversen und schwierigen Themen der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in der heutigen Welt auseinander. Aus diesem Grund wählte Kurator Urs Stahel die unten beschrieben KünstlerInnen für seine folgenden Felder aus
[7.1] High-Tech, Logistik & Migration,
[7.2] Gewalt und Zerstörung,
[7.3] Urbanismus & Real Estate,
[7.4] Geld und Gier,
[7.5] Wissen, Ordnung, Macht,
[7.6] Ich-Fest & Selbst-Stress und
[7.7] Kommunikation und Kontrolle
Das sind die ausstellenden FotografInnen:
Lewis Baltz, Henrik Spohler und Lukas Einsele beschäftigen sich mit dem System der Hochtechnologie, während Jim Goldberg und Ad van Denderen sich mit deren Auswirkungen auf die Migration auseinandersetzen.
Henrik Spohler, «Jet engine, bypass duct housing», aus der Serie Global Soul, 2008, © Henrik Spohler
Allan Sekula & Noël Burch und Sharon Lockhart visualisieren und diskutieren die Arbeitsbedingungen in den Werften und auf dem Ozean.
Mishka Henner und Henk Wildschut geben der Industrialisierung der Landwirtschaft ein starkes Bild.
Ilit Azoulay diskutiert das Suchen, Verlieren und Wiederfinden von Gewissheiten im Leben, während Hans Danuser, Yann Mingard, Simone Demandt, Daniel Blaufuks und Dayanita Singh das Handeln von und mit offiziellem, gesellschaftlichem Wissen diskutieren.
Ai Weiwei, Frank van der Salm und Sylvain Couzinet-Jacques visualisieren die Problematik von radikalen Umwälzungen im urbanen Raum, von Architektur als Investition, während Taysir Batniji und Nick Waplington Architektur als Strategie, als politische Waffe und Laurence Bonvin Hometowns als Ausgrenzung zeigen. Hiroko Komatsu erschafft ihr eigenes Reich zwischen Konstruktion und Dekonstruktion.
Polly Braden, «London Metal Exchange, 2012», aus der Serie London’s Square Mile, 2006-2015, © Polly Braden, courtesy Polly Braden
Money runs the world: Stefanos Tsivopoulos, Glenda León, Gaëlle Boucand, G.R.A.M, Paolo Woods & Gabriele Galimberti und Polly Braden visualisieren die Verknüpfung von Geld und Gier.
Das System von privater und gesellschaftlicher Gewalt, Zerstörung ist Thema der Arbeiten von Bromberg & Chanarin, Suzanne Opton, Edmund Clark, Boris Mikhailov, Julika Rudelius, Keren Cytter, Juergen Teller und Thomas Hirschhorn.
Suzanne Opton, «Soldier: Williams – 396 Days in Iraq», aus der Serie Soldier, 2004/2005, © Suzanne Opton, courtesy Suzanne Opton
Rico Scagliola & Michael Meier, Melanie Bonajo und Maya Rochat bewegen sich im Feld eines erstarkten Narzissmus und diskutieren die Wechselwirkung von Ich und Welt, Selbst und Abgrund. Trevor Paglen, und in anderer Form auch Marco Poloni, visualisieren die Totalkontrolle von aussen, durch Satelliten, Kameras, Anzapfen der weltweiten Internetleitungen.
Rico Scagliola & Michael Meier, «Filmstill aus Double Extension Beauty Tubes, 2010», 360° Multimedia Installation, © Rico Scagliola & Michael Meier, Collection Fotomuseum Winterthur
Die fünf Videos von Melanie Gilligans führen vor, wie wir von innen her bestimmt und kontrolliert werden.
«The Experimental Visualization Lab» unter George Legrady & Danny Bazo führt interaktiv vor, wie sich Kameras aufgrund algorithmischer Vorgaben ein eigenes Bild der Wirklichkeit machen.
Schliesslich Jules Spinatsch: Er hat den Auftrag sieben neue Arbeiten zu allen sieben Themen zu realisieren. Er bindet sie so an die Region und schliesst die Themen zu einem Ganzen zusammen, eben zu [7P] − [7] Orte [7] Prekäre Felder.
Urs Stahel, Kurator
«Ich habe Künstler und Künstlerinnen eingeladen,» sagt Urs Stahel, Kurator des Fotofestivals, über die Künstlerauswahl, «die sich in ihrer Arbeit mit den sieben kritischen Feldern High-Tech, Gewalt, Urbanität, Geld, Wissen, Kommunikation und Selbstbild von heute beschäftigen. Sie alle haben auf eine einzigartige Art und Weise das jeweilige Thema künstlerisch bearbeitet. Jedes Feld und jeder Ausstellungsort bildet für sich eine eigene Ausstellung, aber zusammen schaffen sie eine grosse Klammer zum Thema [7P], zu sieben Fragestellungen der heutigen Wirklichkeit. So entsteht ein wunderbares Spannungsfeld, das alle Besucher ermutigen soll, sich alle sieben Orte und Themen anzuschauen.»
Zu den Ausstellungen selbst meint Urs Stahel: «Die Ausstellung verlangt vom Besucher, sich die Bilder anzusehen, sich mit ihnen zu beschäftigen und über die Situation der Welt nachzudenken. Die Themen behandeln gesellschaftliche Problematiken und berühren gleichzeitig das persönliche Leben. Die Künstler lassen uns an ihrer künstlerischen Auseinandersetzung teilhaben und fordern von uns gleichzeitig auf, eine Haltung gegenüber diesen prekären Feldern einzunehmen. Die Ausstellung fordert uns auf verführerische Weise auf, nicht weiterhin gelähmt auf das Loch in der Mauer zu starren und zu warten, sondern wenigstens einen Lappen reinzustopfen oder über die Gründe für das Loch nachzudenken.»
Das Fotofestival möchte besonders auch auf die Artist Lectures hinweisen. Sieben KünstlerInnen werden am Eröffnungswochenende an ihren Ausstellungsorten Vorträge über ihre Arbeit und zu den einzelnen prekären Feldern halten. Geplant sind Vorträge mit Ilit Azoulay, Thomas Hirschhorn, George Legrady, Julika Rudelius, Rico Scagliola & Michael Meier, Dayanita Singh und Jules Spinatsch.
Dauer und Ausstellungsorte
Das 6. Fotofestival Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg findet vom 18. September bis 15. November 2015 statt. Folgende Ausstellungshäuser sind beteiligt:
In Mannheim nehmen die Kunsthalle Mannheim, Port25 – Raum für Gegenwartskunst und ZEPHYR – Raum für Fotografie der Reiss-Engelhorn-Museen teil.
In Ludwigshafen werden das Wilhelm-Hack-Museum und der Kunstverein Ludwigshafen vertreten sein.
In Heidelberg sind der Heidelberger Kunstverein und die Sammlung Prinzhorn Ausstellungsorte.
Detaillierte Informationen zu den einzelnen Ausstellungsorten finden Sie hier.
Öffnungszeiten der Ausstellungen: Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr
Eintrittspreise
Einzelticket: 7,00 € // Ermäßigtes Einzelticket: 5,00 €
Einzelticket Kunsthalle Mannheim: 9,00 € // Ermäßigt Kunsthalle Mannheim: 6,00 €
3er Karte: 14,00 € // Festivalpass: 35,00 € // Festivalpass plus Katalog: 49,00 €
Der Festivalpass berechtigt zum mehrmaligen Eintritt in allen sieben Häusern während der gesamten Laufzeit des Festivals.
Samstags freier Eintritt in das Wilhelm-Hack-Museum und Kunstverein Ludwigshafen.
Es gibt diverse Ermässigungen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Weitere Informationen finden Sie unter www.bahn.de/kultur.
Katalog: Zum Festival erscheint ein umfangreicher Katalog im Kehrer Verlag: 272 Seiten, 420 Abbildungen. Zum Preis von 25 Euro während der Festivallaufzeit.
Weitere Informationen über das Festival gibt es unter www.fotofestival.info
Die App zum Festival:
3 Städte, 7 Ausstellungshäuser und 1 App
In diesem Jahr bietet das Festival eine kostenlose App für Android und iOS als Kompass durch die 7 Ausstellungsorte in den Städten Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg. Diese soll die Besucher auf dem schnellsten Weg vom einen zum nächsten Ausstellungsort bringt und Informationen zur Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln bereit halten. Zusätzlich bietet sie spannende Informationen rund um das Festival, die Ausstellungshäuser sowie die behandelten Ausstellungsthemen und ausstellenden Künstler. Der Newsfeed informiert ausserdem über aktuelle Neuigkeiten und über das Rahmenprogramm.
Die Fotofestival-App umfasst:
• Überblick der Ausstellungsorte des Fotofestivals pro Stadt
• Informationen rund um die Ausstellungsorte und ihre Ausstellungsthemen
• Hintergrundinformationen zu den Künstlern
• Informationen zu Strecken zwischen den Häusern und zu öffentlichen Verkehrsmitteln
• Navigationsmöglichkeit
• Terminübersicht über die Veranstaltungen des Festivals
• Stadtinformationen der Städte Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg
• Kontaktdaten / Öffnungszeiten der Tourismusinformationen
• Newsfeed zum Festival
Weitere Fotofestivals, Messen, Ausstellungen, Fotobörsen, Workshops, Seminare, Reisen und Wettbewerbe finden Sie regelmässig aktualisiert unter www.fotoagenda.ch