Der zweite Tag der Professional Imaging – der zweijährlichen Produkte- und Leistungsschau der Foto- und Imagingbranche der Schweiz – zeigt, nach Aussagen von Organisationspräsident Jacques Staehli, bei den Ausstellern durchwegs Zufriedenheit. Dabei ist weniger die Besucherzahl entscheidend als vielmehr das grosse Fachinteresse des Publikums.
Plötzlich hielt ein Bus aus Bulgarien vor dem Messegebäude und suchte die „FM – Blue+Green – Buisness-Immo“, eine Messe, die vor Monaten abgesagt wurde. Aber irgendwie war diese Information nicht bis in den Balkan durchgedrungen, und so standen zwanzig Bulgaren am Eingang und fragten sich wohl, was eine Fotomesse hier soll. Nett, wie unsere Empfangsdamen nun einmal sind, haben sie ihnen freien Eintritt gewährt, was die illustere Reisegesellschaft gerne annahm. Wenn Sie also heute vormittags dann und wann Unverständliches hörten, kennen sie nun den Sachverhalt. Übrigens haben die Bulgaren wahrscheinlich gleich viel Schweizerdeutsch verstanden wie Sie Bulgarisch. Ob sie mit unseren Fachinformationen in ihrem Land etwas anfangen können …?
Unser heutiger Rundgang führte uns zuerst zu GraphicArt, vor allem um das neue Mamiya-Back M 18/22/31 zu sehen, das an die 645 AFD und an die RZ passt. Es wurde erst vor wenigen Tagen vorgestellt und feiert hier auf der Professional Imaging Öffentlichkeitspremiere. Die Tatsache, dass das neue Rückteil mit drei verschiedenen Sensoren, nämlich mit 18 MB, 22 MB oder sogar 31 MB erhältlich ist, macht es sowohl preislich als auch leistungsmässig interessant. Alle neuen Mamiya Backs verfügen über einen brillanten Monitor, die Möglichkeit der Langzeitbelichtung und die bekannte Capture One Software.
Weiter im Rampenlicht stehen auch die verschiedenen Sony-Printer bei GraphicArt, ein zunehmend wichtiges Geschäft, wie Inhaber Jörg Badertscher erklärt, denn solche Bilderstationen sind überall im Trend und amortisieren sich eigentlich von alleine. Und dann ist das Nikon-Geschäft für GraphicArt ein grosses, vor allem die Topmodelle D3 und D3x sind bei der professionellen Kundschaft von GraphicArt sehr gefragt.
Auf der gegenüberliegenden Hallenseite ist Profot zu finden, die auf einem etwa gleich grossen Stand ein breites Profisortiment anbietet. Neu bei Profot ist die gesamte Lastolite-Linie, die verschiedenste Arten von Lichtreflektoren, Aufhellwänden, Diffusoren und anderes Studiozubehör umfasst. Das sind nützliche Helfer im Studio, die dazu beitragen mit Licht kreativ zu gestalten und beispielsweise Schattenpartien perfekt aufzuhellen. „Lastolite ist ein sehr vielseitiges Sortiment, das unser Studiolichtangebot von Elinchrom und Briese ideal abrundet“, sagt Geschäftsführer und Inhaber Albert Sigrist.
Ebenfalls neu bei Profot ist das Foba-System, das in den letzten Jahren – obwohl eine renommierte und traditionelle Schweizerfirma – etwas an Marktbedeutung verloren hat. Das System ist im Studio sehr vielseitig einsetzbar und lässt alle möglichen Improvisationen zu, um beispielsweise Hintergründe und andere Objekte im Studio zu fixieren.
Auf grosses Interesse stösst auch das Inkjet-Papiersortiment von Permajet, das ebenfalls neu im Angebot bei Profot ist und verschiedenste Oberflächen, Gramaturen und Formate – auch Rollenware – umfasst.
Da wir gerade bei den Profianbietern mit Vollsortiment sind, gehen wir gleich noch zu Light+Byte in die Halle 2. Auch hier gibt es eine neue Marke im Sortiment, nämlich Broncolor, die bisher bei Tekno war. Neuheuit im Broncolor-Programm ist die „Scoro“-Generatorlinie, die zu den schnellsten Blitzgeneratoren mit dem grössten Regelbereich des Marktes gehören. Zwei weitere Highlights im Hasselblad-Programm, ist der Shift- und Tilt-Adapter für kreartive Möglichkeiten, die bisher nur mit einer verstellbaren Fachkamera möglich waren, und das Hasselblad HCD 4.0-5.6/35-90 mm Zoomobjektiv, dessen Abbildungsleistung durch den Einsatz eines neuen asphärischen Linsenelementes gegenüber dem früheren 50-110 mm Zoom bei geringerem Gewicht nochmals deutlich gesteigert werden konnte.
Auf dem mit Abstand grössten Stand auf der Messe präsentiert sich Sony mit allem, was zum Imagingbereich gehört. Im Vordergrund stehen hier natürlich die Alpha-Spiegelreflexkameras, von der semiprofessionellen Alpha 900 über das Mittelkklassemodell Alpha 700 bis hin zur Einsteigerreihe Alpha 300, die jüngst mit den drei Modellen 230, 330 und 380 ein markantes Upgrade erfahren hat. Die neuen Kameras sind gegenüber vergleichbaren Vorgängermodellen technisch noch besser ausgestattet und präsentieren sich in einer modernen Designlinie handlicher und bedienungsfreundlicher. Besonders für die Fotohändler, welche die Professional Imaging sehr zahlreich besuchen, stossen diese Kameras auf grosses Interesse, die für Einsteiger in die Spiegelreflexfortografie konzipiert sind und sich preislich interessant präsentieren.
Bei den Kompaktmodellen von Sony steht im Moment die Cybershot HX1 im Rampenlicht. Zu den Besonderheiten gehört das Sony G-Objektiv mit leistungsstarkem optischem 20fach-Zoom ab 28-mm-Weitwinkel, die Videofunktion im HDMI-Qualität und voir allem die welterste Schwenkpanoramafunktion, welche die Videotechnologie nutzt, um das Bild in der Kamera zusammen zu stitchen. Das könnte übrigens für Panoramaliebhaber ansteckend wirken, weil die Aufnahmen ohne Nachbearbeitung in wenigen Sekunden perfekt herauskommen und damit die Betrachter verblüffen. Die Panoramabilder in diesen drei Messeberichten sind übrigens alle mit einer Sony Cybershot HX1 entstanden.
Bei Sony haben wir den Prototyp einer digitalen Kompaktkamera gesehen, die beweglich auf einem Teller montiert ist und sich mit der Gesichtserkennung eine vorbeigehende Person aussucht, um diese automatisch zu fotogafieren, beziehungsweise das Bild auf einem Monitor zu zeigen. Die Frage nach dem praktischen Sinn sei einmal dahin gestellt – das interesasante daran ist, wie weit die Entwicklung gehen kann, und was die Gesichtserkennung alles zu leisten vermag. Die Kamera macht auch deutlich, dass den japanischen Ingenieuren die Fantasie noch nicht so schnell ausgehen wird, und dass wir auf die nächsten Entwicklungen von Sony gespannt sein dürfen.
Der Hama-Stand ist übrigens auch immer des Verweilens wert, denn der grösste Zubehörhersteller präsentiert hier Dinge, die man soinst kaum wo findet, es sei denn, man durchforstet die uferlose Homepage wirklich akribisch. Neu ist beispielsweise ein Funk-Fernauslöser, der besonders kostengünstig ist und mit vier Kanälen an allen Kameras mit rundem 10-poligen Remoite-Anschluss auf bis zu 30 Meter Distanz verwendet werden kann. Die Auslösetaste funktioniert zweistufig (für Autofokus und Auslösung) und kann auch für Langzeitbelichtung benutzt werden, indem der Auslöser drei Sekunden lang gedrückt wird.
Uferlos auch das Taschensortiment von Hama – vom kleinen ipod-Täschchen bis hin zum professionellen Rucksack. Hier gibt es von Hama und den von Hama mitvertriebenen Marken (Samsonite und Golla etc) laufend Neuheiten, und auch am Stand auf der Professional Imaging ist hier ein breites Feld für Entdeckungen. Ebenso übrigens für alles, was mit Reinigung zu tun hat, sei es für die Gehäuse- und Objektivreinigung, bis hin zur delikaten Sensorreinigung, für welche Hama einen Spezialstaubsauger anbietet.
Wer am Stand von Dedotec vorbeigeht, wird von den hellen LED-Leuchten Marke „Litepanels“ gestoppt. Wahrscheinlich sehen so die Lichtquellen der Zukunft aus, weil sie universell einsetzbar sind, 90 Prozent energiegünstiger sind, keine Wärme entwickeln und eine klar definierte Lichtcharakteristik aufweisen. Dabei gibt es eine vielzahl von Modellen, die als Einzelleuchte auf der Kamera für Aussenaufnahmen verwendet werden können, oder es gibt eine spezielle Ringleuchte für schattenloses Licht, oder man kann das Modell „Bi-Color“ einsetzen, um die Farbtemperatur zwischen 3200 bis 5600 Kelvin stufenlos zu variieren, was durch verschiedenartige LEDs bewerkstelligt wird. Zwar sind die Leuchten nicht gerade günstig, aber sie werden es in der Engerierechnung, besonders wenn man bedenkt, dass die LEDs eine Lebensdauer von über 50’000 Stunden haben: „Wir sagen 50’000, um auf der sicheren Seite zu sein. In Wirklichkeit halten sie viel länger“ sagt ein anwesender Lichtspezialist von Litepanels.
In der Halle 2 finden Sie übrigens auch das aufgestellte Team von Autronic, das ein völlig neues Lineup von GE-Kameras präsentiert. General Imaging hat ihre Modellreihe wesentlich verbessert, sie sind schneller geworden, haben fünffache optische Zooms, eine benutzerfreundliche Panoramafunktion mit internem Stitching sowie ASM (Auto Scene Detection), welche automatisch die Motivart erkennt und die entsprechende Progarmmautomatik vorgibt. Diese funktioniertt übrigens verblüffend und könnte einen weiteren Fingerzeig in der Kameraentwicklung sein.
Zum Schluss noch ein Blick auf ein Kleinod, nämlich die neue Sigma DP2 am Stand von Ott+Wyss. Sie sieht nicht nur hübsch und edel aus, die kleine Sigma, sondern sie hat auch gegenüber dem Vorgängermodell DP1 einige Verbesserungen erfahren, wie eine schnelle Aufnahmebereitschaft von nur 1,5 Sekunden, eine schnelle Speicherung der Bilder für Serienaufnahmen, ein neues Objektiv mit Lichtstärke 1:2,8 für eine bessere Tiefenwirkung durch Schärfe und Unschärfe, sowie eine Funktion für Nacht- und Dämmerungsaufnahmen bis 15 Sekunden Belichtungszeit, die kein erkennbares Bildrauschen ergeben sollen.
Soviel vom zweiten Tag, an dem die Messe bis 20 Uhr geöffnet ist. Morgen ist der letzte Messetag mit der Öffnungszeit von 10 bis 18 Uhr. Wenn Sie Lust und Zeit haben, schauen Sie vorbei – es kostet ja nichts …