Ob geplant oder nicht, die Gesamtschau über das Werk des amerikanischen Fotografen Walker Evans im Fotomuseum Winterthur passt bestens in das Vorfeld der Art 40 Basel. Der Handel mit „Originalen“ von Evans ist ein Indikator für den Kunstmarkt.
New Yorker Galeristen pflegten und pflegen das Gesamtwerk von Evans als sicheren Wert. Originalabzüge werden an der Art 40 Basel im Bereich von CHF 10 000.- angeboten. Doch der Meister hatte nur selten die Hand im Spiel. Die meisten Aufnahmen wurden nachträglich handwerklich angefertigt. Die Ausstellung in Winterthur blendet die sehr komplexe Überlieferung der Bilder von Evans aus.
Leider hatte Evans selbst sehr wenig Zeit in der Dunkelkammer verbracht und überliess die Weiterverarbeitungen Labors. Sein Nachlass ist heute aufgeteilt in den Bestand der Aufnahmen der Farm Security Administration in der Library of Congress und dem persönlichen Erbe im Metropolitan Museum of Modern Art in New York. Die Library of Congress hat als öffentliche Institution die Bildrechte schon längst freigegeben.
Für das Metropolitan Museum ist der verblichene Walker Evans eine „Cash Cow“. Die Bildrechte und die Abzüge spühlen Jahr für Jahr grosse Beträge in die Kasse des weitgehenden aus Spenden und kommerziellen Aktivitäten finanzierten Museums.
Die von der Fundaciòn MAPFRE vom Metropolitan Museum of Art nach Winterthur gebrachte Ausstellung bringt wenig Neues. Interessant sind die Abzüge der mit versteckter Kamera aufgenommen Schnappschüsse aus der Metro in New York. Es sind eindrückliche Bilder. Zur Ausstellung liegt ein hervorragend gedruckter Katalog mit 120 Duplex- und Farbabbildungen vor. Man kann die Reproduktionen ausschneiden, einrahmen und sich den Kauf eines „Originals“ ersparen.
Fotomuseum Winterthur (Ausstellung bis zum 23. August 2009)
Mehr zu Walker Evans (Wikipedia)
Beitrag auf Kulturplatz SF DRS