Urs Tillmanns, 8. April 2018, 10:00 Uhr

Corinne Vionnet – MOl. Ici Maintenant

Wenn es vorrangige die Aufgabe des Schweizerischen Kameramuseums ist, das Werkzeug des Fotografen zu präsentierten, so fällt es in den Aufgabenbereich der Wechselausstellungen, den Benutzer dieses Werkzeugs und die Bilder zu veranschaulichen, die diese Symbiose zwischen Mensch und Maschine erzeugt.

Die Kirche Sacré-Coeur in Paris, fotografiert von Corinne Vionnet

Die digitale Revolution hat eine Art «neue Welt» ins Leben gerufen, die von bestimmten Fotografen erforscht wird. Zu diesen zählt die Schweizer Fotogratin Corinne Vionnet: Ihre Serie «Photo Opportunities» hat tiefe Eindrücke hinterlassen und ist zu einer Referenz erster Güte für alle geworden, die sich mit der Frage befassen, welche Rolle die Fotografie angesichts der virtuellen Welt spielt.

Die in Vevey lebende Fotografin ist eine wichtige Person in der Ville d’lmages geworden. Ihre Arbeit ist regelmässig sowohl in Einzelausstellungen als auch bei zahlreichen Gruppenausstellungen und Festivals vertreten, die sich der Fotografie widmen.

Die Bilder von Corinne Vionnet befragen das kollektive Gedächtnis. Sie hinterfragen unsere Beziehung zum Raum und die Art und Weise, wie sie die Wahrnehmung unserer eigenen Person und unserer Umwelt beeinflusst. Dieser künstlerische Ansatz bringt erhebliche Recherchen in Archiven, die Herstellung fotografischer Bilder und die Aneignung von Material mit sich, das sich auf Crowd-Sourcing oder Collagetechniken stützt.

MOI. Ici Maintenant – (ICH. Jetzt hier) hält genau den Augenblick fest, in dem Touristen vor der Kirche Sacré-Coeur in Paris mit ihren Mobiltelefonen diese fast immer identischen Erinnerungen an das einfangen, was paradoxerweise für sie eine einzigartige Erfahrung darstellt. Über das Ritual des Urlaubsfotos hinaus stellen diese Klischees, die häufig sofort geteilt werden, eine neuartige Form von Sprache dar. Die neuen Reflexe bedingende Verbreitung des Smartphones formt auch eine Gestik, die eine quasi mystische Positur heraufbeschwören kann. Diese anonymen Figuren mit ihren halb hinter ihrem Smartphone, diesem neuen Objekt der «Volksfrömmigkeit», versteckten Gesicht sprechen unsere Art und Weise an, wie wir die Realität wahrnehmen; dies geht so weit, dass wir uns fragen, ob wir der Wirklichkeit ihr Surrogat, ihre partielle Wahrheit oder sogar die Irrealität vorziehen.

Text: Schweizerisches Kameramuseum
Bilder: Corinne Vionnet

Die Ausstellung ist noch bis 26. August 2018 zu sehen im

Schweizer Kameramuseum
Grande Place
CH-1800 Vevey
Tel. 021 925 34 80

 

 

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