Das Kantonsparlament des Kanton Zürich (Kantonsrat) lehnte ein Postulat der FDP ab, zusätzliche Zentren für die biometrische Aufnahme für Pässe zuzulassen und hielt an der bekannten Stategie fest, zwei staatliche Zentren in Zürich und in Winterthur zu betreiben.
Weshalb es nun nicht ein einziges staatliches Erfassungszentrum geben sollte, ist leicht zu erklären. Der zuständige Sicherheitsdirektor Hans Hollenstein war über viele Jahre in der Stadtregierung in Winterthur tätig, doch Winterthur liegt nur 20 Minuten vom Zürcher Stadtzentrum mit der S-Bahn. Hollenstein hat auch die zusätzlichen 500 000 Franken pro „Aufnahmezentrum“, die bei weiteren „Aufnahmestellen“ entstehen könnten, nicht offen gelegt. Dass der Fotofachhandel die genau gleichen Leistungen wesentlich kostengünstiger erbringen könnte, kam in der Debatte des Kantonsparlaments vom 9. Juni nicht zur Sprache.
Zurecht bezeichnet im einem am gleichen Tag veröffentlichten Communiqué Heiri Mächler, Passverantwortlicher des Verband Fotohandel Schweiz (VFS) das Vorgehen des Kantonsrats als „Untergraben der freien Marktwirtschaft“. Damit werden 60 Fachgeschäfte mit 150 Lehrstellen im Kanton Zürich in ihrer Existenz gefährdet. Vor allem für kleinere Fachgeschäfte ist das Passbild heute der wichtigste Umsatzträger.
Das Erstellen von Passbildern ist kein automatisierbarer Prozess und setzt eine qualifizierte Ausbildung voraus. Allein um ein brauchbares Porträt eines Kleinkindes zu erstellen, braucht es Erfahrung, Einfühlungsvermögen und Geduld. Mächler weist darauf hin, dass die Fachfotografen bis heute zur vollen Zufriedenheit der Kunden und Amtsstellen auch für Bürger von EU-Staaten Ausweisbilder erstellen. Auf Vorschläge für eine sinnvolle Kooperation, die der VFS sowohl dem EJPD wie den kantonalen Polizeistellen unterbreitete, wurde nicht eingegangen.
Nach Schätzungen des VFS müssten an 250 Arbeitstagen pro Jahr durchschnittlich 400 Passanträge bearbeitet werden, mit erheblichen Spitzen zur Hauptreisezeit und vor den Festtagen. Wer jemals im Kanton Zürich dringend einen neuen Pass brauchte, kennt die Schwerfälligkeit der Verwaltung. Seit Jahren setzen Vielreisende auf eine doppelte Staatsbürgerschaft, vom Manager bis zur Rentnerin.
David Meili