Urs Tillmanns, 9. November 2010, 11:00 Uhr

14. Internationale Kurzfilmtage Winterthur: 10. bis 14. November 2010

An den Internationalen Kurzfilmtagen können vom 10. bis 14. November 2010 über 50 Kurzfilmregisseure aus aller Welt in Winterthur ihre Filme vorstellen. Neben zahlreichen Vertretern des Internationalen Wettbewerbs, wie David OReilly, Paul Wright oder Andrew Kötting sind auch Künstlerinnen wie Anna Abrahams oder Joanna Rytel und Filmemacher aus Zentralasien in Winterthur anwesend.

Der diesjährige Fokus der Internationalen Kurzfilmtage Winterthur liegt auf der Bedeutung des Kurzfilms als Schnittstelle zwischen Kunst und Kino. Mit einem spannenden Programm rund um filmende Künstler und Video Art greift das bedeutendste Kurzfilmfestival der Schweiz ein aktuelles Thema aus der Welt des Kurzfilms auf. Mit seinem stark besetzten Wettbewerb und den attraktiven Angeboten für Kurzfilmprofis bildet das Festival weiterhin die zentrale Plattform der Schweizer Kurzfilmbranche. Im Spezialprogramm sind zudem tierische Kurzfilme, Werke aus Zentralasien sowie Zombie- und Trashfilme zu sehen.

Festval Locations

  • Casinotheater Winterthur – Festivalzentrum
  • Kino Loge
  • Theater Winterthur
  • Hotel Krone (Panels und Gespräche)
  • Spenglerei Winterthur (Producers’ Day)

Wettbewerb, Preise und Jury

Internationaler Wettbewerb (38 Filme aus 20 Ländern – 6 Programmblöcke)

CHurzfilm (21 Filme – 3 Programmblöcke)

Wettbewerbspreise:

  • Hauptpreis – CHF 12’000
  • Förderpreis – CHF 10’000
  • Schweizer Preis – CHF 8’000
  • Publikumspreis – CHF 8’000
  • Beste Kamera (CHurzfilm) – Sachpreis im Wert von CHF 8’000
  • Preise Out of Competition Bester Schweizer Schulfilm – CHF 5’000
  • Shortrun-Preis – Postproduktionssachpreis im Wert von CHF 12’000

Internationale Jury: Balz Bachmann (Produzent, Komponist und Musiker, CH), Catherine Colas (ZDF/ARTE, DE), Sergio Fant (Filmfestspiele Venedig, IT), Ardiouma Soma (Pan-African Film & TV Festival of Ouagadougou, Burkina Faso) und Jeanne Waltz (Regisseurin, CH)

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Fokus Kurzfilm als Schnittstzelle zwischren Kunst und Kino

Seit einigen Jahren findet ein lebendiger Austausch zwischen Kunst und narrativem Kino statt. Arrivierte Künstler wie etwa Pipilotti Rist oder Sam Taylor Wood drehen erfolgreiche Spielfilme, auf der anderen Seite sticht in der Videokunst die spielerische Auseinandersetzung mit den Konventionen des Spiel- und Dokumentarfilms ins Auge. Im diesjährigen Programmschwerpunkt greifen die Kurzfilmtage verschiedene Aspekte dieses Phänomens auf.

Weitere Programm-Highlights

Schwerpunkt Zentralasien: Kurzfilme aus Zentralasien und zwei wichtige Kurzfilm-Förderinstitutionen aus Kirgistan und Usbekistan stehen hier im Zentrum des Interesses.

Das Tier und wir: Die Kurzfilmtage widmen sich der animalischen Seite des Kurzfilms und spüren den zum Teil abgründigen Beziehungen zwischen Mensch und Tier nach.

Retrospektive Ran Slavin: Der filmende Künstler Ran Slavin hat in einem mehrjährigen Arbeitsprozess einzelne Kurzfilme zu dem abendfüllenden Thriller «Insomniac City Cycles» arrangiert. Zusätzlich zu diesem beeindruckenden Werk präsentierten die Kurzfilmtage eine Masterclass sowie eine 45-minütige Live-Performance mit Slavin.

Zombie- und Trashnight: Eine gruselige Nocturne mit Filmen von den Gräbern der Untoten bis zu den Grenzen des schlechten Geschmacks, vervollständigt durch eine Zombie-Party im Kraftfeld Winterthur.

Schweizer Filmschulentag: Die sechs wichtigsten Filmausbildungen stellen sich am Donnerstag 11. November 2010 mit je einem kurzen Filmprogramm vor.

2. Producers’ Day: Produzenten und Filmemacher begegnen sich hier in einem vielseitigen Programm. Während der Vormittag dem Austausch zwischen Produzenten und Filmemachern gewidmet ist, bietet der Nachmittag prominent besetzte Podien zur Promotion und Distribution des Kurzfilms im Internet.

Der Kurzfilm als Schnittstelle zwischen Kunst und Kino steht in diesem Jahr im Zentrum der 14. Internationalen Kurzfilmtage Winterthur. Mit einem äusserst attraktiven Wettbewerbsprogramm und mit Angeboten für die Branche wie dem Producers» Day oder dem Filmschulentag baut das Festival seine Position als wichtigstes Kurzfilmfestival der Schweiz weiter aus.

Seit einigen Jahren findet ein lebendiger Austausch zwischen Kunst und narrativem Kino statt. Arrivierte Künstler wie etwa Pipilotti Rist oder Sam Taylor Wood drehen Spielfilme für die grosse Leinwand, andererseits bedienen sich Videokünstler gerne narrativer und formaler Strukturen aus der Filmwelt. Im diesjährigen Programmschwerpunkt greifen die Kurzfilmtage Winterthur verschiedene Aspekte dieses Phänomens auf und stellen zeitgenössische Künstler vor, die sich als Grenzgänger zwischen den beiden Welten Kunst und Kino bewegen.

Das Herzstück dieses Schwepunktthemas bilden die drei Programme Moving Art I-III. Hier wird den Einflüssen des Dokumentar- (III) und des Spielfilmfilms (II) auf die zeitgenössische Kunst nachgespürt und Arbeiten von Videokünstlern wie Apichatpong Weerasethakul oder Eijja-Liisa Ahtila gezeigt (I), die sich auch auf der grossen Leinwand einen Namen gemacht haben.

Kurzfilm-Trouvaillen filmender Fotografen, eine Entdeckungsreise in die wenig gesehene Videosammlung des Kunsthauses Zürich, die Insomniac City Cycles des israelischen Video- und Soundkünstlers Ran Slavin sowie eine engagierte Debatte runden den diesjährigen Themenschwerpunkt ab.

Weiter widmen sich die Kurzfilmtage in zwei Spezialprogrammen dem lebendigen Kurzfilmschaffen in Zentralasien und beleuchten in «Das Tier und wir» skurile und abgründige Seiten der Mensch-Tier-Beziehung. Noch dunkler wird nur die Samstags-Nocturne. Blutdrünstige Zombies sorgen für wohlige Schauer und in Zusammenarbeit mit dem Kraftfeld Winterthur steigt im Anschluss eine Zombiesause.

Herzstück der Kurzfilmtage Winterthur ist und bleibt natürlich der hoch dotierte Wettbewerb. In sechs internationalen und drei Schweizer Wettbewerbsprogrammen zeigt das fünftägige Festival eine Auswahl der feinsten, neusten und innovativsten Kurzfilme aller Genres. Neben Sachpreisen gibt es auch dieses Jahr Cashpreise im Wert von CHF 38’000 zu gewinnen.

Weiterhin umfassendes Angebot für die Branche

Die Internationalen Kurzfilmtage Winterthur sind die zentrale Förderstelle des Schweizer Kurzfilms und eine beliebte Plattform für junge Filmschaffende aus der ganzen Welt. Aufgrund des Erfolgs der letzten Jahre bieten die Kurzfilmtage auch in diesem Jahr wieder ein umfassendes Angebot für Kurzfilmprofis an.

Nebst dem Filmschulentag, an dem sich die sechs führenden Filmstudiengänge der Schweiz präsentieren, wird am zweiten Producers» Day, an dem sich Filmemacher mit Schweizer und internationalen Produzenten kurzschliessen können, ein prominent besetztes internationales Symposium zur Distribution und Promotion des Kurzfilms im Internet angeboten.

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Wettbewerb

Internationaler Wettbewerb

Der internationale Wettbewerb ist ein Kondensat aus rund 500 Filmminuten. Er bietet dem Publikum in sechs Filmblöcken einen spannenden Querschnitt durchs internationale Kurzfilmschaffen und präsentiert die aktuellen Highlights der Kurzfilmszene, die das Publikum erfahren lassen, wie vielschichtig und reichhaltig die Gattung Kurzfilm ist.

Der internationale Wettbewerb gliedert sich in sechs Blöcke, 38 Filme aus 20 Ländern, die allesamt um die Gunst des Publikums in Form des Publikumspreises und die Anerkennung der Jury in Form des Haupt- oder des Förderpreises werben. Eine dichte Auswahl aus über 3«300 Filmen, die aus allen Ecken der Welt direkt bei den Kurzfilmtagen eingereicht wurden und weiteren, unzähligen Werken, die das Wettbewerbsteam in der Zwischenzeit an internationalen Festivals von Madagaskar über Sarajevo bis Finnland gesichtet haben. Der internationale Wettbewerb repräsentiert auch in diesem Jahr wieder die Bestrebungen der Kurzfilmtage, seinem Publikum ein ausgewogenes, abwechslungsreiches und spannendes Programm zu bieten.

Dabei fällt auf, dass sich die Kurzfilmwelt kontinuierlich verändert. Am auffälligsten sind die sich ändernden Produktions- und Distributionsbedingungen des Kurzfilms, denn die Digitalisierung des Mediums schreitet unaufhaltsam voran und ermöglicht es, kostengünstiger zu produzieren und zu vermarkten. Das Medium Film als physischer Träger stirbt weiter. Ein Thema, dem auch einige Filme auf unterschiedliche Weise ihre Aufmerksamkeit widmen.

Während der kanadische Experimentalfilmer Guy Maddin mit «Little White Cloud That Cried» dem Trash- und Heimkino vergangener Zeiten und der 16mm-Ästhetik ein Denkmal setzt, bedient sich «Siberia» altem, gefundenem Filmmaterial, um der Geschichte eines gescheiterten Dokumentarfilmprojekts die gebührende Leinwand nicht vorzuenthalten.

Ebenfalls auffällig ist die längerfristige Entwicklung hin zu längeren Filmen. Ob dies jedoch mit einfacheren Produktionsbedingungen, neuen strategischen Ausrichtungen von Filmschulen oder grösseren Bandbreiten für Videoportale zu tun hat, sei dahingestellt. So sind viele der 38 Filme im Wettbewerb ziemlich lange. Dennoch wird aber auch dem Kürzestfilm, als wichtiger Teil des Kurzfilms, mit «Las remesas», «Tail Gunner» oder «Revenge: Bottle of Champagne» der nötige Platz eingeräumt.

CHurzfilm (nationaler Wettbewerb)

Über 300 Filme aus der ganzen Schweiz wurden für die Teilnahme am Schweizer Wettbewerb eingereicht, so viele wie noch nie. 21 dieser Produktionen haben sich durchgesetzt und präsentieren sich in drei CHurzfilm-Blöcken.

Der Schweizer Wettbewerb fühlt auch dieses Jahr wieder den Puls der Zeit und thematisiert mit Filmen wie ‚Heimatland», ‚Störfaktor» oder ‚Angela» aktuelle Diskurse über nationale Identität, Individualität und soziale Integration in der Schweiz. Alle 21 Filme im Programm gehen ins Rennen um den Preis für den besten Schweizer Kurzfilm (CHF 8’000). Sachleistungen im Wert von CHF 8’000 gibt es für die beste Kameaarbeit in einem Schweizer Film zu gewinnen.

Alle Schweizer Filme sind nominiert für die Preise des Internationalen Wettbewerbs und haben somit die Chance, den Hauptpreis, den Förderpreis oder auch den Publikumspreis zu gewinnen.

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Preise

Die Internationalen Kurzfilmtage vergeben Preise in der Gesamthöhe von 46’000 Franken (davon 38’000 CHF in Bar). Die Jury entscheidet über die Vergabe des Hauptpreises, des Förderpreises, des Preises für den besten Schweizer Film und für die beste Schweizer Kameraarbeit. Wer den Publikumspreis erhält, bestimmen die Besucher. Zwei Preise werden ausserhalb des Wettbewerbs vergeben.

Hauptpreis des Internationalen Wettbewerbs: 12’000 CHF für den besten Film, gestiftet von der Kulturstiftung Winterthur

Förderpreis des Internationalen Wettbewerbs: 10’000 CHF für ein herausragendes Regietalent, verliehen durch die Internationalen Kurzfilmtage Winterthur

Preis für den besten Schweizer Film: 8’000 CHF für die beste Schweizer Produktion, gestiftet von suissimage und der SSA.

Publikumspreis: 8’000 CHF für den Film mit den meisten Stimmen aus dem Publikum, gesponsert von der Zürcher Kantonalbank

Schweizer Kamerapreis: 8’000 CHF für die beste Kameraarbeit im Schweizer Wettbewerb, Sachpreis gestiftet von Fujifilm (Switzerland) AG und EgliFilm Premium Postproduction.

Folgende Preise werden ausserhalb des Wettbewerbs verliehen:

Bester Schweizer Schulfilm: 5’000 CHF für den besten Schweizer Schulfilm am Schweizer Filmschulentag, verliehen durch die SRG SSR idée suisse

Shortrun-Preis: 12’000 CHF für ein vielversprechendes Drehbuchprojekt, Sachpreis gesponsert von Tweaklab, Basel.

Die Preisverleihung findet am Sonntag, 14. November um 20.00 Uhr im Theater Winterthur statt. Direkt anschliessend sind die Gewinnerfilme in einem Filmblock im Theater Winterthur zu sehen.

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Filmende Fotografen

Filmende Fotografen sind im Laufe des 20. Jahrhunderts und auch heute noch immer wieder anzutreffen, denn der Schritt vom stehenden zum bewegten Bild ist schnell vollzogen. Der Film ist aus der Fotografie entstanden und die ersten Experimente mit Bildsequenzen wurden von Fotografen gemacht. Die Gründe für das Wechseln des Mediums und die neu gefundene Ausdrucksform sind sehr unterschiedlich, wie zwei passende Programmblöcke zeigen.

Herkunft Schweiz

Diese im ersten Block präsentierten Schweizer betraten das künstlerische Feld zunächst als Fotografen und gelangten aus ganz unterschiedlichen Gründen erst später zum Film. Ist ihre filmische Bildsprache mit ihrer fotografischen vergleichbar und überschneiden sich die Themen, die sie behandeln? Welche Parallelen gibt es zwischen der Arbeitsweise als Fotograf und der als Filmemacher, respektive Kameramann? Die fünf Filme dieser Schweizer Fotografen liefern ganz unterschiedliche Antworten.

Jakob Tuggener beispielsweise liess sein Flair für das Filmische bereits mit der Gestaltung seiner Fotobücher und der sorgfältigen «Regie der Reihefolge» in seinen Fotografien erkennen. Sein fiktionaler Kurzfilm «Die Seemühle» (1944) begleitet in eine surreale Traumwelt, in der Doppelbelichtungen Atmosphäre und Vorahnung mit ins Bild bringen und Traum und Wirklichkeit verwischen lassen. Wie in seinen fotografischen Werken besticht Tuggener in «Die Seemühle» mit seinem poetischen Stil, der nicht nur das Auge ansprechen soll, sondern alle Sinne mit einbezieht.

Auch in Rudy Burckhardts Film «Under The Brookly Bridge» (1953) lassen sich viele fotografische Qualitäten des Künstlers entdecken. Sein Sinn für Bildaufbau und Komposition äussert sich bei Aufnahmen vom Grossstadtleben. Burckhardt interessierte sich schon immer für verschiedenen Künste und begann früh, parallel zur Fotografie zu filmen. Amerika hat seine Wahrnehmung und damit auch sein Werk massgeblich beeinflusst, schon am Anfang seiner Karriere wagte er den Sprung über den grossen Teich, genauso wie auch Robert Frank. Mit «Pull My Daisy» (1959), Franks erstem und bekanntestem Film, schuf er sich mit dem Szeneporträt der Beat-Generation einen Platz in der Filmgeschichte. Das Werk stand zusammen mit John Cassavetes «Shadows» (1959) am Anfang des «New American Cinema». Frank kam aus der Überzeugung zum Film, dass die Fotografie als abbildendes Medium nicht mehr genüge.

Der filmende Fotograf Rob Gnant hingegen («Fifteen», 1968) wollte ursprünglich Kameramann werden. Da es ihm versagt blieb, eine Filmschule zu besuchen, entschied er sich für eine Fotografenlehre. Schon früh feierte er aber mit seiner ersten Arbeit hinter der Filmkamera, «In wechselndem Gefälle» (1963), grosse Erfolge. Er gewann dafür zusammen mit dem Regisseur und Produzenten Alexander J. Seiler die Goldene Palme in Cannes. In «Fifteen», einem feinsinnigen Portrait einer fünfzehnjährigen Amerikanerin, die ein Jahr in der Schweiz verbringt, schlägt sich am ehesten nieder, was auch an Gnants Fotoarbeiten beeindruckt: Ein wachsames Auge für die Zwischentöne und ein Gespür für Reportagen ohne Effekthascherei. Die Reihe findet mit Kurt Blums Auftragsfilm für zwei italienische Grossunternehmen, «L’uomo, il fuoco e il fero» (1960) einen unerwarteten Abschluss. Der Film unterscheidet sich im Gegesatz zu Blums früheren Werken durch sein Cinescope-Format und seine Farbigkeit. In seiner Abstraktheit erreicht der mehrfach preisgekrönte Film eine eindrückliche Intensität.

Herkunft Schweiz, Filmgespräch: Freitag, 12. November 2010, im Anschluss an die 20 Uhr-Vorstellung, Casino Festsaal Gäste: Rob Gnant (Kameramann und Fotograf), Alexander J. Seiler (Filmemacher), Hannes Schüpbach (Kurator). Moderation: Aline Juchler

Mark Morrisroe und der New Yorker Undergroundfilm

Ende November eröffnet im Fotomuseum Winterthur eine grosse Retrospektive über das Werk des Fotokünstlers Mark Morrisroe (1959 – 1989), der in seiner kurzen Schaffensphase ein erstaunlich vielseitiges Werk realisiert hat. Darunter befinden sich auch Super-8-Filme, die mit ihrer rohen Ästhetik, aber auch auf der Inhaltsebene Verbindungen zu seiner Fotografie zulassen.

Morrisroes machte bildstörende Elemente wie etwa Staub oder Fingerabdrücke, die aus Unachtsamkeit auf seine Abzüge gelangten, zu seiner persönlichen Handschrift. So rücken seine Werke mit ihrer Do It Yourself-Ästhetik nah an den Stil der damaligen New Yorker Untergrund-Szene. Da damals nur sehr wenige Mittel vorhanden waren, dienten vielen Super-8-Filme als erschwingliche Bildträger.

Die Kurzfilmtage zeigen im Kontext dieser Untergrund-Filmszene Morrisroes bizarren Kurzfilm «Nymph-O-Maniac» (1984), der den Ablauf einer abstrusen Ladies-Night zeigt, die sich in der Wohnung von zwei Schwestern abspielt. Dieser Film ist der einzige, in dem Morrisroe einen gewissen Effort aufbrachte, seine anderen filmischen Versuche ähnelten eher «drunken parties», wie sich Pia Howard, Hauptdarstellerin in «Nyph-O-Maniac» und Freundin von Morrisroe, in einem Interview erinnerte.

Mit einem weiteren Film aus Morrisroes Umfeld – «Bondage» von Pat Hearn, Mitstudentin von Morriroe und seine zukünftige Galeristin – zeigen die Kurzfilmtage ein Werk, das in seiner Experimentalästhetik ohne narrative Struktur auskommt, aber «Nymph-O-Maniac» in Sachen derber Fantasien in nichts nachsteht. Das Themenfeld rund um Rollentausch, Geschlechterbewusstsein und –verständnis wird mit «Baby Doll» von Tessa Hughes-Freeland, der Mitbegründerin des New York Filmfestival Downtown, abgeschlossen.

In einem weiteren Film, «Guerillère Talks» (Vivienne Dick, 1978) werden auf acht dreiminütigen Filmrollen verschiedene Frauen aus der Punk-Szene portraitiert. Sie inszenieren sich vor der Kamera mal leise und unaufdringlich, mal laut und fordern. So erhält der Zuschauer einen stimmungsvollen Einblick in ihre Zeit in New York.

Das Programm wird abgeschlossen durch «Mutable Fire» des Künstlerduos Bradley Eros und Aline Mare. Die beiden arbeiten nur mit Found Footage und nehmen mit ihrem poetischen Zusammenschnitt von (Fernseh-)Bildern den Zuschauer ganz und gar ein.

Mark Morrisroe und der New York-Untergrundfilm, Filmgespräch: Samstag, 13. November 2010, im Anschluss an die 17 Uhr-Vorstellung, Casino Festsaal Gäste: Thomas Seelig (Sammlungskurator Fotomuseum Winterthur), Theresa Gruber (Nachlass Mark Morrisroe). Moderation: Aline Juchler

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100 Jahre Kunsthaus Zürich: Zeitgenössisches aus der Videosammlung

Bereits in den 70er Jahren hat das Kunsthaus Zürich auf Initiative der damaligen Konservatorin Dr. Ursula Perucchi-Petri angefangen, Videokunst zu kaufen. Seither wurde die Sammlung stetig erweitert und ergänzt. Das Programm der Kurzfilmtage zum 100-jährigen Jubiläum des Kunsthauses Zürich zeigt einen Querschnitt durch die Videokunst der letzten 10 Jahre und die Auswahl macht deutlich, dass sich das Medium Video bei zeitgenössischen Künstlern weiterhin einer grossen Beliebtheit erfreut.

Oft sind die aktuellen Aufnahmen, im Gegensatz zu den klassischen Videoästhetik-Aufnahmen aus den 80ern und 90ern in High Definition abgedreht und nähern sich somit in ihrer Art der Kinoästhetik an. Der heutigen globalisierten Kunstwelt entsprechend umfasst das Programm künstlerische Positionen aus ganz unterschiedlichen Teilen der Welt.

Weitere Informationen zu den Kurzfilmtage Winterthur 2010 finden Sie hier.

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