Prof. Manfred und Christina Kage haben kürzlich ein Buch über die Welt der Kristalle herausgegeben, das uns nicht nur in eine fantastische Makro- und Mikrowelt entführt, sondern darüber hinaus mit verständlichen Erklärungen auch Laien hilft, diese Welt besser zu verstehen. Die Reise geht vom Mondgestein über Quarze, Edelmetalle, Elemente und Verbindungen bis in die organische Welt im polarisierten Licht.
Vor uns liegt ein Bildband, der eigentlich keiner ist. Er ist mehr als das. Das Buch zeigt nicht nur fantastische Bilder von allen möglichen Kristallen, sondern es vermittelt zugleich viel Wissenswertes über die Makro- und Mikrowelt des Manfred Kage. Es sind also nicht nur die Bilder mit ihren grellen Polarisationsfarben die faszinieren, sondern es sind ebenso die Erklärungen, welche wohl bei vielen Lesern auf grosses Interesse stossen dürften. Das Buch zeigt Substanzen des täglichen Lebens, die im Mikroskop von Manfred Kage plötzlich eine völlig neue Struktur und ein neues Aussehen gewinnen. Farblosen Stoffen wird mit polarisiertem Licht eine Farbenpracht eingehaucht, die einerseits die Laien verblüfft, die aber anderseits den Fachleuten dazu dient, unterschiedliche Zusammensetzungen und Dichten dieser Stoffe erkennen und unterscheiden zu können.
Manfred Kage führt uns mit diesem Buch in seine «fantastische Kristallwelten» ein und vermittelt uns darin viel Wissenswertes zu seinen Aufnahmen und zu einer Welt, die den meisten von uns bisher verborgen blieb. Da sind einmal die Dünnschliffpräparate, die schon im Durchlicht bei geringer Vergrösserung eine Wunderwelt der natürlichen Kristallbildung sichtbar werden lassen, mit Feinheiten, die uns zum Staunen bringen. Je stärker die Vergrösserung, desto faszinierender, ja unglaublicher, werden die bildlichen Erkenntnisse. Kage eröffnet uns eine Welt, in der alltägliche, nichtssagende Stoffe plötzlich in neuer, fremdartiger Struktur und einer starken grafischen Wirkung erscheinen. Hier wird die Wissenschaft zur Kunst.
Das Buch beginnt schon spannend mit Bildern des Mondgesteins und von Meteoriten, der Boten aus der Unendlichkeit. Dann wirken die Mineralien mit echtem Schliff wie feinste, von Menschenhand gezeichnete Landschaften, wie sie perfekter nicht sein könnten. Ebenso faszinierend und unglaublich wirken die angeschliffenen Präparate wie Malachiten, Rhodochrositen oder Tiereisen, die auch ohne starke Vergrösserung seltsame und fantastische Farben und Strukturen zeigen.
Mit Bilder von Quarzen, Eiskristallen und kristallinen Elementen, wie sie sogar in Mineralwasser vorkommen, geht Manfred Kages Reise weiter durch die Welt der Kristalle bis hin zu seltenen Metallen, wie Gold, Silber, Kupfer und im Hochvakuum kristallisiertem Palladium. Auch den Kristallen in der Technik, zum Beispiel in der Materialprüfung, ist ein Kapitel gewidmet.
Zur Untersuchung der Elemente und Verbindungen sind wesentlich stärkere Vergrösserungen mit Hilfe eines Rasterelektronenmikroskops notwendig, und je stärker die Vergrösserung, desto eigenartiger und überraschender werden die Formationen, die uns Kage vorführt. Dann weisen beispielsweise die Kristalle der organischen Welt mit noch eigenartigeren Formen auf, die im polarisierten Lichtmikroskop schon mit relativ geringen Vergrösserungen sichtbar gemacht werden können.
Das Buch schliesst mit Beispielen aus der Welt der Flüssigkristalle, die nicht erst heute mit den Flüssigdisplays begann, sondern bereits 1888 mit einer Entdeckung des Pflanzenbiologen Friedrich Reinitzer, wie der Text zu diesem Kapitel erläutert. Auch hier verblüffen die Beispiele von Colestrin, Lecitin oder eben der LCDs im polarisierten Licht, die Formen zeigen, die vergänglich und wohl jedes Mal wieder anders sind.
Für wen ist das Buch? Es ist sicher für alle Naturfreunde und Kristall-Liebhaber ein sehr geschätzter Geschenkband. Dann ist es für alle wissenschaftlich Interessierte und Fotografen ein interessantes Werk, die darin eine völlig neue Motivwelt entdecken, eine, die jedoch sehr viel technisches und naturwissenschaftliches Spezialwissen voraussetzt. Um dann Wissenschaft und Kunst mit dieser Perfektion kombinieren zu können, gehört noch eine jahrzehntelange Erfahrung dazu. All dies hat Manfred Kage …
Urs Tillmanns
Buchbesprechung des Verlages
Bei der Entstehung unseres Sonnensystems durch eine Super-Nova-Explosion entstanden aus kristalliner Materie Planeten wie unsere Erde. Würde das Wasser aller Ozeane eintrocknen, blieben riesige Mengen an Kochsalzkristallen und fast alle Elemente des Periodensystems übrig – also ein Ozean an Kristallen, aus dem vor ca. 3 Milliarden Jahren die ersten Bausteine des Lebens hervorgingen. Auch wir Menschen bestehen aus diesem Ur-Sternenstaub.
Das Wort Kristall stammt aus dem Griechischen. Homer z.B. bezeichnete eine durchsichtige oder eisartige Struktur als ‚krýstallo‘. Die grössten Kristalle weltweit mit einer Länge von über 14 Metern wurden in der Mine von Naica in Mexiko gefunden. Diamanten mit ihrer hochgeordneten Gitterstruktur bestehen aus Kohlenstoff und sind die härtesten Kristalle der Welt. Mineralien, die aus der Erdkruste in vielfach reiner Form kristallisieren, bringen viele verschiedene Kristallmodifikationen und Farben hervor.
Der ausgebildete Chemiker Manfred P. Kage hat im Laufe seines Lebens mindestens 1600 verschiedene Substanzen kristallisieren lassen, um ihre geheimnisvolle Gestalthaftigkeit zu erforschen. Das Buch soll die unendliche Vielfalt der kristallinen Welt nur andeuten und die Schönheit der Strukturen und Farben in Wort und Bild hervorheben.
Der Inhalt
Vorwort/ Danksagung
Einleitung
Mond und Meteoriten
Mineralien mit echtem Schliff
Anschliff statt Dünnschliff
Quarze
Eisige Kristalle
Wasser ist Leben
Die edlen unter den Metallen
Kristalle und Technik
Elemente und Verbindungen
Kristalle der organischen Welt
Kristalle im Fluss
Glossar
Impressum
Die Autoren
Seit seiner Jugend hat sich Manfred P. Kage von der Welt der Kristalle und mikroorganischen Strukturen gebannt gefühlt und seine Begeisterung für diese Welt zu seinem Beruf gemacht. Heute steht der Mikrofotograf mit Wissenschaftlern und Grossunternehmen in engem Kontakt und kreiert mit Einfallsreichtum und profunden Kenntnissen immer wieder technische Neuentwicklungen für Mikrofotografie und Mikrovideo. Sein Lebenswerk, Wissenschaft und Kunst unter dem Begriff «ScienceArt» miteinander zu verbinden, wurde von der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) 2012 mit dem Kulturpreis ausgezeichnet. Eine Ehrung, die bisher als Wissenschaftsfotografen weltweit nur Lennart Nilsson und Fritz Brill erhielten.
Christina Kage befasst sich seit nunmehr 40 Jahren mit Mikroorganismen, speziell dem Plankton der Meere und des Süsswassers. Krönung ihrer Arbeit war eine Ausstellung in den Hamburger Wasserwerken und dem RosensteinMuseum in Stuttgart mit dem Titel «Mikroorganismen – Der etwas andere Kosmos», die jetzt im Schloss Weissenstein zu sehen ist.
Weiter zum Familienunternehmen, das im Schloss Weissenstein domiziliert ist, gehört die Tochter Ninja-Nadine Kage mit ihrem Lebensgefährten Oliver Gerstenberger.
«KAGEs fantastische Kristallwelten»
von Prof. Manfred Kage, Christina Kage
Hardcover; 96 Seiten mit 96 Farbfotos
Format: 21 cm x 21 cm
Verlag Manuela Kinzel, Dessau
ISBN: 978-3-937367-87-3
Preis: CHF 27.50
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