Am 19. Februar 1990 wurde Photoshop von Adobe vorgestellt. Anlässlich dieses 25. Geburtstages hat Adobe eine Videokonferenz mit dem Erfinder Thomas Knoll sowie aktuellen Photoshop-Verantwortlichen abgehalten und die Geschichte des wohl wichtigsten Programmes zur Bildbearbeitung publiziert.
Zum Auftakt des Geburtstages von Photoshop veranstaltete Adobe eine Videokonferenz mit dem Photoshop-Erfinder und aktuellen Photoshop-Verantwortlichen. (Gestreamt wurde die Konferenz per Adobe Connect und konnte gestern – hierzulande war es bereits Abend – live verfolgt werden.)
Screenshot der Videokonferenz mit Thomas Knoll (zusammen mit Pam Clark, Director of Photoshop Management, als Moderatorin).
Der US-amerikanische Photoshop-Erfinder und Software-Entwickler Thomas Knoll erzählte die Vorgeschichte von Photoshop. 1987 begann er die Software unter dem Namen «Display» zum Anzeigen von Bildern zu entwickeln und zog wenig später seinen Bruder John hinzu. John Knoll war damals und ist noch heute zuständig für Spezialeffekte bei Kinofilmen.
Thomas Knoll (links) und John Knoll in 1995, Fotos Jeff Schewe
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Die beiden haben dann die Software kontinuierlich zusammen weiter entwickelt. John Knoll hat die Software erstmals für den Unterwasser-Sci-Fi-Film «The Abyss» eingesetzt. Er hat Fotos vom Filmset für die Oberfläche einer computergenerierten ausserirdischen Präsenz verwendet, die im Film aus Wasser bestehend verschiedene Formen annahm.
Anvisierte Käuferschaft für die Software waren damals die Profis aus dem Pre-Press-Bereich und nicht etwa Fotografen, denn damals existierten es kaum Eingabe- und Ausgabemöglichkeiten. Extrem teure Scanner sowie Druckmöglichkeiten waren in der Druckbranche verbreitet, wo sich das Desktop Publishing seit einigen Jahren rasant entwickelte. In der Druckvorstufe wurden mit der Software eingescannte Vorlagen bearbeitet und aufbereitet. (Diese wurden damals in Drucklayouts platziert, dann die Seiten farbsepariert auf Druckfilme belichtet und diese Filme zur Erstellung von Druckplatten genutzt.) Unter dem Namen Image Pro wurde eine Vorversion zusammen mit Scanner ausgeliefert. Dieser Name wurde wegen einer Hardware mit gleichem Namen aufgegeben und auch andere Namen konnten nicht überzeugen bis Thomas Knoll an einer Produktdemo aus den Reihen der Zuschauer den Vorschlag «PhotoShop» erhielt. Geschrieben wurde es bis zur Veröffentlichung mit einem grossen «S». Die finale Schreibweise war sozusagen Adobes Beitrag zur ersten Photoshop-Version.
Thomas Knoll (hier zusammen mit Zorana Gee, Senior Director of Photoshop Product Management)
Als wichtigste Schritte für den Erfolg von Photoshop hat Thomas Knoll in der Konferenz den Beginn des World Wide Web und die Einführung von (Farb-)Tintenstrahldrucker anfangs der 1990er Jahr genannt, wodurch einerseits der Bedarf an Bildbearbeitung wuchs und andererseits auch jenseits der Druckbranche Bilder publiziert und ausgegeben werden konnten. Ein dritter Schritt waren dann die digitalen Kameras, die ab 1996 zu boomen begannen.
Thomas Knoll, hat sich ab 2002 stark auf die Entwicklung einer Software für Raw-Fotos konzentriert. Sie wurde erst als separates Plug-in publiziert und dann als Adobe Camera Raw in Photoshop und in Photoshop Elements – der abgespeckten Consumer-Variante von PS – integriert. Die Raw-Engine stellt auch den Kern von Photoshop Lightroom dar.
Auf kritische Fragen der Journalisten, was er denn zu problematischen Photoshop-Manipulationen (wie Modelle unnatürlich verschönern, News-Bilder manipulieren) meine, hat Thomas Knoll geantwortet, dass es wie bei jedem Werkzeug halt möglich sein, es unterschiedlich zu nutzen – und es eben auch zu missbrauchen.
Gefragt wurde Thomas Knoll auch über seine Meinung zum (umstrittenen) Abo-Modell der Adobe-Software. Er habe sich dafür eingesetzt, dass es auch ein Abo für Fotografen gibt, und ist mit diesem Abo für 10 Dollar pro Monat zufrieden.
Photoshop
War die Urfassung von Photoshop zunächst nur Fachanwendern ein Begriff, ist sie heute die am meisten genutzte Bildbearbeitung rund um den Globus.
Für 90 Prozent aller professionellen Gestalter in Bildbearbeitung und Druckvorstufe ist Photoshop die bevorzugte Lösung. Die im Laufe der Jahre speziell für Konsumenten veröffentlichten Ableger sind nicht minder beliebt. So wurde die kostenlose Mobilanwendung Adobe Photoshop Express allein bei Google Play bislang über zehn Millionen Mal heruntergeladen.
Die Photoshop-Geschichte
Am 19. Februar 1990 veröffentlichte Adobe die Version 1.0 der populären Bildbearbeitungs-Software Photoshop. Die erste Version – damals nur für Mac – passte auf eine einzelne Diskette mit 800 Kilobyte Speicher.
Startbild von Photoshop 1.0.7
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Damals war nicht abzusehen, wie sehr es die Welt der Bildbearbeitung verändern würde. Die Software traf den Nerv eines ganzen Berufsstandes. Druckzeugnisse wurden Anfang der 1990er zunehmend am Computer gestaltet. Viele Anwender empfanden es als einfacher die neue Oberfläche zu bedienen, so setzte sich die Lösung von Adobe im neuen Tätigkeitsfeld des Desktop Publishing (Pre Press /Druckvorstufe) schnell durch. Auch die Möglichkeit, durch Plug-ins Funktionen optional zu ergänzen, entwickelte sich zu einem beliebten Merkmal von Photoshop.
In den Folgejahren fügte Adobe weitere Funktionen hinzu, welche die Fotoretusche drastisch vereinfachten und erweiterten. Beispiel sind die Ebenentechnik, die Änderungshistorie oder Werkzeuge wie der Reparaturpinsel. Sie alle gehören längst zum Standardrepertoire der digitalen Bildbearbeitung. Aus Verlagshäusern, Druckereien, Grafikbüros, Werbeagenturen und vielen anderen Berufsbildern ist Photoshop seitdem nicht mehr wegzudenken.
Angesichts des Siegeszuges von digitalen Fotokameras und Computern in Beruf und Freizeit, baute Adobe im neuen Jahrtausend Photoshop zu einer Software-Familie mit passenden Werkzeugen für verschiedene Zielgruppen aus. Mit Photoshop Elements bietet Adobe seit dem Jahr 2001 allen Konsumenten einen komfortablen Einstieg in die Welt der Bildbearbeitung. (Photoshop Elements isttrat die Nachfolge Photo Deluxe an und ist eine abgespeckte Version von Phtoshop und enthält eine Bildverwaltung, die anfänlich als eigenstöndiges Programm Photoshop ALbum lanciert worden war.) Photoshop Lightroom ist seit 2007 eine beliebte und verbreitet Komplettlösung für Fotografen mit professionellen Ansprüchen, die Kamera-Rohdaten bearbeiten, verwalten und veröffentlichen möchten.
Seit 2012 ist Photoshop Teil der Creative Cloud, die Mitgliedern auf Abo-Basis Zugang zu leistungsstarken Desktop- und Mobil-Apps sowie umfangreichen Webservices bietet. Unabhängig von Zeit und Ort können Anwender ihre Ideen verwirklichen und auf allen mit der Creative Cloud verknüpften Geräten synchronisieren.
Photoshop heute und morgen
Längst sind Photoshop und die Kreationen, die damit geschaffen werden, ein essentieller Bestandteil im Leben der meisten Menschen – selbst dann, wenn sie die Anwendung nicht selbst nutzen. Mit Photoshop bearbeitete Bilder und Grafiken sind quasi überall präsent: im Familienalbum, in der Online-Bildergalerie, auf Plakatwänden, dem Bildschirmhintergrund des Computers, auf der Kaffee-Packung, dem Zeitschriftentitel und bei vielen Gelegenheiten mehr.
Photoshop hat es in den vergangenen 25 Jahren Kreativschaffenden immer wieder aufs Neue ermöglicht, ihr Publikum mit visuellen Medien auf intensive Weise zu berühren. Dabei hat sich Adobe nicht nur auf die Leistungsfähigkeit seiner Entwickler verlassen, sondern auch auf die Zusammenarbeit mit einer engagierten Anwender-Community gesetzt.