David Meili, 20. Februar 2011, 11:04 Uhr

Copy and Paste, Sina im Licht, und 60up

Pressespiegel zum Wochenende vom 19./20. Februar 2011
Copy and Paste
ist in der Sonntagspresse kein Thema mehr. Der deutsche Verteidigungsminister erfährt das Schlimmste. Er wird kaum mehr erwähnt, und selbst die Bilder stammen, wenn überhaupt, aus dem Fundus. Im Nischenprodukt der Fotozeitschriften ist Copy and Paste seit Jahren Usus, doch das Internet hat die Szene grundlegend verändert.

Urs Tillmanns war einer der ganz wenigen Journalisten aus Europa, der an der Camera & Photo Imaging Show CP+ in Yokohama teilnahm und direkt auf fotointern.ch berichtete. Fachkollegen übernehmen seine Beiträge nach Absprache, andere kupfern sie ganz einfach ab. Die Printpresse in unserem Segment liegt immer weiter zurück. Mit Produktionszeiten über zehn Tage sind auch die grossen und kompetenten Magazine in Frankreich und England bereits verstaubt, wenn sie ausgeliefert werden. Doch die Werbebranche orientiert sich weitgehend an Geschäftsmodellen, die keine Zukunft haben, – und die Inserenten verlassen sich auf „Zahlen“.

Die Magazine der Sonntagspresse sind rasch durchgeblättert. Lorenz Pfrunder, der sein Handwerk bei Lokalzeitungen erlernt hat, war für einen Studienaufenthalt in Alexandria. Sein Beitrag in DAS MAGAZIN ist lesenswert. Doch schade, dass er nicht auch Fotografieren gelernt hat. Ein grosser Teil der Bilder wurde zusammen-gepastet. DAS MAGAZIN ist für Nicht-App-User immer noch nicht online.

Sina ist Lichtgestalt im SonntagsBlick Magazin. Die Fotos kommen von Fred Merz, Rezo. Über Geschmack soll man sich nicht streiten, auch nicht über die Musik von Sina. Den einen mag es gefallen, doch immerhin hat sie den Auftritt, den sie fotografisch verdient.

Ironie: Dann folgen die nulu-Werbefotos von Coop. Und wenn man genau hinschaut “ Für die erwachsene Frau“. Da denkt man an ein morbides Radioprogramm, und sieht bezaubernde Teenies. Bei Rico Zandonella waren wir nie zu Gast, und die Bilder von Stefano Schröter laden uns auch nicht zum Besuch der Beiz  in Küsnacht ein.

FEMINA ist stets für eine Überraschung gut und beginnt mit aufregenden, jungen Modepages von H&M. Man fragt sich, wie die hektisch vorangetriebene Style-Beilage des in die Jahre gekommenen Tag-Magi dieses Mag schlagen oder allenfalls kopieren kann. FEMINA ist sehr gut gemacht, vor allem auch im Bezug von Text/Bildern und Auftragsfotografien. Vielleicht sind sie einfach besser am Léman. Die Werbung von Navyboot, Seite 21, hätte man an der Limmat nie unterbringen können. Die verstehen das nicht, und ihre Kund/innen auch nicht.

Der Sonntag bringt sein Top-Interview mit Jasmin Saiblin, Chefin ABB Schweiz. Unfair, wir schauen immer wieder auf die Beine, ob sie im Druck verschwinden. Es ist aufbauende Kritik, denn Der Sonntag wird in einem der besten Druckzentren der Schweiz produziert. Chris Iseli und auch die Drucker können wirklich nichts für das Bild. Wenn sich Frau Saiblin Black-in-Black kleidet, trägt sie zumindest Mitverantwortung. Doch es macht sie sympathisch. Als Familienfrau und CEO kann man nicht alles im Griff haben.

Pirelli-Kalender, – eine Fotolegende. In Zürich gab es eine von Christina Surer moderierte Veranstaltung, von der kaum jemand aus unserer Szene etwas erfuhr. Angela Brunner berichtet in Der Sonntag darüber. Urs Freuler war beispielsweise VIP, oder Bianca Bauer. Immerhin war tillate.com dabei, um Bildli zu schiessen. Wir sind wirklich nicht beleidigt, dass uns die Agentur nicht eingeladen hat. In Der Sonntag klärt uns der „schlaue Tim“ darüber auf, dass Ponys (Ponies, correct) keine junge Pferde sind. (Bildnachweis tillate.com, c&p)

Newsnetz/Tages-Anzeiger befasst sich mit dem Sportmarkt, der 50up angeblich ignoriert. Und auf dem nebenstehenden Agenturbild sehen wir, welche Senior/innen vernachlässigt werden. Das Bild ist ungewollt ironisch. Die jüngere Frau rennt dem älteren Mann/Partner nach, der graue Haare haben muss, sie die lebhaften Locken. Spass muss sein, auch in der Bildredaktion.

Auf der Suche nach einem Modemagazin, das Karl Lagerfeld mit einer Hasselblad (digital, die Kamera) auf der Titelseite ablichtete, stiessen wir auf 60up. Entweder hatte ein Schlingel dieses Heft dorthin verschleppt, oder die Verkäuferin hat sich nicht an die Stallordnung der Valora gehalten. Das Heft steht in der Tradition der „Horny Housewives“, mit der auch der Blick mit der Sicht über den Kanal seit Urzeiten flirtet. Und SF holt auf. Noch werden Senior/innen bekleidet dargestellt. Für die Fotografie dürfte sich kein neuer Markt entwickeln, denn ältere Herren sehen vermutlich lieber Schulmädchen nach. Auf Bilder verzichten wir.

Ein Kommentar zu “Copy and Paste, Sina im Licht, und 60up”

  1. Die Chance, dass mich gedruckte Werbung für fototechnische Produkte erreicht, geht gegen Null. Ich kaufe inzwischen vielleicht eine Fotozeitschrift im Jahr, ärgere mich über den Inhalt und habe meist für die nächsten 11 Monate genug, bevor ich einen neuen Versuch unternehme. Vorbei sind die Zeiten eines L.A. Mannheim und eine Zeitschrift in der Art der „Camera“ sucht man heute vergebens.
    Online finde ich heute viel schneller und viel umfangreicher, was ich suche. Wenn mir die Werbung da nicht begegnet, Pech für die Auftraggeber, wenn sie die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben.

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