Die Ferienzeit steht bevor – Erholungszeit für die einen, Zeit, um das Fotohobby intensiv zu betreiben für die anderen. Beiden stellen sich ähnliche Fragen: Was soll ich mitnehmen, was kann ich zu Hause lassen? Und was sollte man sich unbedingt noch besorgen?
Wenn wir in der Schweiz von Ferien sprechen, dann meinen wir eigentlich «Urlaub», wenn man es Genaudeutsch nimmt. Das sind nun mal die sprachlichen Feinheiten: Wir Schweizer fahren nicht in den Urlaub, sondern wir gehen in die Ferien. Aber meinen tun wir dasselbe: Es ist die Zeit, wo man der Erholung oder dem Hobby nachgeht. Die einen mehr dies, die anderen mehr jenes … Für viele Fotoenthusiasten ist das die Zeit, in der sie ausgedehnte Reisen vornehmen und fotografische Themen bearbeiten können. Je nach Faszinationsgrad und Erholungsbedarf, gibt es drei Arten von Fotoreisenden:
Typ 1: Der Erholungs-Reisende
Bloss weg aus dem Büro und von zu Hause, irgendwo hin, wo’s schön ist, wo man seine Ruhe hat und wo man eine andere Umgebung so geniessen kann, wie es einem gerade Spass und Freude macht. Das schöne Hotel geniessen, am Strand eine feine Sangria trinken oder vielleicht einmal bei einer geführten Tour aufsitzen. Kamera? Ach so – dachte das Handy reicht? Aber wieso eigentlich nicht? Um da und dort ein paar Erinnerungen und Familienerlebnisse zu knipsen. Mehr aber nicht.
Typ 2: Der Fotothemen-Reisende
Endlich Ferien! Die Fototasche ist schon dreimal gepackt, kontrolliert und optimiert. Stativ muss mit – klar. Die Frage ist nur welches? Das grosse oder das kleine? Genügend Speicherkarten, Zweitakku … alles dabei! Jetzt kann’s losgehen, um ganz gezielt gewisse vorgeplante Themen fotografisch zu bearbeiten. Erholung? Schon, aber in den Ferien immer am Strand faulenzen ist ja langweilig! Lieber ferne Länder und Städte mit der Kamera erkunden oder bestimmte fotografische Themen bearbeiten.
Typ 3: Der Fotoexkursion-Reisende
Dient die Ferienzeit ausschliesslich dazu, eine bestimmt Region fotografisch zu erforschen und zu dokumentieren, so beginnt die Reiseplanung schon Monate im Voraus. Man macht sich nicht nur mit der Geografie, den Besonderheiten und den Risiken des zu bereisenden Landes vertraut, sondern man plant auch ganz exakt die Route und die dazu erforderlichen Verkehrsmittel. Davon hängt auch weitgehend ab, welche Ausrüstung man mitnehmen kann. Der Kanureisende muss sich deutlich mehr einschränken als der Wohnmobil-verwöhnte.
Zu welcher Kategorie von Ferienreisenden Sie nun gehören, die Frage nach der fotografischen Ausrüstung wird sie schon lange vor den ersehnten Ferienwochen beschäftigen.
Typ 1 hat es vergleichsweise einfach: Es reicht, beim Kofferpacken noch schnell zur Kamera zu greifen, damit diese nicht versehentlich zu Hause bleibt. Reicht das wirklich? Ist die Speicherkarte in der Kamera, oder steckt diese noch im Lesegerät am Computer? Wo ist das Ladegerät? Und das Kabel dazu? Und falls doch zwei Kameras im Haushalt existieren, welche soll mit?
Für viele reicht ein Fotohandy oder eine Kompaktkamera, um die Ferienerlebnisse festzuhalten
Typ 2 ist wahrscheinlich hochgradig ferienreif, weil er sich seit Wochen den Kopf darüber zerbricht, was er nun alles mitnehmen, und was er mit einem schlechten Gewissen zu Hause lassen soll. Für viele sind Ferien die ideale Zeit, um dem Hobby zu frönen und sich ganz der Fotografie zu widmen. Oder wenigsten soweit dies die Familie zulässt … Heisser Tipp: Nehmen Sie nur mit, was Sie auch wirklich noch einigermassen komfortabel mitschleppen können. Ich weiss nicht weshalb das so ist, aber je länger die Ferien dauern, desto schwerer scheinen die Fototaschen zu werden …
Typ 3 hat eigentlich kurz vor der Abreise keine Probleme – mehr. Wenn es wirklich darum geht zwei, drei oder mehr Wochen lang die nördlichsten Fjorde von Norwegen oder die Faszination Islands zu dokumentieren, dann ist Typ 3 reisegewohnt und weiss, dass er sich Monate zuvor intensiv mit den Reisevorbereitungen befassen muss. Minutiös ist die Route vorgeplant, er hat sich mit dem Land und den Leute befasst und alle Literatur beschafft und Internetseiten geklickt, die auch nur den leisesten Verdacht auf heisse Tipps versprechen.
Soweit so gut. Und doch gibt es noch ein paar Punkte, die sich Typ eins bis drei überlegen sollten:
Reicht eine Kamera?
Typ 1 horcht auf: Also doch beide Kameras mitnehmen? Ja, ich rate dringend dazu! Auch Typ 2 und 3 sollten neben ihrer grossen und schweren Spiegelreflexkamera eine kleine Kompaktkamera dabei haben, als «fotografisches Rettungsboot» sozusagen. Akkus beispielsweise verabschieden sich immer dann, wenn es am spannendsten und am schönsten ist. Ja, klar – Zweitakku, ich weiss. Dann wollen aber zwei Akkus gewartet um regelmässig geladen werden, denn Akkus hassen nichts mehr, als wenn sie nicht gebraucht werden.
Ich habe immer eine zweite Kamera dabei, und oft habe ich die schwere Fototasche (ungerne) im Auto oder Hotelzimmer gelassen, weil ich nur gerade mit der Kleinen eine Tour machen wollte. Oder weil ich nicht mit meiner Riesenkamera am Auge die Einheimischen aufscheuen, sondern diese unbemerkt aus der Hüfte fotografieren wollte. Das geht mit den modernen Digitalkameras vorzüglich, weil sie kein verräterisches Auslösegeräusch mehr von sich geben.
Neben der Spiegelreflexkamera noch eine Kompaktkamera ist eine sinnvolle Ergänzung: Die Kleine für alle Fälle
Auch Typ 2 wird sich diesen Ratschlag gerne merken und vielleicht noch ins Frontfach der grossen Fototasche eine kleine Coolpix oder PowerShot (oder was auch immer) einstecken.
Ihn belastet zur Zeit jedoch mehr die Frage nach der sinnvollen Anzahl Speicherkarten. JEPG oder/und RAW? Reichen die beiden 8 GB, oder lieber noch eine dritte kaufen? Tipp: Man kann nie zu viele Speicherkarten dabei haben. Und im Gegensatz zu den früheren voluminösen Filmschachteln, die zudem noch kühl und trocken gelagert werden mussten, kommt es heute auf zwei oder drei Speicherkarten kaum an. Ich lasse die Bilder übrigens immer auf den Karten, bis ich zu Hause bin. Obwohl ich immer einen Computer oder mindestens einen Bildertank dabei habe, sind die Speicherkarten mein sicheres Backup in den Ferien. Speicherkarten sind unempfindlich gegen magnetische Strahlung, gegen Hitze, Kälte und Feuchtigkeit, und so kann den Bildern auf den Speicherkarten eigentlich kaum etwas passieren. Daraus geht auch der nächste Tipp hervor: Lieber zwei, drei Speicherkarten mit kleinerer Kapazität mitnehmen, als ein grosse, auf der im schlimmsten Fall alle Bilder verloren sein könnten. Ganz abgesehen davon, sind zwei «kleinere» Speicherkarten auch deutlich günstiger als eine grosse.
Typ 3 ist vielleicht gar nicht mehr hier, weil er das alles schon weiss. Wissen vielleicht schon, aber eventuell doch nie so ganz tiefgründig überlegt. Dem Vielfotografen würde ich raten, sich nicht auf die ältesten Speicherkarten zu verlassen, sondern diese eher als Ersatzkarten zu kennzeichnen. Speicherkarten haben eine beschränkte Anzahl Schreib-/Lesezyklen, und dazu gehört nicht nur Bildabspeichern, sondern auch jedes Betrachten eines Bildes. Und irgendwann – natürlich im unerwartetsten Moment – ist halt die Grenze erreicht, bei der diese Wunder der Technik ihren Speichergeist aufgeben.
Die objektive Frage
Jetzt wird’s nicht nur schwierig, sonder auch schwer! Objektive sind Lieblingssache. Je nach dem, was Sie gerne fotografieren, werden Sie eher weitwinkel- oder eher teleorientiert sein. Persönlich bin ich eher ein Weitwinkelfotograf. Ich gehe lieber ins Geschehen hinein und spiele gerne mit interessanten Perspektiven. Man muss auch einmal dazu sagen, dass die optische Industrie – durch die kleinen Sensoren gefordert – in den letzten Jahren im Weitwinkelbereich Unglaubliches geleistet hat. Dies gilt vor allem für die Zoomobjektive, die über ihren gesamten Bereich eine praktisch gleichbleibende Bildleistung abgeben.
Während ich mich zur analogen Zeit vor allem auf Festbrennweiten konzentrierte, mache ich mir heute das Leben mit Zoomobjektiven einfacher – und vor allem leichter. Mit zwei oder drei Zoomobjektiven kann man einen lückenlosen Brennweitenbereich von 12 bis 200 mm abdecken und ist für wahrscheinlich 90 Prozent aller Fälle gewappnet. Es sei denn, Sie gehen auf Safari, dann brauchen Sie deutlich längeres Geschütz.
Mit drei Objektiven deckt man einen durchgehenden Brennweitenbereich von 10 bis 210 mm ab.
Die Sache mit dem Blitz
Doch, er gehört eigentlich dazu. In den meisten Fällen ist ja eine kleiner Blitz in der Kamera eingebaut, und ich habe lieber einen kleinen Aufklappblitz in der Kamera als einen grossen zu Hause. Will heissen, auch wenn die Aufklappblitze in der Spiegelreflexkamera keinen besonders guten Ruf haben, sind sie als Lichtretter in der Not ganz gut zu gebrauchen, nicht zuletzt auch um in Gegenlichtsituationen die Schatten aufzuhellen.
Was ich fast immer dabei habe, ist ein Zusatzblitz, der kabellos auslöst. Damit ist es möglich, das Objekt seitlich anzustrahlen, um ihm mehr Plastizität zu verleihen als mit dem reinen Frontallicht. Man kann den Blitz sogar als stimmungsvolles Gegenlicht einsetzen, wenn es die örtlichen Verhältnisse zulassen.
Der grössere externe Blitz gehört bei mir schon zu erweiterten Ausrüstung, der – genau so wie das klobige 2,8/70-210 APO Makro – nur dann in die Reise-Fototasche kommt, wenn ich eine entsprechende Aufgabe bewältigen will oder wenn Volumen und Gewicht eine untergeordnete Rolle spielen.
Sonstiges Zubehör
Das Stativ ist auch ein ferienfeindliches Gebilde, das nur dann mitkommt, wenn es unbedingt sein muss. Ergänzend ist zu bemerken, dass ich fast immer ein kleineres Stativ im Auto habe. Aber noch wichtiger für mich werden die kleinen Hilfsmittel, wie Taschenstative, von denen es ja die unterschiedlichsten Ausführungen gibt, dann aber auch der Gorilla von Joby, der sich fast überall festklammert, und, ein heisses Teil, das sich besser bewährt als man meint, den Staedepad, der in der Grösse eines Rollmeters eigentlich immer in der Fototasche mit dabei ist und schon manchen guten Dienst geleistet hat.
Ob nur mit einer Kompaktkamera oder mit der grossen Spiegelreflexausrüstung – wichtig ist, dass Sie die schönsten Tage des Jahres in Bildern festhalten, denn so schnell kommt man nicht wieder dazu. Wir wünschen Ihnen jedenfalls viele Fotogelegenheiten und ein reichhaltiges und befriedigendes Fotoergebnis.
Tipp für Typ (1,) 2 und 3: Es gäbe da ja auch noch eine Ausrüstung für Top-Bilder, welche das Gewicht des Handgepäckes nicht von Anfang ans Limit bringt und trotzdem allen kreativen Spielraum einer DSLR bietet. Nämlich die Kategorie der kompakten Systemkameras zu welcher sich beispielsweise eine Olympus PEN mit dem neuen 14-150mm oder die Modulkamera von Ricoh zählen. Topqualität zum kleinen Gewicht sag‘ ich da nur.. 😉
Beste Grüsse
Christian Reding
Kurze Frage: Was ist ein Staedepad? Das finde ich nicht einmal über Google.
Danke im Voraus, und beste Grüsse
Jörg Mohren
@ Jörg Mohren
Das Staedepod ist ein aufrollbares Stativ. Es wurde hier in einem Beitrag vom 2. Juni vorgestellt.
Freundlichen Gruss
Markus Zitt
https://new.fotointern.ch/archiv/2010/06/02/steadepod-%E2%80%93-das-erste-aufrollbare-stativ-der-welt/
bei mediamarkt gesehen für 40 chf.