Urs Tillmanns, 15. Mai 2014, 20:30 Uhr

16. Swiss Photo Award – ewz.selection: Das sind die Besten

Zum 16. Mal hat der Swiss Photo Award – ewz.selection heute Abend vor grossem und illustrem Publikum die besten Fotografen geehrt. 21 Fotografen aus der ganzen Schweiz waren für die sieben Kategorienpreise von je CHF 5000.– in den Kategorien Architektur, Editorial, Fashion, Fine Art, Free, Reportage und Werbung nominiert. Die Shortlist-Gewinner sind dieses Jahr in der Photobastei zu sehen.

Der Abend im Kulturzentrum «EWZ-Unterwerk Zürich Selnau» hat kurz nach 17 Uhr schon mit einer Bombenstimmung begonnen, nachdem in kurzer Zeit viele Besucher hereinstürmten, um die 21 besten Arbeiten des 16. Swiss Photo Award – ewz.selection zu bestaunen. Allerdings gaben einige der Arbeitten auch zu kontroversen Meinungen und angeregten Diskussionen Anlass – das gehört nun mal zu jedem kreativen Medium. Dann kam das Warten, bis Romano Zerbini die von einer Fachjury auserwählten besten Arbeiten und ihre Gewinner präsentierte.

EWZ-Selection_Preisverleihung

Gespannt warten die Besucher auf die Verkündung der Kathegoriengewinner

 

Das sind die Besten der Besten:

Die stolzen Sieger sind: Stefan Jaeggi, Zürich (Architektur); Andri Pol, Basel (Editorial); Yann Gross, Chexbres (Fashion), Jan Hofer, Zürich (Fine Art), Joakim Cortis & Adrian Sonderegger, Zürich (Free), Scott Typaldos, Lausanne (Reportage) und Thomas Stöckli, Zürich (Werbung).

Stefan Jäggi, Zürich: «Bloc» (Kategorie Architektur)

SwissPhotoAward_StefanJaeggi_Architektur
Jäggi zeigt kleine Orte im Quartier La Défense in Paris, kleine aber entscheidende Teile von Gebäuden, Anbauten, Balkone, Übergänge, Brüstungen. Die Art und Weise, wie er diese Elemente ins Bild rückt, überzeugt in ihrer formalen Strenge. Die Arbeit macht in sehr geschickter Weise darauf aufmerksam, wie unsere Wahrnehmung von Stadt durch solche architektonische Details geprägt wird.

 

Andri Pol, Basel: «Menschen am CERN» (Kategorie Editorial)

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Andri Pol geht in ungewohnter Weise an das CERN heran und zeigt uns nicht die gewohnten Bilder komplexer wissenschaftlicher Ereignisse und die fabelhafte Technik, sondern die Menschen dahinter, die in dieser abgesonderten Welt konzentriert ihrer täglichen, wissenschaftlichen Arbeit nachgehen. Der Betrachter erhält einen unerwarteten Einblick in diese Welt, die ganz eigen und sehr menschlich ist und so ganz im Kontrast zu den sonst portierten Geschichten steht.

 

Yann Gross, Chexbres: «L’arrière-pays» (Kategorie Fashion)

SwissPhotoAward_YannGross_Fashion_750
Die ruhige, tiefgründige Arbeit lädt zum Hinschauen ein und gibt ihre Qualität erst in einem zweiten Blick frei. Sie überzeugt in ihrer starken Sinnlichkeit, mit der Lichtführung und zeichnet sich durch eine grosse Originalität aus, die trotz einer fast calvinistischen Strenge bemerkenswert poetisch bleibt.

 

Jan Hofer, Zürich: «The Careful Movers» (Kategorie Fine Art)

SwissPhotoAward_JanHofer_FineArt
«The Careful Movers» zeigt temporäre Artefakte des heutigen Lebens in Zürich, genauer zusammengebundene Altkartonstapel, bereit zur Entsorgung am nächsten Tag. Jan Hofer fotografiert diese als One-Night-Sculptures und holt durch den Akt der Fotografie das Alltägliche in einen Kunstkontext. Erst durch die Fotografie werden die Kartonhaufen zu Skulpturen und thematisieren unser Leben.

 

Jojakim Cortis & Adrian Sonderegger: «Icons» (Kategorie Free)

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Es handelt sich um eine Arbeit «à deux», die berühmte Bilder nachbildet und fotografiert. Damit berührt sie das Thema des Bildes im Bild und schafft überraschende und packende Ebenen und Tiefen. Auf den ersten Blick erscheinen wir wenig zu erkennen. Doch blicken wir länger, erkennen wir das Dilemma der Bilder: Was darin ist echt, was gestellt? Damit thematisieren die beiden Fotografen die grundlegende Frage der Fotografie als Abbildung der Wirklichkeit und lassen den Betrachter in schwindelnde Sphären gleiten. Dennoch erregt die Arbeit schnell Aufmerksamkeit und packt den Betrachter unmittelbar, ohne didaktisch wirken zu wollen.

 

Scott Typaldos, Lausanne: «Butterflies (Chapter 2)» (Kategorie Reportage)

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Scott Typaldos Schwarzweiss-Geschichte über geistig behinderte Menschen in einem Heim im albanischen Teil Ex-Jugoslawiens geht unter die Haut. Es gelingt ihm, uns die Ereignisse, die Angst der Insassen, die Nähe und Kälte des Ortes zu vermitteln. Es ist fast so, als könnten wir riechen und sehen, was man zu essen erhält. Er erklärt in wenigen Bildern alles und löst sämtliche Ansprüche an eine Reportagefotografie ein. Wir sind nach diesen Bildern andere Menschen.

 

Thomas Stöckli, Zürich: «Lola / Fred» (Kategorie Werbung)

SwissPhotoAward_ThoimasStoeckli_Werbung_750
Lola|Fred ist ein urbaner Yoga-Brand aus Zürich, der sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit und Einzigartigkeit legt. Die Lokalität in der Europaallee kombiniert mittels eines ausgeklügelten Aufhängesystems Shop und Studio unter einem Dach. Die Arbeit überzeugt durch ihre Dimensionen und die Weite, die sie abbildet. Sie geht frisch und sensibel auf das Thema ein und setzt Menschen in eine skulpturale Umgebung. Die Arbeit zeigt sich sehr eigenständig und springt förmlich ins Auge. Obwohl man sie als klassisch, heroisch oder gar «post-kommunistisch» bezeichnen könnte, bleibt sie sehr modern.

 

Die Ausstellung

Bis zum 1. Juni bleiben das ewz-Unterwerk Selnau und die Photobastei zwei Höhepunkte der Schweizer Fotografieszene und laden ein zum Besuch einer erneut beeindruckenden und umfassenden Ausstellung mit aktueller Fotografie «Made in Switzerland», zu Führungen, Portfolio-Reviews, Workshops, Podiumsgesprächen und Artist-Talks, zu Networking und Austausch.

 

Katalog der besten 21 Arbeiten

Gute Fotos berühren. Damit die besten Fotografien der Schweiz noch mehr Menschen berühren, gibt ewz.selection einen Ausstellungskatalog heraus. Er zeigt die besten 21 Arbeiten aus den insgesamt 713 Einsendungen und dient als «Gedächtnis» der Schweizer Fotografie sowie als Orientierungspunkt in der täglichen Bilderflut.
Der Katalog ist ab Mitte Mai in der Ausstellung und in ausgesuchten Buchhandlungen erhältlich. Katalog: swiss photo award 13, 176 Seiten, 152 teils grossformatige Abbildungen, 16 × 24 cm, fadengeheftet mit Schutzumschlag. Preis Fr. 28.–.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ewzselection.ch

Das Wichtigste auf einen Blick

Shortlist – Swiss Photo Award – ewz.selection (Ränge 22 bis 58)
Ausstellung: 9. Mai bis 1. Juni 2014,
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 12:00 Uhr bis 21:00 Uhr
Photobastei, Bärengasse 29, 8001 Zürich, www.photobastei.ch

Die Besten – Swiss Photo Award – ewz.selection
Eröffnung: Donnerstag, 15. Mai, ab 17.00 Uhr
Ausstellung: 16. Mai bis 1. Juni
Öffnungszeiten: Do/Fr 16:00 Uhr bis 20:00 Uhr, Sa / So 12:00 Uhr bis 20:00 Uhr
ewz-Unterwerk Selnau, Selnaustrasse 25, 8001 Zürich

Eintrittspreise
Für beide Orte ein Ticket: Eintritt CHF 15.–/10.– (ermässigt)

Begleitprogramm
Das Begleitprogramm findet dieses Jahr mit Ausnahme der Preisverleihung in der Photobastei statt.
Photobastei, Bärengasse 29, 8001 Zürich, www.photobastei.ch

Organisation
Swiss Photo Award – ewz.selection
Postfach, CH-8036 Zürich, Telefon +41 44 240 22 03, www.ewzselection.ch

 

4 Kommentare zu “16. Swiss Photo Award – ewz.selection: Das sind die Besten”

  1. Besten Dank für diesen hervorragenden Bericht! Ich war auch vor Ort, habe aber wegen des hohen Geräuschpegels vieles nicht verstanden. Dass sehr viele der Anwesenden nicht den Anstand hatten, während der von Romano Zerbini moderierten Preisverleihung ihr Gequatsche zu unterbrechen, fand ich beschämend und eine unverzeihliche Rücksichtslosigkeit gegenüber dem verdienten Organisator der ewz.selection.

  2. Warum haben Sie denn nicht Ruhe geschrien? Dasselbe Problem bei „Musik auf dem Schiff“ an der Basler Riviera. Saufen, rauchen, tratschen. Nur nicht hinhören.

  3. @Michael Przewrocki: Ich schreie nicht … Romano Zerbini hat es mal selbst auf die feine Art versucht. Er sprach einfach nicht weiter. Allmählich wurde es still im Saal. Zerbini freute sich über die vermeintliche Wirkung und sprach weiter. Zwei Minuten später war der Lärmpegel im Saal wieder auf dem selben Niveau wie vor seiner an sich klugen Intervention. Kein gutes Zeichen für unsere „Kulturszene“.

  4. Ganz kluge Idee. Etwa so ähnlich wie den Dreck ein gewisse Zeit liegen lassen. An der Basler Regierungsrats-Vorwahlversanstaltung im Merian-Saal hat sich damals keiner auf der Bühne gewagt…..

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