Urs Tillmanns, 19. Juni 2016, 13:32 Uhr

Die Lumix GX80 als treue Begleiterin

Seit kurzem ist die Lumix GX80 auf dem Markt. Wir hatten die Gelegenheit, diese kompakte Systemkamera während zwei Monaten zu testen. Dabei ist sie eine treue Begleiterin zu allen möglichen Anlässen geworden – auch bei recht heiklen fotografischen Aufgaben.

 

Testkameras stehen uns in der Regel nur kurze Zeit zur Verfügung. Oft reichen die wenigen Tage dann kaum, um sich intensiv mit dem neuen Gerät zu befassen und damit Testbilder zu schiessen – besonders wenn dann noch das Wetter schlecht ist. Anders dieses Mal mit der Lumix GX80, die uns schon früh als «Erlkönig» zur Verfügung gestellt wurde, als die Kamera noch gar nicht auf dem Markt war.

 

Lumix GX80 Trio_750

Als Nachfolgemodell der GX7 ist sie technisch sehr gut ausgestattet und mit 4K Foto/Video, 5-Achsen-Gehäusestabilisator und dem beweglichen Touchscreen-Monitor weiterentwickelt. Hinzu kommt ein Sensor ohne Tiefpassfilter, Dual-IS-Kompatibilität und Hybrid-Kontrast-Autofokus, was aus dem in der Preis-Mittelklasse angesiedelten Modell eine Topkamera macht.

Dennoch ist die GX80 kompakt geblieben – so kompakt, dass man dahinter gar keine Systemkamera mit Wechselobjektiv vermuten würde. Und das macht die Kamera nicht nur gefällig, sondern man nimmt sie gerne überall hin mit.

 

GX80_12-32_kombi_1000

Ebenfalls zur Kompaktheit beigetragen hat das Kitobjektiv G-Vario 3,5-5,6/12-32 Asph, das sich als kleinbildentsprechende 24 bis 64 mm Brennweite für viele Einsatzbereiche bestens eignet und auch qualitativ überrascht. Es hat zudem den Vorteil, dass es über die Weitwinkeleinstellung hinaus gedreht werden kann, um bei Nichtgebrauch die Baugrösse auf die Hälfte zu reduzieren.

 

Lumix GX80 Blitz_750

Wie viele vergleichbare Modelle ist auch die GX80 mit einem aufklappbaren Miniblitz ausgestatten – als «lichttechnisches Rettungsboot», sozusagen

 

 

Was uns besonders aufgefallen ist …

Die Kamera macht einen «aufgeräumten» Eindruck. Keine unnötigen Bedienungselemente und Tasten, sondern klar bezeichnete und ergonomisch platzierte Tasten und Räder. Davon befindet sich eines vorne um den Auslöser herum angeordnet, und das zweite hinten für die Bedienung mit dem Daumen. Man kann die Funktionsräder beliebig belegen, wobei es sich für meine Arbeitsweise als sinnvoll ergeben hat, dass ich vorne den Weissabgleich und hinten die Belichtungskorrektur einstellen kann. Arbeite ich manuell, so dient das vordere Einstellrad der Blendenverstellung, während am hinteren die Belichtungszeit geregelt wird. Bewegt man eines dieser Räder, so erscheinen im Display oder im Sucher die beiden Skalen.

 

Lumix GX80 back_Tm_750

Die GX80 wirkt sehr aufgeräumt ohne viele verwirrende Knöpfe und Tasten. Damit ist die Bedienung sehr einfach und übersichtlich. Erst in den Tiefen des Menüs stösst man zu den wahren Werten der Einstellungsmöglichkeiten vor, die in Sachen Vielfalt den Mitbewerbern nicht nachstehen.

Als Ergänzung zum grossformatigen Display hat die Kamera einen hervorragenden Suchermonitor. Dieser schaltet (heute üblicher Stand der Technik) automatisch um, sobald man die Kamera ans Auge nimmt. Der Suchermonitor ist dem Display optisch absolut ebenbürtig, hat eine sehr hohe Auflösung, eine gute Kontrastleistung und ruckelt auch bei schnellen Kamerabewegungen nicht. Allerdings ist der Suchermonitor starr und nicht beweglich, was ich an der Lumix GX8 besonders schätzte, die ich damals auf der Fahrt mit dem Roten Pfeil dabei hatte.

 

Lumix GX80 Funktionsraeder_750

Die wichtigsten Einstellelemente sind die beiden Funktionsräder das Frontrad, welches um den Auslöser herum angeordnet ist und mit dem Zeigefinder bewegt wird, und das Daumenrad an der Rückseite der Kamera. Darüber ist der Hauptschalter, das Funktionswahl (P, S, A, M …) und die Videotaste hinter dem Auslöser angeordnet. Alles sehr funktionell und ergonomisch.

Das Display lässt sich um 90 Grad nach oben und um 45 Grad nach unten schwenken. Das ist in der Praxis für tiefe Standorte und Überkopfaufnahmen absolut genügend, allerdings ist damit der Anzeigeschirm nicht Selfie-tauglich. Wobei ich glaube, dass die Leute, die sich eine solche Systemkamera kaufen, wohl eher aus dem Selfiealter hinaus sind, oder diese eher mit ihrem Smartphone machen. Dafür ist der bewegliche Monitor perfekt in das Gehäuse integriert, während solche bei anderen Kameras vorstehen und die Bautiefe der Kamera vergrössern.

Lumix GX80 Display_750

 

Das Display ist als Touchscreen ausgelegt, mit dem sich nahezu alle Funktionen ansteuern und einstellen lassen. Das ist zwar etwas Gewohnheitssache, aber sehr praktisch, und wenn man den Umgang damit einmal intus hat, erlaubt dies eine sehr schnelle Arbeitsweise. Praktisch: Auch die Helligkeit des Objektes (Belichtungskorrektur) lässt sich sogar über den Touchscreen optimieren, indem der AE-Modus aufs Display gezogen und die entsprechende Bildpartie angetippt wird.

Eine weitere Möglichkeit der schnellen Einstellung ist das Quick-Menü, das mit der Löschtaste kombiniert ist und einen sehr schnellen Zugang zu den Symbolen der wichtigsten Menüpunkten ermöglicht. Für meine persönliche Arbeitsweise ziehe ich diese Einstellmöglichkeit vor, schon der Übersichtlichkeit wegen.

 

Eine treue Begleiterin

In den letzten Wochen durfte die GX80 bei allen möglichen Reportagen dabei sein, bei denen ich normalerweise eine grössere Fotoausrüstung mitnehmen würde. Aber die GX80 hat schon sehr schnell ihre positiven Eigenschaften unter Beweis gestellt, bei einer Bildqualität, die als gut bis sehr gut bezeichnet werden kann. Dazu kommen natürlich ihre angenehmen Abmessungen und das geringe Gewicht und die Tatsache, dass man mit dem Kitobjektiv 12 bis 32mm, das einem 24er bis 64 mm bei Kleinbild entspricht, für die meisten Motivsituationen ausreichend gerüstet ist.

 

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Innenaufnahme der Peterskirche in Wien mit ISO 2000, f3,5/ 1/60

Begonnen hatte die Überraschung in Wien, als ich den Ausflug der Fotohistory mit der GX80 begleitete. Natürlich hatten wir neben fotohistorischen Schwerpunkten auch einige touristische Sehenswürdigkeiten dieser zauberhaften Stadt besucht, darunter die Peterskirche, deren Innenraum mit ISO 2000, 1/60 Sekunde bei Blende 3,5 perfekt aufs Bild kam. Das 12mm Weitwinkel ergab eine tolle Perspektive, und die Schärfe überzeugte.

GX80_Tech_Museum_Wien_1000

Die verschiedenen Bildeffekte der Lumix GX80, gezeigt an einem Ausstellungsobjekt im Technischen Museum Wien

Der Besuch des Technischen Museums Wien – übrigens sehr empfehlenswert und ein Wochenende für sich wert – hat mir unter anderen die Möglichkeit gegeben, die 24 verschiedenen Bildeffekte auszuprobieren, von denen die meisten auch im 4K-Videomodus verwendet werden können. Ob man solche Effekte mag oder nicht, sei dahingestellt – jedenfalls beherrscht die GX80 vor allem die verschiedenen Schwarzweiss-Umsetzungen hervorragend.

Weiter ging’s nach Chur an die Bündner Fotomesse, die dieses Jahr erstmalig stattfand. Von den Branchenkollegen und –freunden wurde ich hier mehrfach auf meinen «Erlkönig» angesprochen, wobei viele eine neue Kompaktkameras ohne Wechselobjektiv vermuteten. Für solche Reportagebilder, wie Sie sie im Artikel sehen, ist die GX80 geradezu prädestiniert, nicht zuletzt auch deshalb, weil man mit der Kamera nahe ran kann und kaum auffällt. Das gefällt mir und entspricht meiner Arbeitsweise.

GX80_Panorama_Chur_1000

Mit dem Panoramabild ist auch gleich bewiesen, dass die GX80 dies auch kann. Ein Tipp dazu: Reicht das Weitwinkel mal nicht aus – nehmen Sie einfach die Panoramafunktion.

 

GX-80_Fotoschiff_1000

Die Reportage auf den Fotoschiff bot einige fotografisch knifflige Situationen

Der nächste grosse Auftritt war das Fotoschiff von FotoPro mit dem originellen Rundgang über die Stände mit der charmanten Samantha. Hier gab es doch einige knifflige Situationen, was die Fokussierung und die hohen Kontraste anbelangte. Erstaunlich, was dieser 16 Megapixel-Sensor im MFT-Format an Dynamikumfang und Rauschunterdrückung leistet. Aber dazu kommen wir noch.

Dann folgte die Photo Münsingen, eines der inzwischen auch international wichtigsten Fotofestivals mit einem sehr hohen Ausstellungsniveau und einem starken Publikumszuspruch. Die Photo Münsingen ist für mich immer ein Marathon, weil es einerseits darum geht möglichst schnell die Ergebnisse des Wettbewerbs online zu bringen und anderseits innerhalb Tagesfrist alle Ausstellungen zu dokumentieren und am nächsten Tag mit dem Bericht aufzuschalten.

 

GX80_Muensingen_1000

Zentraler Anlass an der Photo Münsingen ist die Rangverkündung des Wettbewerbs. Der hohe Kontrast wird mit der GX80 erfreulich gut bewältigt – übrigens ohne Nachbearbeitung

Dabei sind die Bilder das Wichtigste – einen Text dazu kann man sich immer noch einfallen lassen. Zudem nehmen die vielen Inserts, die ich leidenschaftlich pflege, immer sehr viele Nachtstunden in Anspruch …

Lumix GX80 35-105_750

Als Ergänzung zum Kit mit dem 12-32mm macht das G-Vario 1:2,8/35-100 mm Sinn

Allerdings sind nicht alle diese Bilder mit dem 12-32mm Objektiv entstanden. Foto Zumstein hat mir freundlicherweise noch das G Vario 2,8/35-100mm ausgeliehen, worum ich in einigen Fällen recht froh war. Übrigens ist dies eine hervorragende Ergänzung zum kompakten 12-32er, einerseits wegen der höheren Lichtstärke und schönen Bokeh-Möglichkeiten, andererseits aber auch, um mit einer immer noch sehr kompakten Ausrüstung einen kleinbildentsprechenden 24 bis 200 mm Brennweitenbereich abzudecken.

Dass ich die GX80 kürzlich noch bei einem Besuch im Ballenberg dabei hatte, sei bloss am Rande erwähnt und war mehr privates Vergnügen als journalistisches Vorhaben. Das Freilichtmuseum ist eines meiner liebsten Ausflugsziele, erstens, weil ich an der Lebensweise früherer Generationen grosses Interesse habe und zweitens, weil dieser Park voll von Motiven ist. Repräsentativ für viele möchte ich Ihnen zum Abschluss ein Bild zeigen, das mir besonders gefällt:

GX80_Ballenberg_1000

Fasziniert hat mich einmal der stimmungsvolle Lichteinfall in diesen Raum, dann aber auch die Art und Weise, wie diese Räume eingerichtet und in ihre originale Zeit zurück versetzt werden. Das macht Ballenberg so reizvoll …

 

Zwei Praxistests

Nein, wir machen mit unseren Leihkameras keine (halb-)wissenschaftlichen Messungen, erstens weil uns die Zeit, die Einrichtung und die Mittel dazu fehlen und andererseits weil alle diese Test die Exemplarstreuung nicht berücksichtigen können. Die optische Korrektion lebt von und mit Kompromissen, und da gibt es zwangsläufig bessere und schlechtere Qualitäten – auch wenn die Hersteller dies nicht wahrhaben wollen.

Was mich hingegen interessiert, ist ein Praxistest unter immer möglichst ähnlichen Voraussetzungen. Deshalb durchlaufen die meisten Kameras die beiden nachfolgenden Rituale.

 

G-Vario_12mm_1000

Lumix G-Vario 1:3,5-5,6/12-32mm in 12mm-Weitwinkelstellung …

G-Vario_32mm_1000

… und mit der längsten Brennweite von 32mm

Einmal interessiert es mich, wie sich der Bildwinkel immer vom gleichen Standort bei den gleichen Motiven (entweder der Munot oder der Thiergarten in Schaffhausen) verhält und ob die entsprechenden 100%- oder 200% Ausschnitte meinen Erwartungen entsprechen. Übrigens erstaunlich, dass manchmal gleiche Brennweitenangaben andere Bildwinkel ergeben !?

GX80 Rauschverhalten Referenz_500Dann folgt der Bummel in den düsteren Kreuzgang Allerheiligen in Schaffhausen, wo ich ein mittelalterliches Wandgrab immer auf gleiche Weise mit allen Empfindlichkeiten fotografiere. Ein ganz wichtiges Kriterium ist, neben dem allgemeinen Rauscheindruck, die Detailwiedergabe eines feinen Drahtgeflechts, das vor dem Grab verhindert, dass der Verstorbene von den Tauben belästigt wird. Die Brauchbarkeit des Bildes hört da auf, wo das Drahtgitter nicht mehr zu erkennen ist.

 

GX80 Rauschverhalten 1200

Die Rauschunterdrückung der GX80 überrascht selbst bei der höchsten Empfindlichkeit von ISO 25’600

Hier hat die GX80 einmal mehr überrascht, denn das Drahtgeflecht ist auf allen Bilder zu sehen – selbst bei ISO 25’600. Erstaunlich  auch deshalb, weil Kameras mit wesentlich grösseren Sensoren – der MFT-Sensor ist nur gerademal 17,3 x 13 mm klein – diese Leistung nicht erbringen.

Pragmatisch? Mag sein – aber brauchbar. Vergleicht man diese Tests über eine längere Zeit miteinander, so lässt sich ein interessanter laufender Fortschritt der Sensor- und Kameratechnik und nicht zuletzt in der Optik feststellen. Nein, die Fototechnik ist noch lange nicht ausgereizt …

Text und Bilder: Urs Tillmanns

Weitere Informationen zur Lumix GX80 finden Sie unter www.panasonic.ch

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