Urs Tillmanns, 17. Januar 2009, 11:00 Uhr

Daguerreotypien von Girault de Prangey durch Glücksfall gefunden

Haben Sie am Wochenende schon etwas vor? Es würde sich lohnen, die Ausstellung mit 61 absolut sensationellen Daguerreotypien von Girault de Prangey im Musée gruérien in Bulle FR zu besuchen. Die raren Bilddokumente aus der Frühzeit der Fotografie wurden nach mehr als 150 Jahren durch einen Glücksfall wiederentdeckt und sind in einem hervorragenden Zustand. Sie zeigen vorwiegend Landschaften aus der Schweiz, Städteansichten von Basel, Bern und Vevey, sowie Alpenlandschaften, vor allem aus der Region des Berner Oberlandes.

Der Zeichner und Botaniker Girault de Prangey (1804-1892) begeisterte sich um 1840 für das von seinem Künstlerkollegen Louis Daguerre aus der Heliografie entwickelte fotografische Verfahren und erstellte zwischen 1841 und 1850 auf Reisen in Europa und im Orient etwa 1’000 Daguerreotypien. Dann gerieten er und sein Werk in Vergessenheit. 1920 erwarb sein Nachbar Charles Simogny seine nahezu zerfallene Villa und entdeckte etwa 900 Daguerreotypien und die Fotoausrüstung des skurrilen Weltbürgers.

2002 erhielt das Musée gruérien in Bulle/FR eine Anfrage aus Paris. Comte Charles de Simogny habe 1950 dem Museum eine Sammlung von Daguerreotypien geschenkt. Als 1978 das Musée gruérien vom alten Landvogteischloss in neue Museumsräume und Magazine umzog, hatte die Daguerreotypien schlichtweg vergessen. Auf der Suche nach dem Kostbarkeiten konzentrierte man sich auf die Fondation Henry Naef im Dézaley/VD und stiess tatsächlich auf eine kleine Holzschachtel mit den 61 Daguerreotypien. Für die Verantwortlichen des Musée gruérien war es selbstverständlich, die kostbaren Glasplättchen nicht einmal aus der Schachtel zu heben, sondern den Schatzfund umgehend an Christophe Brandt vom «Institut suisse pour la conservation de la photographie» (ISCP) in Neuchâtel zur Untersuchung weiterzureichen. Noch bis Ende März sind diese ältesten Fotografien mit Schweizer Motiven in Bulle FR in der Ausstellung «Silberne Spiegel» zu bewundern.

Über die Ausstellung ist ein prachtvoller Bildband «Miroirs d’Argent», leider nur in französischer Sprache, erschienen, der für CHF 75.- hier bestellt werden kann.

Beachten Sie dazu auch den Artikel in der Printausgabe von Fotointern 01/09, die Sie bei der Edition text&bild GmbH, Postfach 1083, 8212 Neuhausen, Tel. 052 675 55 75 bestellen oder hier abonnieren können.

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