Das auflagestärkste Monatsmagazin fanden Sie vor wenigen Tagen in Ihrem Briefkasten, zugestellt von Ihrer Post. Das „magazin Für Kundinnen und Kunden der Schweizer Post“ (wie es offiziell geschrieben wird) informiert uns über „menschen, die bewegen„. Chefredaktorin ist Daria Lederrey, doch ein Impressum gibt es nicht.
So wissen wir auch nicht, wer das Bild zur Hofberichterstattung über den scheidenden Postdirektor Ulrich Gygi aufgenommen hat. Das Halbportrait mit einem Eisklotz in der Hand wird nicht in die Geschichte der Schweizer Fotografie eingehen. Fotografisch eindrücklich ist die Reportage über die Bauarbeiter von Alptransit. Dort entdecken wir am Rande, dass Pia Zanetti die Aufnahmen und Mariano Masserini den Text gemacht haben.
Auch die Migros hat in diesen Tagen schweizweit ein Magazin in sehr hoher Auflage verbreitet. Es nennt sich „BELLA ITALIA„. Im Auftrag des Migros Genossenschafts Bundes (MGB) hat die Agentur Weber Harbeke mit einem Vorwort von Marketingdirektor Oskar Sager eine eher verwirrende Geschichte produziert. Für die perfekten Fotografien zeichnet Martin Hemmi verantwortlich, für das Styling Christian Splettstösser.
Doch seltsam ist der Plot, noch seltsamer als bei der Hochzeitsreportage aus dem Wallis im Migros Magazin vom vergangenen Herbst (fotointern.ch berichtete darüber). Es beginnt damit, dass die Enkelin mit der Nonna so eine Art Spätzle in die Suppe eingibt, dann der Kleine mit seiner Mutter Bresaola serviert und der Vater oder Hausfreund auch noch bedient wir. Werbemässig wenig überzeugend kommt man abrupt zu Convenince-Food, das die Migros mit den gleichen Motiven in den Supermärkten anbietet. Es sind erste Schritte zu Erlebniswelten, wie sie andere Detailhändler im deutschen Sprachraum schon seit Jahren zur Kommunikation einsetzen.
DAS MAGAZIN überrascht diese Woche mit redaktionellen Fotografien von Dan Cermak zu einem Beitrag über sprachlose Männer von Sybille Berg. Cermak lässt die verschmähten Geliebten aus dem Dunkel der Nacht hervorgeblitzt sich selbst inzenieren. Seine Aufnahmen bilden eher einen Gegensatz zum Versuch von Berg, Männer aus weiblicher Sicht zu verstehen. Lesenswert ist auch ein Beitrag von David Iselin über Jake Burton (ja, der mit dem Snowboard). Die Bilder hat Gian Paul Lozza beigetragen und erwähnt wird (Kompliment!) die Bearbeitung durch Stephan Riederer (Pixelpolish).
Der Tages-Anzeiger hat seine Ausgabe vom Samstag, dem 14. Februar 2008 durchlaufend mit den Siegerbildern des World Press Photo Contest illustriert. In seinem redaktionellen Beitrag zum Wettbewerb auf Seite 49 erspart sich Sasche Renner Kritik, auch nicht am umstrittenen Siegerbild (fotointern.ch berichtete darüber). Hervorgehoben werden die beiden Beiträge von Schweizer Fotografen, Philippe Dudoit und Jean Revillar. Dudoit überzeugte mit seiner Reportage über die Tuareg-Rebellen, die er mit der Grossformatkamera festhielt. Revillard hat sich mit seiner eigenen Agentur Rezo international einen Namen geschaffen. World Press Photo gastiert vom 8. bis 31. Mai 2009 wiederum in Sihlcity.
Kaum wettbewerbsverdächtig ist eine neue Bildserie im Regionalsplit Zürcher Unterland des Tages-Anzeiger. Nach dem grossen Erfolg des „Schnügel des Tages“ im Blick am Abend zeigt der Tages-Anzeiger „Tierbabys aus dem Unterland“. Der Start erfolgte mit Hochlandrind Fanny und ihrem drei Tage alten Kalb Alba. Dass David Baer auch anders Fotografieren kann, zeigt auf der gleichen Seite die Reportage über einen lokalen Boardershop.
Blick hat in der vergangenen Woche eine Debatte entfacht, die nicht so richtig anlief. Wie tief muss sich ein zukünftiger Mister Schweiz rasieren? Kandidatenfotograf Sandro Bross gibt den Tarif mit einem Bildbeispiel durch. Wenn die Hosen etwas nach unten rutschen, könnten Schamhaare sichtbar werden. Während sich einige Kandidaten grundsätzlich auch im Intimbereich enthaaren, gelten für andere 5 mm. Doch die Mode dürfte bald ändern. An der Copa Cabana zeigen sich bereits wieder Männer mit gepflegtem, wenn nicht sogar kosmetisch erweitertem Brusthaar.
Auch die peinlichst Bildserie der Woche findet sich im Blick. Wie Bianca Gascone betrunken über einen Liegestuhl fällt, sollte in einem Medium, das erst kürzlich wieder seine hohe ethische Einstellung zur People-Fotografie hervorgehoben hat, nicht publiziert werden. Das Internet erweist sich als besonders tückisch. Die Bildstrecke wird durch Werbung unterbrochen, die sich zweifellos ein anderes Umfeld gewünscht hätte: Weine von Mövenpick.