Urs Tillmanns, 7. November 2012, 07:00 Uhr

Was auf der Vision 2012 in Stuttgart Fotobegeisterte fasziniert

Wie gestern berichtet findet noch bis Donnerstag, 8. November 2012 in der Messe Stuttgart die Vision 2012 statt. Die Leitmesse für industrielle Bildverarbeitung dokumentiert einmal mehr faszinierende technologische Meilensteine. Christoph Jehle hat für Fotointern.ch auf der Vision 2012 aufgestöbert, was bezüglich Fotografie interessant ist. Hier sein Bericht.

 

Vom 6. bis 8. November 2012 findet in der Halle 1 der Messe Stuttgart die Vision, die 25. Internationale Fachmesse für Bildverarbeitung statt. Bei der Bildverarbeitung oder Machine Vision, wie der Bereicht in der englischen Sprache genannt wird, ist im Gegensatz zur Bildbearbeitung das Bild nicht das Ziel, sondern ein Zwischenprodukt. Anhand von stehenden, meistens jedoch bewegten Bildern, werden Informationen über Betriebsabläufe, Kraftfahrzeugsströme oder die Bewegung von Menschen erkannt und je nach Bedarf ausgewertet.

Bei der eingesetzten Technik gibt es jedoch zahlreiche Überschneidungen. So werden Hochgeschwindigkeitskameras des US-amerikanischen Herstellers IDT Integrated Design Tools nicht nur in der Fertigungstechnik eingesetzt, sondern auch zur Aufnahme von Vögeln, deren Flugbewegungen mit mehreren Tausend Bildern pro Sekunde aufgelöst werden können. Und Sensor-Hersteller wie Cmosis haben ihre Erfahrungen in der Bildverarbeitung gesammelt, bevor sie Lieferant der Sensoren für die neue Leica-M-Kamera wurden. Andere Unternehmen wie der belgische Zweig des ehemaligen Motorola-Ablegers ON Semoconductor sind zwar derzeit nicht in der bildmässigen Fotografie tätig, wollen diesen Bereich jedoch möglicherweise wieder aufnehmen. Auch Aptina, der Hersteller der Bildsensoren in den Nikon-1-Kameras, stellt seine Sensorpalette in Stuttgart aus.

Ziel: Höhere Auflösung und schnellere Verarbeitung

Wie nicht anders zu erwarten, streben die Hersteller praktisch durchgehend nach Höherem: nach höherer Geschwindigkeit, höherer Auflösung und weiter gesteigerter Geschwindigkeit bei der Datenübertragung und den Verarbeitungsprozessen. Bei den Baugrössen geht die Entwicklung jedoch in die genau entgengesetzte Richtung. Zahnersatz muss in Zukunft nicht mehr per Abguss im Labor erstellt werden: Mit der miniturisierten Handkamera nimmt der Dentist die lokale Situation auf und kann den Ersatzzahn mit dem 3D-Drucker gleich fertigstellen. Zu den Anwendungen der Bildverarbeitung, mit welchen der private Endkunde in Berührung kommen kann, zählen Fahrzeugkennzeichen-Erkennunssysteme wie sie von Irida Labs aus Patras/Griechenland entwickelt werden und die Kennzeichen im laufenden Fahrzeugstrom erkennen und auswerten können. Citymaut und Parkhausbezahlsysteme zählen zu den Anwendungsfeldern. Was mit Kennzeichen geht, lässt sich inzwischen auch beim Tracking von Menschen reaslisieren. Die Übergänge zu den Bereiche Law Enforcement und Defense sind hier fliessend, die Auskunftsbereitschaft der Aussteller jedoch eher begrenzt.

Hochwertige Industrieoptik

Da eine hochwertige Optik auch in der industriellen Bildverarbeitung ein wichtiger Bestandteil der Bildentstehung ist, sind auch die übrigen bekannten Namen der Fotooptik auf der Vision vertreten: Carl Zeiss mit seinen Industrieobjektiven, die heute um die Brennweiten 15 und 135 mm ergänzt wurden, die im Gegensatz zu den Fotoobjektiven über Feststellschrauben zum Fixieren der Einstellringe versehen wurden und die wie alle anderen Brennweiten (als Industrieobjektive) auch mit M42-Anschlussgewinde lieferbar sind. Schneider-Kreuznach präsentiert in Stuttgart seine Xenon-Emerald-Objektive in Anschlüssen für Canon EF und Nikon-Bajonett.

Stand der Raytheon ELCAN, der früheren Leitz-Tochter Ernst Leitz Canada

Bei der Bedeutung optischer Systeme für die Bildverarbeitung ist es nicht verblüffend, dass zahlreiche Unternehmen, die früher im Bereich der Fotografie tätig waren und sich heute im Markt für Bildverarbeitung wiederfinden. Schon gleich im Eingangsbereich der Messe steht Raytheon ELCAN, das optische Werk in Midland Ontario, das einst als Ernst Leitz Canada gegründet wurde und das massgeblichen Anteil am Überleben der Leica-M-Kameras hatte.

Der japanische Optikhersteller Tomioka, der über Yashica zu Kyocera kam, ist heute als Kyocera Optec präsent. Kino Precision, als Kiron im Fotosektor bekannt, ist heute das japanische Werk von Melles Griot, im japanischen Hersteller Goyo Optical soll der Fotooptikhersteller Sun aufgegangen sein, der für Soligor produzierte und mit Bosch/Bauer auf Taiwan eine Objektivfabrik betrieb, in der die Neovaron-Objektive der Bauer-Super-8-Filmkameras produziert wurden. Auch das Vivitar 450mm-Spiegellinsenobjektiv kam aus dieser Fertigung.Auch die japanische Kowa Company, die früher sowohl Kleinbild, als auch Mittelformatkameras (Kowa Six) produzierte, hat sich vor längerer Zeit auf dier Fertigung von Spektiven und Industrieobjekiven konzentriert, hat jedoch auf der letzten photokina überraschend ein System von drei Telebrennweiten vorgestellt (350, 500 und 850 mm).Der Optikhersteller Sill aus Wendelstein lieferte früher eine Teil der Projektionsobjektive für die Projektoren von Göttschmann. Navitar aus den USA produzierte Projektionsobjektive für Kodak-Carousell-Projektoren. Zett Optics fertigte in der Vergangenheit die Projektoren von Zeiss Ikon, Hasselblad und Leica. Heute produziert das Unternehmen, das über Ventizz Capital eine Schwesterfirma von Hasselblad ist, zahlreiche LED-Beleuchtungssystem unter eigenem Namen oder als OEM-Hersteller für Schott in Mainz. Faseroptiken wie sie auch von Faseroptok Henning aus Allersberg vorgestellt werden, sind heute mit den unterschiedlichsten Lichtquellen lieferbar, neben den bekannten Halogenlampen gibt es heute auch LED-Lichtquellen für die Lichtleiter-Leuchten, die in der Mikroskopie und bei Tabletop-Aufnahmen zum Einsatz kommen.

 

Stemmer Imaging: Handbuch über Bildverarbeitung

Wer jetzt keine Zeit findet die vision in Stuttgart zu besuchen, kann bei der Stemmer Imaging AG in Pfäffikon SZ, die aktuelle Ausgabe des Handbuch der Bildverarbeitung anfordern. Das rund 450 Seiten starke Werk behandelt technische Grundlagen aus allen Bereichen der Bildverarbeitung und stellt Anwendern dieser Technologie somit ein ziemlich umfassendes Nachschlagewerk zur Verfügung: Für welche Anwendungen setzt man welche Kamera ein. Welchen Einfluss haben Beleuchtungswinkel und –farbe auf das Ergebniss? Wie wähle ich die perfekte Optik für mein System? Welche Kameratechnologie und welches Modell eignet sich am besten für meine Applikation? FireWire, USB, CameraLink, CoaXPress oder GigE Vision – welche Schnittstelle bringt für die spezifische Anwendung die meisten Vorteile? Erhältlich ist die umfassende Übersicht über www.stemmer-imaging.ch

Christoph Jehle

Weitere Informationen über die Vision 2012 finden Sie unter www.messe-stuttgart.de/vision.

 

 

 

 

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