David Meili, 13. Februar 2011, 10:46 Uhr

Bilder lügen nicht, brauchen wir ein Pressegesetz (?) und Mibelle für die First Lady

Pressespiegel vom Wochenende zum 12./13. Februar 2011
Didier Cuche
rettet unsere Ehre. Sven Thomann hat ihn für Keystone und den SonntagsBlick Sport festgehalten. Dann hat man ihn ausgeschnitten, vor ein Sternenmuster geklebt und Mama Cuche mit einer trendigen Nachtbrille auch noch eingeklebt, und fertig war das Cover.
Hier das bessere Bild von Sven Thormann, wirklich gut gemacht.

Auf Seite 8 finden wir (Bildnachweis Reuters) in etwa das gleiche Bildli wie auf dem Cover mit Beat Feuz, und natürlich ganzseitige Werbung mit Didier Cuche, tapeziert von Swisscom, Audi, Ovomaltine und etwas Milka. Ovo bietet übrigens eine App an, mit der man Didier gratulierten kann. Kein Bild findet sich von Carlo Janka, wie er seine Skis in den Audi schmiss und ganz einfach nach Hause fuhr. Das möchten wir sehen, und die Janka-Werbung, die in der Pipeline war und nicht aufgeschaltet wurde. Böse Zungen behaupten, dass man die Kasperli zwischengespeichert hat und ins Inserat einpasten kann.

Dann versucht sich der SonntagsBlick an schwarzweissen Archivbildern. Der Pilot des im Val d’Anniviers abgestürzten Flugzeugs war der Ehemann von Isabel von Karajan, die in „Soko Kitzbühl“ und so auftrat und auch in Reiter-Kreisen bekannt ist. Doch wie illustriert man den Beitrag, wenn man selbst den Namen des Unglückspiloten nicht nennen darf? MAZ-Dozent/innen für Medienrecht sollten die Doppelseite aufbewahren.

LeMatinDimanche deutscht es dann aus. Gemäss Medienbericht der Gendarmerie war der Pilot der Beechcraft Christian Roman. Passagiere waren die Familie von Arnaud Larose, einer der besten Motorradfahrer und Teamleader in seinem Sport weltweit. Weshalb Blick haarscharf vorbeikurvte, wirft Fragen auf.

 Freimütiger geben sich drei Jungs, die am Samstag in Lederhosen im Blick posierten. Sie führen in Herisau ein quietschfideles Leben, und die Ex von Ernst, der sich erst spät geoutet hat, macht mit ihnen Strandferien. Das ist alles etwas kompliziert, doch im Text gut erläutert.

In den Schatten stellt der Beitrag  ein Geheimprojekt von SF, über das uns SonntagsBlick auf Seite 45  mit einer Fotomontage aus dem virtuelle Kasperli-Theater informiert. Polo Hofer, Melanie Oesch und Francine Jordi werden die kreaktiv gebrandete Volksmusik-Show „Alpenrose 2011“ von SF moderieren. Lieber Polo Hofer, als „Mundartikone“ (Originalzitat) solltest Du Dich daran erinnern, dass Dein Hit „Alpe-Roose“ hiess. Macht ihr so viele Konzessionen, an Neu-Züricher, die Eure Sendung so oder so nicht anschauen werden?

Primeurs hierzu übrigens auch in anderen Sonntags-Zeitungen (Der Sonntag, Seite 15, mit Shortlist der Stars). Dank FB ist man schon am Vorabend am Lästern.

Bilder lügen selten. Kaum jemand möchte sich mit Hosni Mubarak noch auf dem Sofa sehen lassen.  Da braucht es erfahrene Altpolitiker, wie Pascal Couchepin, der zu seinem Händedruck von 2008 mit dem abgesetzten Despoten steht. Die Aufnahme fand man  bei Keystone. Die Agentur entwickelt sich immer mehr zu unserem nationalen Kurzzeitgedächtnis.

Im SonntagsBlick Magazin porträtiert Daniel Rhis eine starke Bernerin, Franziska Teuscher (Text: Gabriele Haschke). Es ist eine Wohlfühl-Reportage, im positiven Sinn. Man möchte bei Teuschers am Küchentisch sitzen und mitdiskutieren, selbst wenn man oft andere Auffassungen hat als die Vizepräsidentin der Grünen.

Der Sonntag bringt als Stargast Bernhard Russi (Aufnahmen Valeriano Di Domenico). Auf Seite 13 schlägt  Karl Lüönd mit dem Zweihänder und mit Erich Kästner gegen die SRG. Man könnte nahezu jeden Satz mit dem Marker grün (anderes Grün als obenstehend) einfärben. Wie sich die SRG als grösstes Medienunternehmen im Land ohne Grund selbst in die Enge treibt, analysiert Lüönd aufschlussreich.

Weniger Glück hat Der Sonntag mit seinen Auto-Reportagen. „Mehr als ein Vertreterwagen“ und ein grauenhaftes Werkbild, Autor „HO“, hilft Peugeot nicht zum Marktdurchbruch im Aargau (Seite 24). Man stelle sich vor, ein Verkaufsleiter mit elsässischen Wurzeln , der gutgläubig Anzeigen buchen liess und diesen Beitrag und das Bild am Montagvormittag bei Peugeot Suisse auf dem Tisch findet, das wäre ein Porträt wert. (Text: Markus Chailow).

Brauchen wir ein Pressegesetz, fragt Kurt W. Zimmermann in der Weltwoche? Für uns wäre die Anwort eindeutig, denn „Die grössten Schweizer Talente“ dürfen sich, wie Kurt-Emil Merki auf der Medienseite in Der  Sonntag klarstellt, nicht wiederholen. Für die Pressefotografie ist der Unterhaltungsschrott sehr bemühend.  Es gibt kaum mehr Aufträge für Fotograf/innen, da die Sonntagsmedien die Bilder direkt und lizenzfrei ab TV in bester Qualität „printen“ können und dürfen. Und kaum jemand ausserhalb der Alters- und Pflegeheime interessiert sich für diese Sendungen.

Die Geschichte ist steinalt, wie die Thurgauer Apfelsorte. Doch sie machte, wie Lara Gut, einen mehrfachen Salto und landete wieder im Newsnetz. Die First Lady Michelle Obama verdankt ihren feinen Teint nicht nur ihren Genen, sondern auch dem Wirkstoff eines Apfels aus dem Thurgau. Dass die Migros-Tochter Mibelle, in der Branche eher schräg angeschaut, damit zu Ruhm und Ehre gelangt, bewegt die Szene. (Bildnachweis: Keystone für Newsnetz)

Für ältere Herren bietet FEMINA ein fotografisches Goody. Claude B. Tenot hat zum Valentinstag Lingerie fotografiert. Es gibt auch schöne Sachen im mittleren Preissegment, nur müsste man die Masse kennen, und ein Einkaufsgutschein ist doch etwas billig. Die Aufnahmen von Tenot und das Teamwork rund herum sind das Highlight des Wochenendes.

Toto Marti, der Tag für Tag die Sportberichterstattung im Blick prägt, trafen wir himself in der Bar im Radisson am Flughafen, mit der ganzen Crème de la Crème des Fussballs. „Toto, fotografiert Dich eigentlich auch jemand?“ Ein kleines Dankeschön für Deine Aufnahmen und für Deinen Arbeitgeber, der hoffentlich noch lange auf qualitativ hochwertigen Sportjournalismus setzt.

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