Urs Tillmanns, 30. August 2010, 13:00 Uhr

Foto Aschwanden in Altdorf ist Geschichte

Ein bedenkliches Zeichen unserer Zeit, wenn ein weiteres traditionsreiches Fotofachgeschäft seinen Betrieb einstellt. Diesmal ist es Foto Aschwanden in Altdorf, ein Betrieb der während 112 Jahren das Leben in und um Altdorf fotografisch dokumentierte und Kundenwünsche gewissenhaft erfüllte. Die Hintergründe dazu in einem Gespräch mit Vreni Aschwanden.

112jährige Tradition geht zu Ende

1898 kaufte sich Michael Aschwanden seine erste Fotokamera und legte damit den Grundstein für das Altdorfer Fotogeschäft. Unter Michael Aschwanden entstanden etliche Fotos aus dem Urner Alltag, welche heute eindrückliche Dokumente einer längst vergessenen Zeit sind. Von 1911 bis 1939 betrieb Michael Aschwanden während der Sommermonate auch den Fotokiosk an der Axenstrasse und dokumentierte damit den Beginn des motorisierten Individualverkehrs im Kanton Uri. 1934 übernahm Sohn Richard Aschwanden das Geschäft. Sein Spezialgebiet waren Porträt- und Landschaftsaufnahmen, Reportagen sowie Bilder von Kunstgegenständen. 1956 zügelte das Geschäft von der Tellsgasse (heutiges Kaufhaus Türmli) an seinen heutigen Standort, die Schmiedgasse 8 in Altdorf. 1976 übernahm Vreni Aschwanden den Betrieb. Sie führte das traditionsreiche Geschäft in dritter Generation während 35 Jahren. bo.

Der letzte Blitz an der Schmiedgasse 8 – danach machte eines der ältesten Fotofachgeschäfte der Schweiz dicht.

Mit Vreni Aschwanden im Gespräch

Mit Foto Video Aschwanden schloss Ende Juni ein Altdorfer Traditionsgeschäft seine Türen für immer. Ruedi Bomatter hat mit Geschäftsführerin und Geschäftsinhaberin Vreni Aschwanden über die Gründe der Schliessung und über die Zukunft des Personals gesprochen.

Die Nachricht kam überraschend, dass die Tradition Foto Aschwanden nun Geschichte ist. Was ist der Grund für diesen Entscheid?


Vreni Aschwanden: Die mehrjährige Suche nach einer geeigneten Nachfolge blieb leider erfolglos. Da ich das Pensionsalter schon vor einigen Jahren erreicht habe und auch die Perspektiven für die Zukunft nicht sehr rosig aussehen, habe ich mich jetzt entschlossen, das Geschäft per Ende Juni zu schliessen.

Was machte es denn so schwierig, eine geeignete Nachfolge zu finden?

Es hat verschiedene Interessenten gegeben. Tatsache aber ist, dass der Umsatz in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen ist. So gesehen kann ich es ver-stehen, dass niemand ein Geschäft übernehmen will, mit dem sich nicht auch eine gewisse Rendite erzielen lässt.

Wo liegen denn die Gründe für den Rückgang beim Umsatz?

Einerseits ist es das wirtschaftliche Umfeld. Die Krise hat auch unsere Branche erreicht, die Leute sind am sparen. Dann haben wir mit der Einführung des biometrischen Passes den Geschäftsbereich der Passbilder vollständig verloren. Gleichzeitig wird durch die verschiedenen Discounter sowie die Online-Shops der Konkurrenzdruck immer grösser. Auf der anderen Seite aber sind wir auch ein Opfer der technischen Entwicklung.

Wie ist das zu verstehen?

Wir sind seit Generationen klar auf Fotografie spezialisiert. Wir haben die Entwicklung vom analogen Bild zur digitalen Technik mit Erfolg mitgemacht und verfügen über eine grosse Kompetenz. Aber auch der Normalverbraucher kann mit der digitalen Technik vieles selbständig zuhause erledigen, wofür früher noch ein Fachgeschäft nötig war.

Was wird mit dem Personal passieren?

Zwei Lernende werden ihre Ausbildungen noch in diesem Sommer abschliessen. Für die dritte Lernende konnte für das letzte Lehrjahr ein Ausbildungsplatz vermittelt werden. Den fünf weiteren MitarbeiterInnen, vier Voll- sowie eine Teilzeitstelle, musste ich leider die Kündigung aussprechen. Diese Personen sind auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz.

Was wird mit dem Ladenlokal mitten im Dorf passieren?

Auch das Ladenlokal ist per Ende September gekündigt. Wir haben nach der Schliessung des Ladens noch etwas Zeit, um die ganzen Anlagen und Geräte abzubauen und zu liquidieren. Was danach mit dem Ladenlokal passiert, weiss ich nicht.

Wie sieht es mit Garantien aus, welche das Geschäft ausgestellt hat?

Die Garantien auf Geräte kommen von den Herstellern und können somit auch nach der Schliessung des Geschäftes voll beansprucht werden. Allerdings muss sich der Kunde selber mit dem Hersteller oder dem Generalimporteur in Verbindung setzen.

Was passiert mit den Fotoaufnahmen aus Ihrem Archiv?

Alle vor 2001 erstellten Aufnahmen, und dazu gehören auch diejenigen meines Vaters und meines Grossvaters, sind bereits im Staatsarchiv Uri. Für später erstellte Aufnahmen wie Pass-, Bewerbungs-, Kinder oder Familienbilder aber auch Porträts und Hochzeitsreportagen können die Kunden die Negative oder die Rohdaten zu einem Spezialpreis erwerben. Was nicht abgeholt wird, geht dann auch ins Staatsarchiv.

Wie sieht Ihre persönliche Zukunft aus?

Ich habe im vergangenen Jahr meinen Wohnsitz auf die Eggberge verlegt. Auch wenn ich die Schliessung des Geschäftes sehr bedaure, freue ich mich darauf, dort den Ruhestand geniessen zu können.

Interview: Ruedi Bomatter

Noch ist ein gewisser Bestand an Fotogeräten, Zubehör und Laborausrüstung (darunter ein Minilab Noritsu 3205 in bestem Zustand) vorhanden, der zur Liquidation ansteht. Interessenten wenden sich bitte an

Foto Aschwanden AG
Tel. 041 870 13 92
Fax. 041 870 88 92

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