Wenn Frank Bodin seine Freunde und Bekannten in die Galerie Incontro zur Vernissage einlädt, dann wird der Platz selbst an einem regnerischen Freitagabend vor Ferienbeginn knapp. Bodin, Chairman & CEO der RSCG Gruppe Schweiz, Werber des Jahres 2009 und Mitglied in Spitzenorganisation den Branche hat nicht nur ein weites Beziehungsnetz, sondern ist auch sehr viel unterwegs.
Vor etwa zehn Jahren entstand die Idee, Menschen beim Fotografieren zu fotografieren. Der geographische Horizont reicht vom Roten Platz in Moskau über das Zürcher Sihlquai bis zur Verbotenen Stadt in Beijing. So sind viele hundert Aufnahmen zusammengekommen, die sich schrittweise zu einem Portfolio aufbauen liessen.
Bodin ist nicht nur Werber. Er hat ursprünglich am Konservatorium in Zürich studiert, ist Pianist und Komponist und befasst sich intensiv mit Konzeptkunst. Zudem fördert er mit Aufträgen und der Unterstützung von Wettbewerben die kreative Fotografie in der Schweiz.
Mit eigenen Werken in die Kunstszene zu treten braucht Mut. Die meisten Besucher/innen der Vernissage werden nochmals kommen, um sich nach einem anregenden Abend die Aufnahmen und auch die Hängung in Ruhe anzusehen. Frank Bodin hat für sein persönliches Projekt eine Ästhetik entwickelt, die sich oft erst auf den zweiten Blick erschliesst. Man trifft nicht auf „Schuss und Gegenschuss“. In seinen Bildern und Sequenzen findet man Spiegelbilder, die bei längerer Betrachtung zu Fenstern werden. Mirrors and Windows ist der Titel des epochalen Werks zur amerikanischen Fotografie in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts von John Szarkowski. Anklänge an die von Szarkowski für seine Ausstellung im MOMA ausgewählten Beispiele sind unübersehbar.
Was die Technik betrifft, arbeitet Bodin unkonventionell. Schon früh sind Bilder mit dem Handy entstanden, mit einer analogen Kompaktkamera, einer digitalen Taschenkamera und, – wie er etwas verlegen zugibt, – auch mit der Hasselblad. Die Prints entstanden als Inkjets auf einem Proofprinter in der Agentur, die überzeugenden Grossformate im Labor von Alberto Venzago. Postkarten kommen aus dem Fachgeschäft oder dem Versand (der Stempel ist auf der Rückseite sichtbar).
Die Unbeschwertheit, mit der Bodin die Output-Medien einsetzt, wird in der traditionellen Fotoszene (noch) nicht überall verstanden. So hängt beim Ausgang ein digitaler Fotorahmen, der Dutzende von weiteren Bildern locker durchspielt.
Auch die kann man kaufen. Bodin hat sich bewusst auf eine Verkaufsausstellung eingelassen und möchte sich im Markt bewähren. Dass dies gelingt, zeigen zu späterer Stunde einige rote Punkte. Einige wenige Besucher/innen haben missverstanden, dass der Postkartenständer auch ein Kunstwerk ist und Karten mitgenommen. Immerhin ist allein der Wandständer (mit Gestell und Aufnahmen) im Katalog zum Preis von CHF 1 200.- vermerkt. Mit den Tücken der Konzeptkunst vertraut, dürfte Bodin dies gelassen nehmen.
Frank Bodin. Fotografieren beim Fotografieren. Galerie Incontro, Zürich, bis 15. August 2009.