Pressespiegel zum Wochenende vom 22./23. Januar 2011
Wie Florian Keller im Tages-Anzeiger berichtet, sind die Solothurner Filmtage kein „Festival“ mehr, sondern eine „Institution“, für die offensichtlich nachhaltigere Möglichkeiten der Subventionierung bestehen. Für viele Film- und Fotointeressierte ist „Solothurn“ schon lange nicht mehr sehenswert. Nun rechnet man damit, dass der künstlerische Leiter Ivo Kummer nach oben, ins Bundesamt für Kultur wegbefördert wird. Geehrt wird die Produzentin Ruth Waldburger (Bild).
Doch es gibt einige, auch für die Fotoszene interessante Perlen im Programm, nur sind es weitgehend Archivfunde und Reprisen. „F est un salaud“ (1998) von Marcel Giger, basierend auf dem Roman von Martin Franck, kann neu entdeckt werden. Bizarr sind Auseinandersetzungen um die Kurzfilme von Clemens Klopfenstein und Co. Kummer hatte nicht den Mut, diese dann doch noch im Programm zu behalten. Klopfenstein hat angekündigt, DVDs mit seiner Version am Festival zu verteilen. Wer nicht nach Solothurn reist, kann sie möglicherweise bei Klopfenstein auch per Mail anfordern.
Medienthema der Woche ist die SRG. Nach einem wenig substantiellen Rundumschlag auf die Kulturförderung in der Vorwoche „analysiert“ die Weltwoche „Leutschenbach“. Die aktuelle Ausgabe mutet nicht zufällig wie ein Programmheft für die Albisgüetli-Tagung an, wo Christoph Blocher die Schwerpunktbeiträge rethorisch vertiefte.
Substantielleres bietet Sandro Broz in der Der Sonntag (Seite 8). Er befragt die Big Five der (Deutschschweizer) Verlage zur Ausweitung des Angebots der SRG und seiner Finanzierung. Da ein Konsens unter den Verlagshäusern seit langem besteht, findet man Einiges nur zwischen den Zeilen und in Nuancen. Es liegt auf der Hand, dass der enge Markt in der Deutschschweiz allenfalls durch drei Internet-Portale abgedeckt werden kann.
Es versteht sich, dass die beiden Marktführer TA-Media und Ringier auf den Kurs der SRG gelassener reagieren. Dass die mit Gebührengeldern produzierten Beiträge sozusagen „Volksvermögen“ sind und sie der Konsument nicht noch ein zweites Mal abgelten muss, leuchtet ein. Die auch für Fotografen relevante Frage der Zweitverwertung kommt ebenso wenig zur Sprache wie die Konzepte im benachbarten Deutschland oder gar auf dem globalen Markt (BBC).
Während Christoph Blocher im Innern des Schützenhauses Albisgüetli auf der SRG herumdreschte, erlebte Nationalrat Hans Fehr die Schläge des politischen Gegners handfes. Doch nicht genug. Da BlickOnline keine Bilder zur Verfügung standen, blieb ein Screenshot von Tele Züri. Der war bereits in schlechtem Licht. Beim Blick legte man mit Verbläung noch eins drauf.
Nicht genug, denn im SonntagsBlick wird die Szene als Fotomontage nachgestellt. Fehr im Anzug, ohne Wintermantel (kalte Winternacht), zusammengeklebt, – und eine vermummte Frau beschützt ihn. So etwas hat man in der Schweizer Tagespresse noch nie gesehen. Das kann manicht fotografieren, das muss man pasten.
(Bildnachweise: BlickOnline)
Kurt-Emil Merki geht in Der Sonntag (Seite 27) in einem Kommentar auf die Bebilderung von Blick und BlickOnline und auch auf das neuste Beispiel ein: Den Unfall des Skifahrers Hans Grugger mit blutrünstiger Betextung. Merki kritisiert nicht das Bild an sich, doch die Frage, ob man es publizieren soll und in welchem Kontext. (Bildnachweis: Toto Marti für Blick)
Der Sonntag berichtet genüsslich von einem Briefwechsel zwischen Karl Lüönd und dem Verleger Michael Ringier (Beitrag von Christof Moser). Es geht um die Glaubwürdigkeit im Journalismus. Anlass für die Schelte von Lüönd war sein Kommentar zur Gründung der Agentur Pool Position, die Promis medial vermarktet. Doch hier bewegt sich Lüönd auf dünnem Eis. Für seine Auftragsschreibe verlangt er CHF 300.- pro Stunde und seine soeben als Buch erschienene Apotheose der Familie Blocher spricht für sich.
Das SonntagsBlick Magazin bringt eine bezaubernde Reportage über die Cheerleader des SCB (Fotos Heike Grasser, Text Nadine Hofer). Was fehlt, sind die „Hüpfdohlen“ im Video, mit ihrer ansteckenden Fröhlichkeit und Lebenslust. Für die Homestory fotografierte Stefano Schröter den Schriftsteller Peter Zeindler über den Dächern von Zürich. (Bildnachweis: SCB)
DAS MAGAZIN kommt eher dünn daher. Immerhin liefert Maurice Haas Bilder zum Interview mit ETH-Professor Lino Guzzella (Text Mathias Plüss). Das ganzseitige Bild von Gösgen mit Ballon und Schlössli soll man behalten. Haas kommt nochmals zum Zug, mit einem Porträt der Werberin Regula Fecker. Der Text von Birgit Schmid gibt vermutlich die Sprache Feckers und der von ihr erforschten Zielgruppen wieder. Fecker liest übrigens am Morgen „Apps“, und Zeitungen erst später im Büro. (Website immer noch „wegen Wartungsarbeiten“ leer)
http://de.wikipedia.org/wiki/Apotheose
„Für viele Film- und Fotointeressierte ist “Solothurn” schon lange nicht mehr sehenswert.“
Ich habe den ganzen Artikel gelesen, und finde kein Begründung zu dieser Aussage.
Also dann doch nur persönliche Meinung?
Für mich war“Solothurn“ ein Thema, weil viele Fotograf/innen auch Filmer/innen sind und in Filmprojekten mitarbeiten. Das Denken in Schubladen hat die Förderpolitik des Bundes lange gepflegt.
Noch gibt es die Filmbranche, die Verlagsbranche und die Literaturbranche. Doch eher früher als später bricht das zusammen, weil die erfolgreichen Künstler/innen sich gar nicht mehr dafür interessieren. Das wäre meine Aussage zu „Solothurn“. Meine Beiträge auf fotointern.ch sind übrigens meine persönliche Meinung, und ich schätze dieses offene Forum sehr.