Guy Bärtschi zeigt in seiner international erfolgreichen Galerie in Genf regelmässig Fotografie als Gegenwartskunst und begleitet seine Künstler über mehrere Ausstellungszyklen hinweg. Zur Zeit präsentiert Bärtschi aktuelle Werke von Michael Najjar und Per Barclay.
(Bildnachweis: Michael Najjar/Galerie Guy Bärtschi, Genf)
Michael Najjar gilt als einer der Pioniere für digital nachbearbeitete Bilder. 2008 zeigte das Hague Museum of Photography eine Werkschau, die bis 1997 zurückreicht. Damals erregte seine Serie „Viva Fidel, – a journey into absurdity“ Aufsehen, die mit der Verwischung von Grenzen zwischen visueller Realität und Fiktion den Betrachter verunsicherte. Die Aufnahmen von Najjar wurden in der Folge stets technischer, mechanischer und in ihrer Aussage trotz grossartigen Farb- und Lichteffekten düsterer.
Nun präsentiert der Fotograf in der Serie „high altitude“ Bergbilder, die beim Aufstieg auf den Aconacagua (6962 Meter ü. M.) entstanden sind und digital erhöht wurden. Man denkt an Höhenrausch und an De-Materialisierung. Michael Najjar setzt völlig neue, überraschende Akzente in der Bergfotografie und im Naturerlebnis.
Der Norweger Per Barclay ist mit seinen Bildern bereits zum zweiten Mal in Genf zu Gast. Die Serie „Adolf“ Gun wurde 2009 abgeschlossen. Barclay zeigt Bunker des Zweiten Weltkriegs in der Umgebung von Narvik, doch gespiegelt in Öl, das ganz andere Farbspektren ermöglicht. Damit durchbricht Barclay bereits bei der Aufnahme die gewohnten Formen der visuellen Vermittlung. Die Aufnahmen sorgten bereits bei ihrer Erstpräsentation in der Fondazione Merz für Aufsehen.
In seiner bis anhin noch nicht öffentlich gezeigten früheren Serie „Maria“ arbeitete Barclay mit einem Modell des Bildhauers und Regisseurs Jan Fabre. „Maria“ ist Tänzerin, und Barclay setzt ihren Körper in Kontrast zur Umgebung, und wie eine weitere Dimension erscheinen im Bild das Ballettkleid und die Körperbemalung.
Beide Ausstellungen ergänzen sich hervorragend und zeigen neue Wege in der Fotografie auf. Die Stärke von Guy Bärtschi als Galerist liegt darin, dass er immer wieder aussergewöhnliche Themen und Künstler vernetzt und ihre Entwicklung langfristig verfolgt.
Michael Najjar, Per Barclay. Ausstellung bis 12. März 2010.
Galerie Guy Bärtschi, 3a, rue du Vieux-Billard, Genève
Sehenswert: Website von Michael Najjar mit Portfolio