Das schönste Hobby von Dominik Kobler ist das Fotografieren der Bündner Bergseen. Er verbringt viel Zeit mit seinen Wanderungen zu den entlegensten Orten und weiss wann der Zeitpunkt am günstigsten ist. Allerdings gehört etwas Glück dazu, und oft hat ihm schon das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Glück hingegen hat er mit seinem Bild « Lagodisaoseo» gehabt, mit welchem er den vom Weltbild Fotoservice und Cewe initiierte Sonderwettbewerb «Mini Heimat» gewann. Er konnte sich gegen 2200 Mitbewerber durchsetzen. Lesen Sie hier, wie es zu diesem Bild kam.
Mit dem Bild « Lagodisaoseo» hat Dominik Kobler den Cewe/Weltbild-Fotowettbewerb «Mini Heimat» gewonnen (Copyright Dominik Kobler / Cewe)
Herr Kobler, erzählen Sie uns ein bisschen über sich: Woher kommen Sie und was machen Sie beruflich?
Mein Name ist Dominik Kobler und ich bin im Bündnerland aufgewachsen. Ich arbeite im Verkaufsaussendienst und bin viel in der Stadt unterwegs … viele Leute, viel Verkehr und so weiter. Dadurch hat die Natur für mich eine besondere Bedeutung. An den Wochenenden flüchte ich gerne in die Berge und meine Kamera ist immer mit dabei. Die Fotografie ist für mich ein Hobby, bei dem ich wirklich abschalten kann und einfach Zeit für mich habe und neue Energie tanken kann.
Crestasee GR
Ist Ihr Foto «Lagodisaoseo» auch bei einem dieser Wochenendausflüge entstanden?
Ja, das war im letzten Herbst. Ich erinnere mich, dass das Wetter zur der Zeit recht schlecht war. Einmal im Oktober haben wir dann ein gutes Wochenende erwischt. Das Coole am Saoseo ist, dass die Lärchen im Herbst immer so extrem goldig sind. Für mich als Fotograf ist das natürlich ein riesiges Highlight. Deshalb wollten wir dort hinauf und haben immer wieder in die Wetter-App geschaut. Ich bin mit einem Kollegen gegangen, wir treffen uns relativ oft um gemeinsam auf Fototour zu gehen. Er ist auch aus dem Bündnerland, deshalb ist der See für uns nicht weit weg.
Wir sind am Nachmittag hochgegangen, um auch den Sonnenuntergang aufzunehmen. Als wir oben angekommen sind, war es so kalt, dass der See teilweise schon gefroren war. Ich wollte gerne die Spiegelung vom See fotografieren und war deshalb zuerst enttäuscht, aber mein Kollege hat gesagt «komm, wir schauen uns um, irgendetwas werden wir schon finden» – und dann haben wir tatsächlich diese kleine, aufgetaute Fläche gefunden. Man sieht die Eisfläche dahinter ein bisschen im mittleren Teil des Fotos.
Lünersee AT
Sie haben damit beim Wettbewerb «Mini Heimat» gewonnen. Was bedeutet Ihnen dieser Gewinn?
Es ist unglaublich. Ich habe noch nie etwas gewonnen – ich weiss, das sagen viele Leute. Aber dass es jetzt wirklich der erste Platz ist … mich überwältigt wirklich, dass über 2200 Fotos eingereicht wurden. Ich habe mir viele davon angeschaut, da sind echt coole Fotos dabei. Dass ausgerechnet meins ausgewählt wurde, macht mich sehr glücklich und stolz. Das ist schon ein spezielles Gefühl.
Antholzersee IT
Was war für Sie die Herausforderung bei dem Foto?
Bergseen sind immer wieder eine riesige Challenge. Zum Teil muss man vier bis fünf Mal hochgehen, bis man die Spiegelung überhaupt erwischt. Denn wenn es zu fest luftet, dann ist es vorbei mit der Spiegelung. Im Herbst hat man den Vorteil, dass sich das Wasser durch die Kälte nicht ganz so extrem bewegt. Trotz des weitgehend gefrorenen Sees hatten wir Glück, dass wir ganz nah an die aufgetaute Stelle herangehen konnten. Dadurch konnten wir mit der Kamera sehr tief gehen und das Wasser fast wie einen glatten Spiegel aufnehmen.
Tomasee GR
Da muss man sicher viel Geduld mitbringen.
Ja absolut. Aber als Naturfotograf vergehen drei Stunden oft wie im Flug. Vor allem, wenn man jemanden dabeihat, der genauso fotobegeistert ist. Dabei reden wir viel über die Fotografie. Wir vergleichen zum Beispiel die Kameraeinstellungen und jeder sucht den perfekten Standort. Manchmal sehen wir uns eine Weile gar nicht, weil jeder auf der Suche nach dem besten Ort am See ist.
Kleine Scheidegg BE
Was gefällt Ihnen an Ihrem Foto besonders gut?
Für mich sind die goldenen Lärchen immer wieder ein Highlight. Der Punkt ist: Wenn der erste Schnee kommt, dann verlieren sie ganz schnell ihre Nadeln. Man muss den perfekten «goldenen Moment» treffen und dazu braucht es wirklich Glück, denn das Wetter muss ja auch noch passen. Man sieht auf dem Bild auch die Wolken am Himmel. Wäre es stärker bewölkt gewesen, hätten wir zu wenig Licht gehabt. Es war einfach ein mega Glückstreffer, dass all diese Sachen gepasst haben. Für mich ist es der emotionale Zusammenhang, der dieses Foto so besonders macht. Die Erinnerung an dieses Erlebnis, ans Draussensein mit Kollegen, ans Abschalten und dieses «alles andere hinter mir lassen».
Für mich symbolisiert das Foto auch meine Verbindung zu meiner Heimat, dem Bündnerland. Ich war als Kind schon viel in der Natur und in den Bergen unterwegs. Unter der Woche, wenn ich arbeite, bin ich natürlich viel im Unterland. Wenn ich dann auf dieses Bild schaue, bringt mir das ein Stück Entspannung in den Alltag. Es ist ganz schwer, die Bedeutung des Fotos in einen Satz zu fassen.
Eigernordwand BE
Sie haben sehr viele schöne Naturfotos. Weshalb haben Sie sich genau für dieses Bild zum Wettbewerbsmotto «Mini Heimat» entschieden?
Ich liebe es, Bergseen bei uns im Bündnerland zu fotografieren. Die Spiegelung, das saubere Wasser, die Landschaft drumherum und der Herbst ist dort einfach wunderschön. Im Engadin oder im italienischen Teil des Bündnerlandes, da finde ich es zu der Zeit am schönsten. Genau da, wo auch der Saoseo ist. Ich bin jeden Herbst dort, oft mit Freunden oder der Familie. Das ist einfach eine vertraute Landschaft für mich, da kenne ich mich aus. Die gewohnte Umgebung, das Vertrauen, das Wohlfühlen – es kommt alles zusammen und das macht für mich Heimat aus. Deshalb habe ich das Foto ausgewählt.
Erdpyramiden Bozen IT
Auf Ihrem Instagramprofil kann man tolle eindrucksvolle Fotos aus der ganzen Schweiz bewundern. Wie finden Sie diese tollen Orte?
Mein Ziel ist eigentlich immer, einen Ort zu finden, wo noch nicht so viele Leute waren. Ich habe so einen Wunsch: alle Seen am Bündnerland zu fotografieren. Ich gehe deshalb oft auf Google Maps, da entdecke ich dann wieder einen kleinen See und denke mir «da möchte ich hin» – und dann plane ich, wie ich das angehen möchte. Und klar, man folgt auf Instagram auch anderen Leuten, die einen inspirieren und Orte zeigen, wo man selbst auch mal hingehen möchte.
Lünersee AT
Das hört sich nach dem ein oder anderen Abenteuer an. Was war rückblickend bisher Ihr schönster Fotomoment?
Was mir immer in schönster Erinnerung bleibt, sind eigentlich Zwei- oder Drei-Tages-Wanderungen. Wenn ich mit mehreren Leuten unterwegs bin, wenn wir dort in der Berghütte übernachten und am Morgen miteinander frühstücken. Am Abend sitzt man gemütlich draussen, man redet so über dies und das und trinkt vielleicht noch ganz entspannt ein Bier. Mich freut es sehr, wenn ich diese Momente gemeinsam mit meinen Freunden oder meiner Familie erleben und teilen kann.
Im August letztes Jahr waren wir zum Beispiel an einem Gletschersee im Tessin oben. Da bist du dann dabei das Zelt aufzustellen, es ist ziemlich steinig, du hast gar keine Möglichkeit die Befestigungen anzubringen, du bastelst irgendetwas zusammen damit das Zelt irgendwie hält, du kochst mit dem Gaskocher und es dauert ewig, weil es so kalt ist und das Essen gar nicht richtig warm wird. Diese intensive Zeit mit Freunden und der Familie, die finde ich immer toll und die verbindet uns. Wenn wir uns treffen, dann reden wir oft darüber und denken immer wieder gern daran zurück.
Lago di Saoseo GR
Was machen Sie aus Ihren Fotos?
Ich denke da oft an meine Eltern früher, die haben eine Kamera gehabt, die Fotos entwickeln lassen und dann die Bilder in ein Album geklebt. Und man hat es sich immer wieder angeschaut. Seit der Digitalisierung werden Fotos ja oft auf Festplatten vergessen, man schaut sie sich nicht mehr so recht an. Das finde ich sehr schade. Ich lade deshalb meine Fotos zum Beispiel auf Instagram, wo ich sie mit der Welt teilen kann, und die schönsten hängen als Wandbilder bei mir zuhause. Leider sind die Wände langsam voll. Aber so hat man die Möglichkeit, die Erinnerungen wieder aufleben zu lassen.
Cadini di Misurina IT
Wann wird ein Foto für Sie zum Bild, wann drucken Sie es?
Meistens zählen für mich die Erinnerungen, der emotionale Moment, die Geschichte die dahintersteht. «Lagodisaoseo» hängt bei mir zuhause, weil es mir dort gelungen ist, diesen einen «perfekten Moment» einzufangen. Das macht es für mich zu einem besonders wertvollen Foto. Neben den Naturfotos mache ich oft Fotos von unseren Familienfesten, die ich dann verschenke. Meinen Grosseltern habe ich zur goldenen Hochzeit zum Beispiel ein Cewe Fotobuch mit Familienfotos geschenkt. Sie haben riesige Freude dran. Jedesmal wenn ich dort bin, holen sie es hervor und erzählen wieder. Es ist etwas, das man regelmässig teilen und immer wieder neu miteinander erleben kann. Für mich ist das gemeinsame Blättern oft der emotionalste Moment. Man kann so schön gemeinsam lachen und in den Erinnerungen schwelgen. Gerade jetzt, in der Pandemie, da ist es so schön gemeinsam an die Feste zurückzudenken. Das ist für mich das beste Gefühl, wenn ich mit meinen Fotos andere Leute glücklich machen kann. Wenn ich sehe, was sie für eine grosse Freude daran haben.
Crestasee GR
Wie war der Moment der Geschenkübergabe an Ihre Grosseltern eine grosse Überraschung?
Ja, ich habe ihnen im Vorfeld nichts davon gesagt. Ich weiss noch, dass wir einfach am Tisch gesessen sind und ich hatte das Cewe Fotobuch schön verpackt. Sie haben sich extrem gefreut. Meine Grossmutter ist sowieso nah am Wasser gebaut, das hat sie sehr berührt. Es war ein emotionaler Moment. Mittlerweile hat sich das natürlich zu den anderen Verwandten herumgesprochen und sie fragen jetzt auch schon, ob ich ihnen so ein Cewe Fotobuch machen kann. Bei jedem Fest werde ich gebeten, die Kamera mitzunehmen.
Sils im Engadin GR
Noch eine Frage zum Schluss: Haben Sie als Naturfotograf einen besonderen Tipp für Foto-Anfänger?
Es lohnt sich, das perfekte Licht abzuwarten. Früh aufstehen, sich überwinden und die Wetter-App immer im Blick haben. Auch mal schauen, um wie viel Uhr die Sonne aufgeht. Wir waren schon mal zwei Stunden zu früh vor Ort, da braucht es dann halt Geduld … aber daraus lernt man fürs nächste Mal.
Das beste Licht hat man immer rund um den Sonnenaufgang oder -untergang. Manche Leute versuchen ja auch mittags zu fotografieren, da muss ich manchmal schmunzeln. Da kann man an einem noch so schönen Ort sein, man muss das Foto am Ende meistens stark bearbeiten und das lohnt sich finde ich oft nicht.
Vielen Dank für das Interview.
(Interview: Cewe
Fotos: Dominik Kobler))
Der vom Weltbild Fotoservice und Cewe initiierte Sonderwettbewerb «Mini Heimat» fand im Rahmen des Cewe Photo Awards statt. Sämtliche Gewinnerbilder finden Sie hier.
Weitere Links:
• Instagramprofil von Dominik Kobler (@dominik.kobler)
• Fotowettbewerb «Mini Heimat» Gewinnerbilder
• Internationaler Cewe Photo Award
• Weltbild Fotoservice: weltbild-fotoservice.ch
• Cewe: cewe.ch