Urs Tillmanns, 18. Juni 2022, 10:00 Uhr

Buchtipp: «Augenblick! – Strassenfotografie in Wien»

Das Buch «Augenblick!» und die gleichnamige Ausstellung im Wien Museum zeigen den Wandel der Strassenfotografie und der Stadt Wien auf eindrückliche Art und Weise. Die frühesten Bilder im Buch gehen auf die Kollodiumzeit zurück und zeigen uns die wegen der langen Belichtungszeit menschenleeren Strassen Wiens um 1870. Die jüngsten sind Digitalbilder, welche das Leben des Wien von heute dokumentieren.

Das ist typisch für die Streetfotografie und auch für die rund 400 Bilder dieses Buches: Es sind einmal die dokumentarischen Ansichten der Stadt mit ihren Strassen und typischen Architekturen, welche für die Fotografen oder ihre Auftraggeber interessant waren, und es sind anderseits jene Fotografen, bei denen die Menschen bei ihren Aktivitäten und in ihren Alltagssituationen im Fokus waren. Beiden Stilrichtungen wird dieses Buch gerecht, dies umso mehr als immer wieder frühe Aufnahmen den Bildern von heute gegenübergestellt werden. Das Buch zeigt damit auch den interessanten Stilwandel über die Jahrzehnte und wie sich das Interesse und die Auffassung in der Strassenfotografie verändert hatten.

Geht man die Liste der rund 80 Fotografen durch, deren Werke in diesem Buch und in der Ausstellung zu sehen sind, so fallen einem bekannte Namen auf, wie Victor Angerer, Bill Brandt, Otto Croy, Ernst Haas, Franz Hubmann, Erich Lessing, Lothar Rübelt, August Stauda oder Gerhard Trumler. Viele ihrer Bilder sind Ikonen, die in die Geschichte eingegangen sind, andere sind Neuentdeckungen mit weniger bekannten Namen und Newcomern, welche stilistisch einen interessanten Beitrag zu diesem vielfältigen Bildband liefern. Das Buch ist sehr sorgfältig gestaltet und verfügt im Anhang über ein ausführliches Bilderverzeichnis, welches die Datierung und Rückschlüsse auf die Originalbilder zulässt.

Das Buch kann auf zweierlei Arten konsumiert werden: Da sind einmal die Bildbetrachter/innen, die sich vor allem von den vielen verschiedenartigen Bildern faszinieren lassen. Sie kommen vollumfänglich auf ihre Rechnung, denn die Strassenansichten und Bilder aus dem Wiener Alltag bieten eine Fülle von Einzelheiten, die es vor allem auf den ganz- und doppelseitigen Abbildungen zu entdecken gilt. Anderseits werden jene Leser/innen begeistert sein, die sich vertieft mit der Geschichte der Fotografie und der Verbreitung der Fotografie in Wien auseinandersetzen wollen und dazu im Buch sehr informative Texte vorfinden, die medienbedingt über den Informationsgehalt der Ausstellung hinausgehen.

Für wen ist dieses Buch? Es ist mehr als nur ein Ausstellungskatalog, denn auch wenn die Ausstellung im Wien Museum nach dem 23. Oktober 2022 zu Ende sein wird, gilt das Buch noch lange als ein Standardwerk zur Geschichte der Strassenfotografie Wiens. Es spricht damit nicht nur die Wien-Begeisterten an, sondern auch die fotogeschichtlich Interessierten, vor allem, weil sich die lesenswerten Texte intensiv und kompetent mit dieser Thematik auseinandersetzen.

Urs Tillmanns

 

Buchbeschreibung des Verlages

Die reich illustrierte Publikation präsentiert Meisterstücke der Street Photography von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute aus den Sammlungen des Wien Museums: eindrucksvolle Straßenszenen, intime Schnappschüsse und flüchtige Momentaufnahmen des urbanen Lebens. En passant erzählen diese Bilder aber auch die Geschichte einer sich rasant verändernden Großstadt. Sie fangen die Hektik und Betriebsamkeit auf Straßen, Plätzen und Märkten ein, halten unerwartete Begegnungen fest und dokumentieren Momente der Entschleunigung und des Vergnügens. Der Bildband zeichnet ein neues, suggestives Porträt der Donaumetropole und lädt zu einer aufregenden fotografischen Entdeckungsreise ein.

 

Der Inhalt

Vorwort (Matti Bunzl)

Einleitung (Anton Holzer | Frauke Kreutler)

Vom Zentrum zur Vorstadt (Frauke Kreutler)
Straßenleben in den Sammlungen des Wien Museums

Ironie und Nostalgie. Über die Wiener Straßenfotografie (Anton Holzer)

Unterwegs in der Grossstadt

Wien-imaginaire. Straßenfotografie im 19. Jahrhundert (Michael Ponstingl)

Die Stadt als Bühne (lrina Witoszynskyj)

Schauen und Staunen

Herrliche Effekte. Das Schaufenster als Motiv der Stadt- und Straßenfotografie (Susanne Breuss)

Geschäft und Geschäftigkeit

Der Bauch von Wien. Die fotografische Entdeckung des Naschmarkts (Martina Nußbaumer)

Schriften, Bilder, Zeichen

Dem Charakteristischen auf der Spur. Der Stadtfotograf August Stauda (1861-1928) (Susanne Winkler)

Zeichen der Zeit. Schrift in der Stadt und in der Straßenfotografie (Peter Stuiber)

Stadt der Frauen, Stadt der Männer

«… und die Frauen warten». Alltag und Wiederaufbau in der Nachkriegsfotografie (Margarethe Szeless)

Liebe am Donaukanal. Parcours d’amour durch die Wiener Straßenfotografie (Marie Röbl)

An den Rand gedrängt

Die ‚dunkle‘ Seite der Straße. Sozialdokumentarische Fotografie in Wien (Marion Krammer)

Die Schönheit des Unscheinbaren. Elfriede Mejchars Blick auf die Ränder Wiens (Frauke Kreutler)

Grosse Stadt, kleine Stadt

Platz da! Kinder im Stadtraum (Lisa Noggler)

Vergnügen, Entspannung, Auszeit

Poetik des Alltags. Straßenfotografie der Zwischenkriegszeit (Anton Holzer)

Amüsement und Zerstreuung. Orte des Vergnügens in der Straßenfotografie (Berthold Ecker)

Instant Vienna

Ein Mann steht am Fenster. Zu John Smiths Film. Worst Case Scenario (2001-2003) (Anton Holzer)

Weile statt Eile. Was Wiener Straßenfotos über den Rhythmus der Stadt erzählen (Wolfgang Kos)

Die Stadt gehört dir. Wiener Straßenfotografie auf lnstagram (Christine Koblitz)

Anhang

Verzeichnis der Werke / Autorinnen und Autoren / Leihgeberinnen und Leihgeber / Namensregister / Bildnachweis / Impressum

 

Die Fotograf/innen

@alexandermagedler, @a_l_x_ender, Victor Angerer, Andreas Baumann, Raphael Bolius, Bill Brandt, Renata Breth, Matthias Cremer, Otto Croy, @davidscholl_, Gerti Deutsch, @dietrichalex, @emese_benko, @enrico_marcus_essl , Kurt Erkinger, Ernst & Cesanek, @f.ienna, Trude Fleischmann, Michael Frankenstein & Comp., Martin Gerlach jun., Martin Gerlach sen., Gerlach & Wiedling, Ernst Haas, Robert Haas, Wolfgang Hamerschlag, Ernst Hausknost, Bodo Hell, Hermann Heid, Albert Hilscher, Franz Hubmann, Franz Holluber, @in.wien.mit.wien, Leo Jahn-Dietrichstein, Gerhard Jurkovic, @kenmarten, Julius Lengsfeld, Erich Lessing, Alfredo Linares, Jan Lukas, @lukas_pellmann, Georg Petrasch, Reinhard Mandl, @manolo.ponte, @math.brau, Emil Mayer, Franz Mayer, @maxhabdank, Elfriede Mejchar, @misterflopatrick, @mlg.mike, @monday82, Moriz Nähr, @nelo_ruber, @niko.havranek, @peggypoetry, Barbara Pflaum, @philipp_mberg, Österreichische Lichtbildstelle, Hans Popper, @p_p_ph0t0s, @rafaelwien, Bruno Reiffenstein, Heinz Riedler, @rob_labuh, Lothar Rübelt, Edith Tudor-Hart (geb. Suschitzky), Didi Sattmann, @schillerstreetphoto, Christian Schreibmüller, Anton Carl Schuster, Charles Scolik jun. & Marie Mertens, @shandranick, @sibirskypunk, Christian Skrein, John Smith, @sophie_koechert, Rudolf Spiegel, @spoti, August Stauda, Heinrich Steinfest, Friedrich Strauß, @_strawanza, @streetphotographer_stritzi, Carl Triebel, Gerhard Trumler, Rudolf Ullrich, @vienna_wheelchair_view, Eva Völkel, Emanuel Wähner, Harry Weber, Mario Wiberal, Carl von Zamboni

Texte von: Susanne Breuss, Matti Bunzl, Berthold Ecker, Anton Holzer, Christine Koblitz, Wolfgang Kos, Marion Krammer, Frauke Kreutler, Lisa Noggler, Martina Nussbaumer, Michael Ponstingl, Marie Röbl, Peter Stuiber, Margarethe Szeless, Susanne Winkler, Irina Witoszynskyj

 

Die Ausstellung

Das Buch ist anlässlich der Ausstellung «Augenblick! Strassenfotografie in Wien»
Museum Wien (19.05. bis 23.10.2022) im Verlag Kehrer erschienen.
Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie hier.

 

Bibliografie

Wien Museum «Augenblick! Straßenfotografie in Wien»

448 Seiten, 392 Farb- und Schwarzweiss-Abbildungen, Format 24,5 x 30 cm
gebunden, Freirückenbroschur mit Klappen
Herausgeber: Anton Holzer, Frauke Kreutler
Sprache: Deutsch
Kehrer-Verlag, Heidelberg, 2021
Videopräsentation auf Vimeo
ISBN 978-3-96900-024-3
Preis: EUR 39,80 / CHF 48.90

Videopräsentation auf Vimeo

Das Buch kann im Buchhandel gekauft, direkt beim Verlag bestellt oder im Ausland hier geordert werden.

 

 

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