Einst drei stolze Markennamen und eine der grössten Firmengruppen der Schweiz blicken auf eine interessante Geschichte zurück. Jetzt gibt es ein Buch dazu, allerdings ein französisches, welches eine Fülle bisher unbekannter Hintergründe sowie einmaliges Bildmaterial des einst bedeutendsten Fimkameraherstellers «Bolex» der Nachwelt sichert.
Dass wir als deutschsprachige Webseite ein französisches Buch vorstellen, ist wohl eher die Ausnahme. Im vorliegendem Fall erscheint es angebracht, weil es den Aufstieg, die Blüte und der Niedergang einer der einst grössten Schweizer Firmengruppe «Paillard» und deren Topmarken «Bolex», «Hermes», «Precisa» und «Thorens» in hervorragender Weise dokumentiert. Der Schwerpunkt dieser intensiven Recherchen liegt auf den «Bolex»-Filmkameras und auf deren Schlüsselfigur Jacques Bogopolski.
Aber zunächst der historische Background: Der Name «Bolex» stand vor 50 Jahren auf vier von 10 Filmkameras und Projektoren – weltweit. Das Unternehmen hiess Paillard mit Werken in Yverdon, Sainte-Croix und Orbe sowie später mit weiteren im Ausland. Zur Paillard-Gruppe gehörten ausser Bolex (Filmkameras und -projektoren) auch die Marken Hermes (Schreibmaschinen), Precisa (Rechenmaschinen) und Thorens (Radios und Plattenspieler) – einst blühende Marken, für welche weltweit mehr als 8’000 Leute tätig waren.
Das Buch enthält nicht nur die hervorragend recherchierte Geschichte dieser Firmengruppe, sondern es enthält eine Fülle von bisher unveröffentlichten Bildern, Werkaufnahmen, Produkte- und Werbefotos sowie wichtige Dokumente, deren Existenz bisher unbekannt war. So erhält der Leser Einblick in die damaligen Produktionsstätten und kann sich einen Eindruck darüber verschaffen, wie die hoch präzisen mechanischen Produkte entstanden sind und auf Grund ihrer Qualität Weltruf erlangt haben.
Das Buch bringt auch Licht in die etwas komplizierten Zusammenhänge zwischen der Schlüsselfigur Jacques Bogopolski (auch «Boolsky» genannt), dessen Firma Bol in Genf und der Firma Paillard mit Hauptsitz in Yverdon. Gewissermassen als roter Faden zieht sich die Lebensgeschichte des russischen Emigranten Bogopolski durch das Buch mit seiner Entwicklungsarbeit für Bolex, die Probleme, die ihn veranlassten die Schweiz zu verlassen um in Amerika die Firma «Bolsey» zu gründen. Dass Bogopolski auch die einzige Schweizer Kleinbild-Spiegelreflexkamera «Alpa»entwickelt hat, findet im Buch nur knappe Erwähnung, was insofern verständlich ist, als deren Geschichte keinen direkten Zusammenhang mit der Paillard-Gruppe hatte.
Hauptteil des Buches ist die Entwicklungsgeschichte der Bolex H16, die von Marc Renaud massgeblich konstruiert wurde und 1935 auf den Markt kam. In den nächsten drei Jahrzehnten sollte sie kontinuierlich verbessert und weiter entwickelt werden, um sich als eine der beliebtesten Profikameras im Markt zu behaupten. Dazwischen kam 9,5 Millimeter, dann 8 mm und letztlich die Super-8 Filme hinzu, für die Bolex jeweils Kameras und Projektoren für professionelle Ansprüche entwickelte und auf den Markt brachte. Das Buch beleuchtet alle diese Aspekte mit viel Hintergrundinformationen, die wir den beiden Historikern Thomas Perret und Roland Cosandey und ihren minutiösen Recherchen verdanken.
Letztlich geht das Buch auch auf den sukzessiven Niedergang des Unternehmens ein, welches den Anschluss an die rasante elektronische Entwickung verpasste und im Schatten der Digitaltechnologie ein unaufhaltsames Ende fand. Die Nachfrage nach Filmkameras, Schreib- und Rechenmaschinen sowie Plattenspieler verstummte innerhalb weniger Jahre.
Das Buch listet im Anhang auch das Filmschaffen von Bogopolsky auf und beleuchtet verschiedene bisher unveröffentlichte biografische Besonderheiten. Acht cineastische Meilensteine aus den Anfängen, vier Filme von Boolsky und vier Werbefilme von Paillard-Bolex, finden wir auf der dem Buch beigelegten DVD wieder, die ausschliesslich in diesem Buch erworben werden kann. Alleine diese Dokumente sind für viele Sammler und Historiker schon den Preis des Buches wert.
Thomas Perret und Roland Cosandey, sowie viele im Anhang genannten Helfer und Institutionen, haben mit diesem Buch eine Wissenslücke geschlossen und präsentieren uns einen erstaunlichen und spannenden Beitrag zur Geschichte eines bedeutenden Schweizer Unternehmens.
Urs Tillmanns
Buchbeschreibung des Verlages
Palilard-Bolex, ce sont des dizaines da milliers de caméras et da projecteurs 16 mm puis 8 mm vendus dans le monde dès les années 1930, produits à Salnte-Croix (CH) par Paillard, alors fleuron industriel de la région.
Bolex-Boolsky, c’est l’histoire de la carrière suisse de Jacques Boolsky (1895-1962), inventeur et cinéaste, réalisateur méconnu d’une soixantaine de films avant 1939.
Richement illustré, l’ouvrage publié par les Editions de la Thièle aborde ces deux aspects en trois volets:
• la production industrielle des fameux appareils de cinéma, traitée par Thomas Perret, dans la lignée de I’exposition proposée à Yverdon en 2004;
• la production cinématographique privée et publiqué de J. Boolsky, présentée par Roland Cossandey;
• un DVD présentant quatre films de J. Boolsky et quatre films publicitaires de Bolex-Paillard.
Der Inhalt
• Remerciements de l’éditeur
• Preface par Pascal Broulis, Conseiller d’Etat
• Vouloir heriter, par Roland Cosandey
• Paillard-Bolex, une histoire en dix-huit tableaux, par Thomas Perret
• Introduction
• Paillard-Bolex, une chronologie
• Dix-huit tableaux pour une histoire
• Paillard-Bolex au fil des archives
• Bibliographie
• Source des illustrations
• Cinéma privé, cinéma public: Jacques Boolsky, réalisateur (1920-1940), par Roland Cosandey
• Inventeur et cinéaste
• Fragments d’une biographie
• Les entreprises
• Un cinéaste oublié
• Cinéma privé
• Cinéma public
• Certitudes et fragilités
• L’hypothèse Messerli
• Situation de Boolsky
• Filmographie
• Sources
• Remerciements
• Boolsky – Bolex – Paillard, par Roland Cosandey
• Huit films en DVD
DVD mit vier Filmen:
• La Cigalle et la Fourmi, 1934*
• L’Heure «H», 1936*
• «Cette nuit-là» …*
• Une bonne idée, 1938*
• Pour bien filmer, 1937
• Film de démonstration du Ciné-Fader Système Boolsky, 1938
• Fabrication des radios Paillard, 1938-40
• Images vivantes, 1961
* Filme von Jacques Bogopolsy
Thomas Perret und Roland Cosandey
«Paillard – Bolex – Boolsky»
188 Seiten, reich illustriert
Format 165 x 213 mm
Hardcover, gebunden
inkl. DVD
ISBN 978-2-8283-0044-9
Preis: CHF 57.– (inkl. Versandspesen innerhalb der Schweiz)
Bestelladresse:
Edition de la Thièle
Case postale 504
CH-1400 Yverdon-les-Bains
Bestellung per E-Mail info [@] editions-thiele.com
Der Name Thorens hat als Marke für durchaus hochwertige Plattenspieler durch alle Wirren der Zeit hindurch bis heute überlebt (http://www.thorens.com/de/start.html).
Mein schweizerische Panoramakamera dreht sich-ausser im Helikopter-auf einem stabilen genialen Bolexstativ mit einem sicheren Adapter-System, welches selbst im Helikopter, wo die Kamera hängt, zum Tragen kommt. Ein antiquarisch erworbenes geniales Reprostativ kommt dazu. Der alte Thorens Plattenspieler wartet auf den Ersteinsatz.
Nach meiner Forschung hat Yakub Bogopolsky weder den Cinégraphe, die beiden Genfer Bolex-Modelle, noch die H-Kamera entworfen oder „erfunden“. Auch daß der 1906 geborene Elektrotechniker Marc Renaud, der 1934 eine Paillard-Tochter heiratete, die H-Kamera konstruiert haben soll, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Tatsache ist, daß man bei Paillard schon 1929 an einer Filmkamera arbeitete, rund ein Jahr vor dem Aufkauf der Firma Bol. Die Bolex-Schmalfilmgeräte sind praktisch allesamt in den Vereinigten Staaten wenigstens als Konzept, wenn nicht gleich als fertige Teile eingekauft worden.
Dasselbe nehme ich übrigens für die ARRIFLEX an. Auch diese Kamera stammt sehr wahrscheinlich aus dem Rockwell Engineering Laboratory, das von der Bell & Howell Co. im September 1929 eröffnet worden war.
Die französische Facine-Schmalfilmkamera von 1935 besitzt einen automatisch funktionierenden verstellbaren Umlaufverschluß, ein Element, das Bell & Howell 1912 in ihrer Berufsfilmkamera vorstellten.
Die Pathé WEBO M kommt aus Amerika, die Beaulieu-Geräte, auch was in Sowjetrußland fabriziert worden ist. Man findet fast überall Zoll-Maße im Getriebe. Die Druckgußgehäuse der Paillard-Bolex-H-Kameras sind im aargauischen Teufenthal mit amerikanischen Maschinen hergestellt worden.
Ich will die Bolex-Marke nicht schlecht machen. Die Technik lügt einfach nicht und die Wahrheit kommt mit den Jahren halt doch heraus. Wäre die H-Kamera in der Schweiz entstanden, besäße sie keine zölligen Teile. Ach, ja, die Bolex-Marke: Sie gehörte von 1924 bis 1930 nicht Bogopolsky alleine, sondern auch Charles Haccius, Genf.