Pressespiegel zum Wochenende vom 12./13. Dezember 2009
Nur noch abgeschwächt dominiert in der Sonntagspresse das Thema Minarettverbot nachdem die Demonstration von fundamentalistischen Muslimen auf dem Bundesplatz friedlich verlaufen ist und der islamische Prediger Pierre Vogel in Weil am Rhein seinen Konvoi wieder gen Norden dirigierte. (Bildnachweis: Newspicture/Blick online)
Für Newspicture war es DIE Chance für ein Reportagebild, das die Konkurrenz nicht zu Stande brachte. Doch wie?
Newspicture wird immer wieder verdächtigt, einen besonders guten Draht zur Polizei zu haben. In diesem Fall weist das Vorab-Interview über die „Einreise“ von Beat Kraushaar in Blick online darauf hin, dass Vogel vielleicht gar nicht in die Schweiz einreisen wollte und sein Auftritt am bestüberwachten Autobahnzoll der Schweiz inszeniert war. Somit wäre die Aufnahme von Simon Ertler ein banales Auftragsbild, und dann nicht einmal ein besonders gutes.
Update vom 14.Dezember: Zusätzliche Aufnahmen auf Newsnetz/Tages-Anzeiger bestätigen den Kommentar unserer Leserin (sh. unten). Nicht jeder Mann mit Bart ist Pierre Vogel.
Zwischen Sonntag.CH und dem SonntagsBlick zeichnet sich ein Zickenkrieg ab. Es geht nicht nur um Geschichten von Teenies, die sich im Club von Carl Hirschmann in die Haare geraten sind. Auch die Berichterstattung und die Bilder werden zwischen früheren Redaktionsfreunden hin- und hergeschoben. Beteiligt ist mindestens eine Partybild-Agentur, die in einem stark schrumpfenden Markt ihre Pics mit allen Mitteln plazieren muss.
In der aktuellen Runde führt der SonntagsBlick. Bei der Geburtstagsfeier von Jasmin sollen Partyfotografen mit einem Redaktor von Sonntag.CH die illoyalen Teenies geoutet und fotografiert haben. Was danach folgte, ist, wenn es sich bewahrheitet, eine schmutzige Geschichte. Ob sich die Hobby-Partyfotografen bewusst sind, dass sie sich in dieser „Liga“ (Zitat SonntagsBlick) auf dünnem Eis bewegen, ist zu bezweifeln. Immerhin zeichnen für den Beitrag im SonntagsBlick Hannes Britschgi und Reza Rafi. Die Causa Hirschmann ist damit Chefsache, und dann vermutlich auch vor Gericht.
Nachtrag am Montag. Blick schlägt nochmals zu, und bleibt an der Geschichte. Verschwiegen wird die vielleicht naive Schützenhilfe von Peter Studer für Sonntag.CH, der die Medien für das Urteil gegen Hirschmann in Basel mitverantwortlich macht. Besonders befremdend: Man hätte Hirschmann nach dem Prozess den Seitenausgang gewähren müssen, um ihn vor den Pressefotografen zu schützen.
Dass die Partybild-Fotografen mickrig, spät und oft sogar gar nicht bezahlt werden, ist bekannt. Wenig wusste man über die Saläre der Topkader in unseren Urheberrechtsorganisationen, die kräftig abkassieren. Gemäss Sonntagsblick (Seite 15) kommt SUISA-Direktor Alfred Meyer auf ein Jahresgehalt von CHF 357 000.-, der Chef der Pro Litteris bezieht auch mehr als einen „Dreier“, während der Direktor von Suissimage die arg gebeutelte Filmbranche mit bescheidenen CHF 200 300.- belastet. SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer fordert eine Revision des Urheberrechtsgesetztes.
Die Zeit versucht sich schrittweise mit der Schweiz und insbesondere mit Zürich anzubiedern. Nachdem der Split für die Züricher journalistisch noch keine hohen Wellen geworfen hat, liegt der aktuellen Ausgabe ein Sonderheft von Weltkunst zu Zürich als Kunststadt bei. Darin nimmt die Fotografie breiten Raum ein, fachlich und journalistisch kompetent getragen von Christian von Faber-Castell. (Das Heft ist leider noch nicht online.)
Als Sammler stellt von Faber-Castell den Galeristen Kaspar Fleischmann vor, der, damit sind wir mit dem Kunstkritiker einig, „die Fotografie nach Zürich gebracht hat“. Wie gut das Kunsthaus Zürich international wirklich positioniert ist, lassen wir offen. Immerhin hat Stadtpräsidentin Corine Mauch mit einem Beitrag mitgewirkt. Insgesamt ist das Magazin eine runde Sache, und die Restaurant-Tipps übergehen wir gnädig.
Doch die Kunststadt Zürich steht vor dem Scherbenhaufen, einen Hafenkran zumindest für einige Zeit an den Rathausplatz mit Richtung Limmat und damit zum Meer zu stellen. Politische Entscheide wurden bereits erwirkt. Am vergangenen Mittwoch strich das Stadtparlament unerwartet den Projektierungskredit für 2010. Geblieben sind die Visualisierungen, und die dürften einstweilen genügen. Der Kran ist in den Köpfen und fotografisch dokumentiert, ohne dass er je aufgebaut werden musste. Über die Kosten der virtuellen Kunstaktion und der Bilder streitet man sich. Der Aufwand dürfte weit höher sein als eine Fotosession von Michel Comte.
Das Bild der Woche findet sich auf bild.de. Die Online-Zeitung empfielt für den Winterurlaub eine urige „Almhütte“ im „schweizerischen Maurach“. Maurach (Karwendel) findet sich noch nicht auf der Site von Schweiz Tourismus, doch wir erhalten vermutlich demnächst reduzierte Tageskarten von Aldi für Sportferien in unserer neue Exklave. Die Austauschbarkeit der Bilder und Angebote ist gewährt.
Die NZZ am Sonntag hat in Sachen Bild kein glückliches Händchen. Auf der Titelseite dominiert die Aufnahme der Projektion eines nach Kopenhagen wandernden Pinguins des „Lichtkünstlers“ Gerry Hofstetter auf einen Gletscherabbruch in Grönland. Das Bild entstand bereits im September und wurde uns bis zur Klimakonferenz vorenthalten. Auf soviel Ökokitsch und auf so schlechte Bilder können wir verzichten.
Noch etwas: Die Sonntagspresse rechnet an diesem dritten Adventssonntag gnadenlos in Text und Bild mit Roman Kilchsperger ab. Nachdem „Popstar“ Leo Ritzmann in Deutschland das geschafft hat, was ihm in der Schweiz verwehrt blieb, griff Kilchsperger in die unterste Schublade. Bravo Leo!
Und wer noch etwas Billigeres will, findet auf Seiten 34 und 35 im Magazin zum SonntagsBlick eine Übersicht über die peinlichsten Macho-Kalender, zusammengetragen von Barbara Lienhard. No comment.
Nur Leider ist der Mann auf dem Bild nicht Pierre Vogel !!!
Danke Frau Hadija für Ihre Bemerkung. Die Aufnahme wurde heute auch in der Printausgabe des SonntagsBlick als Reportagebild von der Verhinderung der Einreise von Pierre Vogel am Autobahnzoll bei Weil am Rhein publiziert.
Ich selbst kann dazu nicht Stellung nehmen. In meinem Beitrag werfe ich die Frage nach der Inszenierung auf, vor allem auch von Seite der Berichterstattung.
naja ich würd säge lönd kirche im Dorf !!
also eui fotoene wo ihr amigs im Print händ bi euem Fotointern, sind nume peindlich und scheisse. und für es verbandsheftli unzulässig
@J. Dietschi ??? :-O
@ Marcel und Johannes Dietschi.
Habe dazu nicht Stellung genommen, da sich der Beitrag von Herrn Dietschi, den ich nicht kenne, vermutlich verirrt hat. fotointern gibt es seit mehr als einem Jahr nicht mehr im Print, und wir publizieren auch keine Portfolios, sondern News und Kommentare.
Im Gegensatz zur befreundeten Site fotoscala redigieren wir die Postings nicht. Wir schätzen das hohe Niveau unserer Leser/innen und den persönlichen Anstand, und so lassen wir auch Ausrutscher durch und fragen nicht nach.
Hier ist ja der richtige Link?
http://www.blick.ch/news/schweiz/im-januar-darf-er-wieder-in-die-schweiz-einreisen-135784
Es könnte ja sein das das obige Bild 5 Min. vor Redaktionschluss entstand (nehme an so um die 23.00h), und durch den Stress das falsche Bild ausgewählt wurde.