David Meili, 8. Februar 2009, 08:41 Uhr

Dünnes Magazin. Gratismagazine werden besser. Bruni by Leibowitz demnächst in Ihrer SI. Michel Comte und seine Leica.

Pressespiegel zum Wochenende vom 7./8. Februar 2009
090208_magazinDas Magazin
steht dieses Wochenende im Zeichen der Krise auf dem Inseratemarkt und ist im Volumen wie im Inhalt eher dünn. Die Sondernummer zur Volksabstimmung von diesem Wochenende ist Deutschland gewidmet. Bilder von Robert Lebeck zeigen alle deutschen Kanzler der Nachkriegzeit auf. Sowas hat man im Stern auch schon gesehen. Aus „Platzgründen“ (sic!) fehlt Georg Kiesinger, einer der interessantesten Akteure der deutschen Nachkriegspolitik.

Blöd gelaufen ist der Beitrag über Jungpolitiker Lukas Reimann. Fabian Biasio, der sozusagen zum Hoffotograf für die „kritische“ Berichterstattung von TA-Media zur SVP geworden ist, zeigt zu einem mittelmässig recherchierten Beitrag jene Bilder, die TA-Leser/innen über  einen SVP-Politiker erwarten. Newsnetz und die Printausgabe haben das Porträt von Reimann mit Schweinsbratwurst und Nüdeli bereits Tage zuvor „verbraten“.

Die Geschichte um Reimann mit der obskuren Website ist inzwischen selbst dem Tages-Anzeiger zu peinlich, um weiterverfolgt zu werden.

Ein Mehrpreis für die Samstagausgabe des Tages-Anzeiger von nunmehr 50 Rappen für das Magazin rechtfertigt sich dieses Wochenende kaum. Der redaktionell stets sorgfältig produzierte Züritipp liegt der Tageszeitung am Donnerstag gratis bei. Zunehmend findet man auch Magazine, die als eigenständige Publikationen gratis sind.

Das Mode-und Trendmagazin HopeHope ist als pdf auf dem Netz frei verfügbar. Es erscheint bereits in der sechsten Ausgabe. Originell ist die Idee, die Gestaltung jeweils jungen Künstler/innen zu übertragen. Die aktuelle Nummer ist von Nadine Geissbühler und Selina Lang unter Herausgeberin Marisa Pichler zusammgestellt worden. Das Heft ist absolut sehens- und empfehlenswert.

Der Download der Datei von mehr als 23 MB verläuft zügig. Um das Heft in hoher Auflösung ausdrucken zu können, benötigt man beinahe einen Satz Farbpatronen. Hier zeigen sich die Grenzen der pdf-Distribution. In geringer Auflösung bietet die Publikation leider nicht viel. Wie Marisa Pichler in einem Kommentar nachträglich anfügt (sh.unten), ist das Heft leider nicht im Print verfügbar.

Eine originelle Lösung hat PUNKT – Das Investmagazin mit Zukunft gefunden. Die auch für Nicht-Investoren und Leser/innen ohne BWL-Studium interessante Zeitschrift erscheint in Schwarzweiss. PUNKT erscheint ebenfalls gratis. Das Heft dürfte ankommen, denn das Startup suchte nach dem Erscheinen der aktuellen Ausgabe neue Mitarbeiter. Sozusagen durch die Hintertür öffenen sich Chancen für anspuchsvolle Schweizweissfotografie.

RonOrp ist ein werbefinanzierter Gratisnewsletter, der sich neben dem Züritipp zum wichtigsten Kulturkalender in Zürich entwickelt hat und in der Zwischenzeit selbst bis nach Berlin expandierte. „Anleitung für die Stadt“ nennt sich ein monatlich erscheinendes pdf-Magazin, das Ausgangstipps jeweils mit einem Thema verbindet. Die Ausgabe für den Februar 2009 enthält einen kulinarischen Führer durch die Würstchenbuden.

Nachdem immer mehr Leser/innen die Foren von RonOrp mit Handybildern füllten, fördert die Redaktion aktiv die Beteiligung von Fotografen. Längst wirken am Aufbau einer eigentlichen Bilddatenbank über Zürich selbst angehende Profis mit. Zur Zeit finden sich im Nachspann des täglichen Newsletter mehr oder weniger geglückte Urlaubsbilder. Es versteht sich, – alles „kostnix“, auch für Fotografen.

Auf persönlich.ch enthüllt Chefredaktor Nik Niethammer die neusten Pläne, um die Schweizer Illustrierte attraktiver zu machen und die Auflage auf  „hohem Niveau“ zu halten. In den vergangenen zwei Monaten seiner Amtstätigkeit haben wir davon kaum etwas gespürt. Doch Niethammer wird mit einer besonderen Karte trumpfen. In der Pipeline ist ein Beitrag mit Bildern von Carla Bruni, aufgenommen von Anne Leibowitz. Hoffen wir für die SI, dass der Beitrag mindestens in der gleichen Woche wie in der französischsprachigen Peoplepresse erscheint.

In der Werbung für seine Werkschau im NRW-Forum in Düsseldorf begegnet uns Michel Comte hinter einer eher betagten Leica. Der Touch vermittelt Intellektualität, wie eine Designerbrille von Porsche. Bei der Reportage zum Making Of des missglückten Porträts von Christoph Blocher bekam man jedoch mit, wie Comte wirklich arbeitet: Mit einem Team von Assis, Digibacks und Macs. Mag sein, dass er seine humanitären Missionen im Dschungel noch analog erfüllt.

090208_alpinaweissDas seltsamste Bild der Woche findet sich in der Werbung. „Alpinaweiss“ ist offensichtlich die am meisten verkaufte Farbe für Innendekoration. Der Firmengründer kam angeblich auf die Produktebezeichnung, als er vor 100 Jahren an einem Föhntag in Luzern das Alpenpanorama vor sich sah. Zum Jubiläum hat sich die Agentur des Unternehmens etwas Besonderes ausgedacht. Pro 1 m/2 Streichfläche werden über den WWF 100 m/2 Alpen erhalten.

Bizarr ist die visuelle Umsetzung. Die Landschaft haben wir noch nicht identifizieren können. Wir tippen auf die Westalpen. Die weisse Katze dürfte aus dem Fundus von Whiskas stammen. Vermutlich hat der Senior-Chef durchgesetzt, dass auch der Farbkübel noch mit aufs Bild kommt. Streicht, liebe Leserinnen und Leser und rettet die Alpen.

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