David Meili, 15. Juli 2010, 14:58 Uhr

Kulturtipp: Charlotte Perriand im Museum für Gestaltung

Nur eine Woche nach der Buchvernissage über das fotografische Werk von Sigfried Giedion trifft sich die Szene zur Eröffnung der Ausstellung über Charlotte Perriand im Museum für Gestaltung, Zürich.

Perriand? Vermutlich wir alle sassen irgendwann auf einem von ihr gestalteten Stuhl. Sie war die Designerin der legendären Möbel von Le Corbusier und privat verbunden mit seinem Cousin Pierre Jeanneret. Ihre Entwürfe sind heute noch im Handel, im Original wie in unzähligen Kopien. Arthur Rüegg, Architekt und Architekturhistoriker begleitete als Ko-Kurator die Ausstellung. Je tiefer er in die Nachlässe eintauchte, umso mehr Themen öffneten sich.

Gemeinsam mit Pierre Jeanneret begann Charlotte Perrinand in den dreissiger Jahren Wurzelstücke und Muscheln zu sammeln und zu Fotografien zusammenzustellen. Heute werden sie der „art brut“ zugeordnet. Die fotografischen Experimente hatten einen direkten Einfluss auf die Gestaltung von Möbeln und Objekten. Charlotte Perriard entzog sich dem 2. Weltkrieg durch einen Aufenthalt in Vietnam, wo sie einen französischen Diplomaten heiratete. Die Ausstellung im Museum für Gestaltung zeigt ihre grossflächigen Fotomontagen, die zum Teil in Zusammenarbeit mit Fernand Léger entstanden und die Stimmung der Dreissiger Jahre ausdrücken.

Perriand verstarb 1999 im Alter von 96 Jahren und arbeitete immer noch am Projekt des Ski-Resorts Les Arcs in Savoyen. Und ihr ganzes Lebenswerk hielt sie in Bildern fest. Es ist ein unermesslicher Schatz, von dem sich in der international beachteten Ausstellung im Museum für Gestaltung nur ein kleiner Teil präsentieren lässt. Die meisten der Aufnahmen wurden nie je öffentlich gezeigt. Unter Sammlern ist (war bis heute) Perriand ein Geheimtipp.

Charlotte Perriand: Designerin, Fotografin, Aktivistin
Museum für Gestaltung, Zürich, 16.7. – 24.10. 2010
Vernissage: 15.10. 2010, 19 Uhr

Ausstellung im Gewerbemuseum Winterhur über ein Einzelprojekt

Beitrag zur Ausstellung in der New York Times

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