LED-Licht ist in allen Lebensbereichen auf dem Vormarsch – auch in der Fotografie. Digitalrevolution und Videoboom haben auch im Lichtangebot nach neuen Lösungen gerufen. Welche Lichtarten sind für den Fotografen von Bedeutung, und wo liegen die Vorzüge der trendigen LED-Leuchten?
Seit es die Fotografie gibt, sorgen die verschiedenen Lichtquellen für Diskussionsstoff. Während eine Gruppe von Fotografen grundsätzlich auf künstliche Lichtquellen verzichtet, erörtert die andere die Vor- und Nachteile von Kunstlicht, Blitzlicht und neuerdings von LED-Licht. Nicht zuletzt hat die Digitalrevolution mit neuen Arbeitsweisen und dem Trend zu Video in der Fotokamera zu neuen Produkten und neuen Argumenten geführt. Während Blitzlicht logischerweise für Videoaufnahmen nicht nutzbar ist, sind andererseits Dauerlichtquellen, wie sie bei Film- und Videoaufnahmen verwendet werden, für Fotografen von grossem Interesse. Blitz- wie Dauerlicht haben Vor- und Nachteile. Wichtig ist, diese jeweils gegeneinander abzuwägen, denn diese Geräte sind oft mit grösseren Investitionen verbunden.
Blitzlicht hat den unbestreitbaren Vorteil einer hohen Lichtausbeute. Genau dies kann sich aber auch als Nachteil herausstellen, nämlich dann, wenn mit grosser Blende fotografiert werden soll. Selbst bescheidene Studioblitze liefern dann zu viel Licht und zwingen den Fotografen dazu, zu Hilfsmitteln wie Graudichtefiltern oder Diffusorfolien zu greifen.
Unschlagbar sind Blitzgerätesysteme jedoch hinsichtlich der Auswahl an verschiedenartigen Lichtformern. Angefangen beim einfachen Reflektorschirm über Softboxen in allen möglichen Formen und Grössen bis hin zu spezialisiertem Zubehör wie Beauty-Dish und Fresnellinse; die Auswahl ist riesig. Und noch etwas macht das Blitzlicht oft zur ersten Wahl von Fotografen: Die Farbtemperatur liegt neutral bei rund Tageslicht-entsprechenden 5000 Kelvin. Bei Dauerlichtquellen ist das nicht immer so eindeutig.
LED-Leuchten gibt es heute in allen Grössen für die verschiedensten Anwendungen – vom Smartphone-Zubehör über die Aufsteckleuchte bis hin zum grossen Studio-Flutlicht (Foto: Metz, Metz, Aurora)
Auch GoPro bietet LED-Licht an. Als Ringlicht konzipiert ist das Zubehör ideal für die schattenfreie Frontaufhellung
Die klassischen Fotolampen, wie sie bis vor wenigen Jahren in keinem Fotostudio fehlen durften, wiesen in der Regel eine Farbtemperatur von 3600 K auf – klassisches Kunstlicht also. Der grössere Teil der Videoleuchten, die heute im Gebrauch sind, weisen ebenfalls 3600 K Farbtemperatur auf. Dies führt dazu, dass Videoaufnahmen überall dort zu einem Blaustich tendieren, wo sich Tageslicht im Bild bemerkbar macht. Bei Innenaufnahmen scheinen Fenster oder Türen darum häufig bläulich. Das Problem lässt sich beispielsweise mit Farbfolien lösen, doch ist der Aufwand dafür – gerade bei News- und TV-Beiträgen – in der Regel viel zu gross. Es gibt zwar eine grosse Auswahl an Lichtquellen mit einer neutraleren Farbtemperatur von 5000 K, allerdings sind diese in der Regel um einiges teurer.
Das Cullmann CUlight gibt es in verschiedenen Grössen und Benutzervarianten – auch mit Fernsteuerung
Was bei Videoaufnahmen ausreicht, um eine Szene zu beleuchten, wird in der Fotografie aber häufig dazu führen, dass die ISO-Empfindlichkeit massiv erhöht werden muss. Videokameras arbeiten mit einer Verschlusszeit von rund 1/40s pro Einzelbild. Fotos werden mit dieser Verschlusszeit aber unweigerlich verwackelt, Bewegungen des Models verwischt. Gerade bei Haaren ist dies natürlich nicht erwünscht.
Universell: Mehrere Kaiser LED-Leuchten (Modell 3270) können zu grösseren Leuchtflächen zusammengesetzt werden
Während die Farbtemperatur von Videoleuchten und manchen Dauerlichtquellen problematisch ist, wenn beim Einsatz auch noch Tageslicht mitspielt, gilt genau das Umgekehrte beim Blitzlicht in einer Kunstlichtumgebung. Soll beispielsweise ein feierlicher Anlass fotografiert werden in Räumen mit Kronleuchtern oder Kerzen, dann macht sich Blitzlicht oft unangenehm kalt bemerkbar. Hier müssen dann Weissabgleich und Korrekturfilter Abhilfe schaffen.
Ähnliches auch mit den Aufsteckleuchten von Metz. Je nach Fototasche kommt mehr oder weniger Licht mit
Herkömmliche Kunstlichtquellen haben einen weiteren Nachteil: Sie entwickeln grosse Hitze. Das kann nicht nur dem Make-up schaden, und ist bei Food-Aufnahmen ein Problem, es erschwert auch die Verwendung von Lichtformern, denn Softboxen und Reflektorschirme sind – leider – brennbar. Um das Problem einigermassen in den Griff zu bekommen, sind Videoleuchten mit einer Ventilation ausgestattet, welche die Tonaufnahme stören kann.
Neu bei Metz: die integrierte LED zur Lichtkontrolle und zur Frontaufhellung bei Videoaufnahmen
LED-Leuchten haben den grossen Vorteil, dass sie keine Hitze entwickeln und eine halbe Ewigkeit halten. Das macht sie attraktiv für Fotografen und Videofilmer. Die Lichtausbeute von LED-Leuchten ist jedoch nicht mit jener von Blitzgeräten zu vergleichen, deshalb müssen LED-Leuchten näher ans Motiv ran und die ISO-Empfindlichkeit muss erhöht werden. Da LED‘s keine Hitze entwickeln, lassen sie sich auch besser mit Softboxen und ähnlichen Lichtformern einsetzen.
Grosse Flächenleuchten gibt es von vielen Herstellern. Hier das Modell RPL-1200B von Reflecta …
… oder das kostengünstigere Modell YN160 III von Yongnuo mit einem Farbfilterset
Grundsätzlich gilt zwischen zwei Typen von LED-Leuchten zu unterscheiden. Im Videobereich kommen oft Flächenleuchten, sogenannte «Panels» zum Einsatz. Diese bestehen – je nach Grösse – aus bis zu tausend einzelnen Leuchtdioden. Mittels Spiegelklappen, sogenannten «Barndoors», lässt sich die Lichtführung anpassen. Flächenpanels sind die erste Wahl bei Reproaufnahmen. In vielen Archiven dürfen Gemälde oder Schriftstücke dürfen nicht mit Blitzlicht fotografiert werden. Hier stellen LED-Flächenleuchten also auch für Fotografen eine ideale Lichtquelle dar. Der bisher grösste Nachteil dieser Leuchten ist der Preis, doch dürfte dieser mit wachsendem Angebot in den nächsten Jahren noch massiv sinken.
Westcott bietet flexible LED-Flex-Matten in verschiedenen Grössen an. Sie haben Tageslichtcharakter und können beliebig geformt werden
Wer die Videofunktion seiner Spiegelreflexkameras nutzen möchte oder mit einer Handkamera unterwegs ist, kann sich kleine Flächenleuchten verschiedenster Hersteller wie etwa Metz oder Manfrotto erwerben. Diese sind nur ein wenig grösser als herkömmliche Aufsteckblitze und sorgen bei schummrigem Umgebungslicht für die nötige Aufhellung. Die LED-Leuchten von Kaiser und Metz lassen sich übrigens kuppeln. So entsteht aus mehreren kleinen Leuchten, ein einziges grosses Panel – ohne Barndoors zwar, aber immerhin sind sie eine hervorragende Lösung für ein weiches, angenehmes Licht. Denn das ist eine Stärke aller Dauerlichtquellen gegenüber Blitzlicht: Sie sind für das Modell angenehmer und blenden in der Regel nicht.
Praktisch: Die akkubetriebene Multiblitz V6 Videoleuchte nutzt das gleiche Zubehör wie die Multiblitz-Blitzanlagen
Wirklich interessant für Fotografen sind jene Produkte, die sich wie herkömmliche Blitzleuchten einsetzen lassen. Hier hat zum Beispiel Multiblitz mit dem V6 System eine neue Lösung präsentiert. Die V6 Leuchten werden mit einem Akku betrieben und sind somit unabhängig vom Stromnetz. Da die V6-Leuchten mit dem selben Bajonett ausgestattet sind wie die Blitzleuchten, lassen sich sämtliche Lichtformer des Herstellers auch mit LED-Licht verwenden.
Bei der Fiilex Q500 kann die Lichtcharakteristik sehr genau abgestimmt werden, was bei professionellen Videoproduktionen von grossem Vorteil ist
Ähnliche Wege gehen Westcott, Dedolight oder Fiilex, die auch Leuchten mit Fresnellinsen im Programm führen. Das beste an den LED-Leuchten der neuen Generation dürfte aber deren variable Farbtemperatur sein: So kann zum Beispiel die Fiilex Q500 von 2800 bis 6500 K reguliert werden und verfügt über einen CRI Wert von über 93 (bei 3000-5600 K). Zudem kann der Farbwert (Hue) um ±.25 Magenta/Green verstellt werden. Die Q500 ist flickerfrei und gibt keine schädliche UV-Strahlung ab. Ein eingebautes LCD hilft beim präzisen Einstellen der Parameter. Ausserdem lassen sich LED-Leuchten stufenlos dimmen, das heisst, sie können so dezent eingesetzt werden, dass sie nicht auffallen.
Modelle mit Akku- oder Batteriebetrieb sind auf dem Vormarsch, was sich für Reportagefotografen bezahlt macht. Klar, die LED-Leuchten wurden oft gezielt für Video-Anwendungen entwickelt. Das kann bedeuten, dass die Akkus von Sony benötigt werden. Doch auch hier findet eine Entwicklung statt, die auch Fotografen berücksichtigt, siehe Multiblitz. Dass die Lichtausbeute nicht mit der eines professionellen Blitzgerätes zu vergleichen ist, darf auch nicht überbewertet werden, denn seit professionelle Spiegelreflexkameras ISO-Empfindlichkeiten deutlich über der 12‘800er-Marke bieten, lässt sich dieser kleine Mangel allerdings problemlos wieder wettmachen.
Interessant zu wissen
- Die ersten LED‘s wurden 1960 entwickelt, seit 2000 gibt es weisse Leuchtdioden
- LED-Leuchten entwickeln kaum Hitze, diese entsteht auf der Rückseite der Leuchte
- Die Lichtausbeute hängt von der Qualität der LED‘s ab, die besten sind sogar für Autoscheinwerfer tauglich
- Die Lebensdauer eines LED-Elements beträgt ca 50’000 Stunden
- Eine LED-Leuchte braucht etwa 85% weniger Energie als eine entsprechende Halogenleuchte
- Die Energieeffizienz von LED‘s hat sich in den vergangenen zehn Jahren etwa verzehnfacht
- Die Entwicklung von organischen LED‘s, sogenannten OLED’s, bergen ein grosses Entwicklungspotential
Heisse Leuchten mit kaltem Licht
Die Photokina 2016 hat deutlich gezeigt, dass LED-Licht im Vormarsch ist. Nahezu alle Studiolichtanbieter sind heute sowohl mit Blitzlicht als auch mit LED-Leuchten im Markt, wissend, dass sich viele Fotografen mit beiden Lichtarten ausrüsten. Auf besondere Beachtung sind die Neuheiten gestossen:
Westcott hat eine flexible Flächenleuchte Westcott Flex vorgestellt. Das Besondere an dieser Lichtquelle ist, dass sie sich in praktisch jede gewünschte Form verbiegen lässt. Die Lichtmatte erweist sich als wasserabweisend, die LED’s lassen sich in ihrer Helligkeit regulieren und es gibt Modelle mit Tages- oder Kunstlicht. Die Leuchten sind kompakt und lassen sich deshalb leicht transportieren. Ihre Lichtleistung kann sich allerdings sehen lassen: 1600 Lux bietet die Kunstlichtvariante, während die Tageslicht-Leuchte satte 1900 Lux (bei einer Distanz vom 1 m) in die Waagschale wirft. Dabei sind die Leuchten in ihrer Leistung bis auf fünf (!) Prozent dimmbar. In absehbarer Zukunft wird Westcott nicht nur eine ganze Serie dieser Flächenleuchten anbieten, sondern auch entsprechende Zubehöre wie Dimmer, Akkus, Montagesysteme und vieles mehr entwickeln.
CUlight von Cullmann ist eine ganze Produkteserie. Den Anfang der Serie machen sieben verschiedene LED Leuchten mit dem passenden Zubehör. Die einzelnen Modelle unterscheiden sich in der Leuchtstärke (LUX) voneinander. Diese reicht von 220 Lux bis hin zu maximal 2900 Lux. Allen Modellen gemeinsam ist die Tatsache, dass sie sowohl für Foto- wie auch für Videokameras geeignet sind und standard-mässig mit einem Diffusionsfilter ausgeliefert werden. Die Einsteigermodelle (CUlight V 220DL, V 320DL und V 390DL) sind ausschliesslich als Daylight Version (5600 K) verfügbar.
Die V6D Leuchte von Multiblitz bietet einen Lichtstrom von 6000 Lumen, eine Leistung vergleichbar mit 650W Halogenlicht. Es ist mit einem der modernsten und leistungsfähigsten LED-Module überhaupt ausgerüstet, dessen Lebensdauer bei über 50‘000 Std. liegt. Die besonders hohe Lichtausbeute (Lm/W) ist nur einer der vielen Vorteile gegenüber Halogen-Lichtquellen: Keine Wärmeentwicklung und Hitzeanreicherungen an LED-Modul und Lichtformern, dadurch werden z.B. «hitzebeständige» Softboxen überflüssig. Der geringe Stromverbrauch macht das V6 System zu einer wirtschaftlichen und universell einsetzbaren Lichtquelle für Foto und Video. Die Ausstattung mit dem P-Bajonett bietet unbegrenzte Gestaltungsmöglichkeiten mit über 40 Multiblitz Lichtformern. An einem VPAC Li-Io Akku kann ein V6 Gerät bis zu 90 Min. bei voller Leistung eingesetzt oder ab Netz betrieben werden.
Metz bringt mit dem Mecablitz M400 ein kompaktes Systemblitzgerät auf den Markt, das zur Ausleuchtung von Videoaufnahmen oder zur Prüfung des Schattenwurfs mit einer regelbaren LED-Videoleuchte ausgestattet ist. Weitere vielseitige Lichtgestaltungsmöglichkeiten bieten sich durch den Schwenkreflektor, Reflektorkarte und die Weitwinkelstreuscheibe. Das Gerät bietet einer sehr aufgeräumte Bedienoberfläche und einen innovativen OLED-Display.
Die Liste der LED-Neuheiten ist bei weitem nicht vollständig, und sie kann es auch nie sein. Die Entwicklung der LED-Technik bietet weiterhin ein enormes Potential, und gerade in Verbindung mit den Video-Funktionen in den Digitalkameras werden sich LED-Leuchten in allen Varianten in den nächsten Jahren als Fotolichtquellen noch stärker durchsetzen.
Werner Rolli
Wichtige Links:
• Reflecta-LED-Studio-Flächenleuchte
• Yongnuo YN160 III Fotoleuchte
Herzlichen Dank für den informativen Beitrag zum LED-Licht und der Marktauslotung!
Ein Problem bei den LEDs ist, dass die Lichtfarbe von Charge zu Charge wechseln kann.
Hallo,
Danke für den Beitrag.
Aber, wie sieht es mit der Homogenität der Lichtverteilung per LED-Lampen aus?